"Brisinak" in Rost und Kunst

KELL AM SEE. Ihn belastet kein Gewerbe, den Druck von Termin bezogenen Arbeiten kennt er nicht. Joachim Marx ist ein freischaffender Künstler, der seine Erfüllung in der Gestaltung und Verarbeitung von schwerem Werkstoff gefunden hat.

 Joachim Marx mit seinem 250 Kilo schweren "Brisinak". Foto: Hans Muth

Joachim Marx mit seinem 250 Kilo schweren "Brisinak". Foto: Hans Muth

Die Welt von Joachim Marx ist das Eisen, gleich in welcher Form er es vorfindet. Mal sind es Schrottteile, die in den Augen des Künstlers ein späteres Kunstwerk vermuten lassen, mal ist es aber auch schweres Roheisen, das er nach seinen Vorstellungen in seiner Schmiede verarbeitet. Vor sieben Jahren kam der 38-jährige gebürtige Korlinger nach Kell am See. Auf der Suche nach einem geeigneten Atelier hatte er sich rund 40 Objekte in der Region angesehen und sich schließlich für das Anwesen Am Herrenmarkt in Kell entschieden. Mit seiner Ehefrau und seinem 6-jährigen Söhnchen Lukas hat er das alte Bauernhaus renoviert und ist gerade dabei, sich eine Galerie auf zwei Ebenen zu schaffen. "Uns gefällt es in Kell sehr gut. Die Mentalität der Leute und die gute Infrastruktur waren für uns bereits bei der Auswahl unserer neuen Heimat ausschlaggebend", schwärmt der schlanke Mann mit dem Drei-Tage-Bart, dem man das Arbeiten mit dem schweren Material nicht ansieht. Der Hinterhof seines Anwesens, an den sich die Werkstatt mit dem Bau der zukünftigen Galerien anschließt, lebt von den Kunstwerken, die Marx dort als Anschauungsobjekte aufgestellt hat. Das Eisen der Figuren hat inzwischen Rost angesetzt, "so wie es sein muss, denn das gibt dem Kunstwerk eine besondere Note." Von Windspielen hin bis zu der Galionsfigur "Brisniak", die rund 250 Kilogramm wiegt, und weiteren Schöpfungen, oft futuristischer Natur, die auch schon mal aus glänzendem Edelstahl sein dürfen, verläuft das Angebot. "Metallgestalt" nennt Marx sein künstlerisches Wirken. "Es soll eine Verbindung von unterschiedlichsten Bearbeitungstechniken und individueller Metallgestaltung als Einzelstück, nicht als Massenware, sein. Einzigartige Formen der Natur und Gestalten der menschlichen und tierischen Mythologie sowie Fabelwesen sind meine größte Inspirationsquelle", erklärt Marx, dem eigene Empfindungen wichtig sind. "Formale Gestaltungsregeln und die respektvolle Haltung gegenüber den Werkstoffen Metall und Edelstahl, Stahl, Gusseisen, Messing, Kupfer, Bronze und Zink verstehen sich für mich von selbst." Nicht vergessen werden dürften der Spaß am experimentellen Denken und die Freude, neue Gestaltungsströmungen zu erspüren. Fast immer gehe der manuelle Gestaltungsdrang mit ihm durch. Marx ist Mitglied im Förderkreis der Europäischen Kunstakademie in Trier und hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen. "Die Teilnahme an der achten Internationalen Kunstausstellung in Thionville in Frankreich war der eigentliche Auslöser für renommierte Galeristen, meine Ausstellungen in ihren Galerien zeigen zu dürfen." Qualität behauptet sich halt. Derzeit hat Marx auch einen Lehrstuhl als Gastdozent an der Waldorffschule Wallhausen im Saarland.

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