Brache soll zum "Kraftwerk" werden

LEIWEN. Elektrizität statt Riesling wollen die Leiwener auf den ehemaligen Weinanbauflächen in ihrem Nebental "Kampel" erzeugen. Den Anstoß für das Sonnenenergieprojekt gab der Wahl-Leiwener Aloys Lampferhoff.

Der selbstständige Schmiedemeister, der sich nebenberuflich auch mit der Voltaik beschäftigt, war erst vor drei Jahren in den Ort an der Mittelmosel gezogen. Lampferhoff: "Auf den Bereich ,Kampel‘ wurde ich dann durch eine ältere Nachbarin aufmerksam, die selbst dort einige Flächen besitzt. Ich erkannte schnell, dass dies das ideale Gelände für eine großflächige Sonnenergieerzeugung ist."Als Lampferhoff seine Idee dem Ortsgemeinderat vortrug, sprang der Funke schnell über. Viele Ratsmitglieder waren geradezu elektrisiert von dem Gedanken an eine einträgliche wie umweltschonende Nutzung der aufgegebenen Weinberge. Eignungskriterien stehen schon fest

Die Sache schlug weitere Wellen, als Leiwen einen entsprechenden Antrag beim Bauamt der Verbandsgemeinde (VG) Schweich einreichte. Im Februar befasste sich der VG-Rat Schweich erstmals mit dem Thema. Beschlossen wurde, ein Änderungsverfahren für den Flächennutzungsplan der VG Schweich einzuleiten. Im Plan sollen Flächen ausgewiesen werden, die grundsätzlich als Fotovoltaik-Standorte geeignet sind (TV vom 5. Februar). Die Eignungskriterien sind schon definiert: Als geeignet gelten aufgegebene Flächen an Südhängen, die von der Mosel oder von markanten Aussichtspunkten aus nicht einsehbar sind. Außerdem dürfen sie nicht im Landschaftsschutzgebiet "Moselgebiet Schweich bis Koblenz" sowie in Kernzonen des Weinbaus liegen. Der Leiwener Bereich "Kampel" erfüllt alle Kriterien – und er findet schon das Interesse von potenziellen Investoren. Dazu zählen die Firma "nem-solar" aus Groß Machnow in Brandenburg und, wie Ortsbürgermeister Claus-Peter Feller mitteilt, seit kurzem auch das RWE. In der jüngsten Ratssitzung referierte Andreas Schmidt von "nem-solar" über die Möglichkeiten, die sich auf der Leiwener Fläche bieten. Laut Schmidt könnte dort eine rund zehn Hektar (100 000 Quadratmeter) große Fläche mit den – heute grün gefärbten – Silizium-Kollektoren überbaut werden. Für diese Nutzung würde der Investor Pachtverträge mit den Grundstückseigentümern abschließen. Die Leistung einer Anlage der in Leiwen angedachten Größenordnung erreicht bei starker Sonneneinstrahlung maximal sieben Megawatt. Strom erzeugt wird auch schon bei diffusem Licht unter wolkenverhangenem Himmel. Noch einige Hürden zu nehmen

Einstimmig hatte der Ortsgemeinderat sein grundsätzliches Interesse an dem Projekt bekundet. Ortsbürgermeister Feller zum TV: "Bevor investiert werden kann, sind aber noch einige Hürden bei den Genehmigungsbehörden zu nehmen." Mainz stehe der Sache jedenfalls sehr aufgeschlossen gegenüber. Und auch der Kreis Trier-Saarburg bekunde inzwischen sein Interesse am "Solar-Standort" Leiwen, der sogar einen Pilotcharakter für Weinanbaugebiete erhalten könnte. Probleme mit den Eigentümern der Parzellen sieht Feller nicht. Warum, zeigt sich beim Besuch des Seitentals: brachliegende Südhänge, dichter Wald auf der anderen Talseite. Auf einem Teil der Flächen stehen noch vermoderte Weinstöcke und wildes Buschwerk. Dies alles muss nun von den Grundstückseigentümern entfernt werden, bevor dies die Kreisverwaltung tut – dann aber kostenpflichtig. Feller: "Das ist doch für die Eigentümer der größte Glücksfall, wenn ihre nutzlos gewordenen Flächen plötzlich wieder Rendite einbringen."

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