Buch beschreibt Spiele der Macht

Kell am See · Territoriale Übergriffe zweier machtbewusster Nachbarn hat Heimatforscher Rolf Weber in einem Buch festgehalten. Unter dem Titel "Trier contra Spanheim" werden die Spannungen um Bistumswald und "Pfaffenstraß" beschrieben.

 Rolf Weber schreibt in seinem Buch über interessante Heimatgeschichte. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Rolf Weber schreibt in seinem Buch über interessante Heimatgeschichte. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kell am See. Seit 25 Jahren arbeitet der in Bali lebende ehemalige Sonderschullehrer Rolf Weber an einem Buch um Machtkämpfe und Intrigen in der Region. "Trier contra Spanheim", heißt das Werk, das der 72-jährige gebürtige Birkenfelder jetzt im Historischen Bahnhof Kell vorgestellt hat. Auf 379 Seiten wird ein spannender Zwist zweier machtbewusster Nachbarn zwischen 1408 und 1796 beschrieben.
Wie ein Krimi


Vor rund einem Dutzend historisch fachkundiger Zuhörer, darunter Heimatforscher Dittmar Lauer, ließ Weber die Zwistigkeiten Revue passieren. Der ältere Name der Grafschaft Sponheim ist Spanheim. "Wir wissen aus historischen Akten, wie sich die Nachbarn mit Tricks und Intrigen ihre Interessen und Rechte wahren wollten", erklärte der Autor, der auch Geschichte und Ägyptologie studiert hat.
Fast wie ein Krimi liest sich die Auseinandersetzung zwischen Kurfürst Balduin und Loretta von Sponheim zwischen 1324 und 1328. Sogar vor Kidnapping des Fürsten schreckte die resolute Adlige nicht zurück. Am 7. Juli 1328 wurde ein Friedensvertrag geschlossen, der immerhin 100 Jahre hielt.
Am Verlauf der "Pfaffenstraße" von Thiergarten nach Allenbach, so genannt, weil hier viele Mönche pilgerten und Trier ganz allgemein als "Pfaffennest" galt, flammten die Streitigkeiten wieder auf, weil sie den Grenzverlauf markierte und es eine ungehemmte Abholzung von Wald für die inzwischen blühende Hüttenindustrie gab. "Diese Grenze war umstritten, wie die beiliegende Karte im Buch zeigt", erklärt Weber. Die Holzfäller holten schon mal Bäume aus dem Wald des Nachbarn.
1580 wurde deswegen das Reichskammergericht zu Speyer angerufen. Der Prozess dauerte 27 Jahre lang. Trier bekam recht, doch die Streitigkeiten gingen weiter mit Einschüchterungen und gegenseitigen Gefangennahmen unter der Landbevölkerung.
Der Dreißigjährige Krieg (1618- 1648) kostete in manchen Dörfern bis zu 60 Prozent der Bevölkerung das Leben. Doch 1715 flammte der Streit erneut auf, diesmal wegen der Jagdrechte. 1758 wurde auf der Burg Dhronecken ein Vertrag aufgesetzt, der diese Rechte regelte, aber auf dem erst 1788 alle nötigen Unterschriften zu finden waren.
1792 kamen die Franzosen, und damit war der Streit der zänkischen Nachbarn vorbei. Nur noch vier Grenzsteine von ehemals 210 zeugen vom Verlauf der so umstrittenen Grenze zwischen den beiden Kleinstaaten.
"Die Pfaffengaß darf man sich nicht als Straße im heutigen Sinn vorstellen. Der Weg war stark ausgefahren. Fuhrwerke und Kutschen blieben oft stecken", erklärte Dittmar Lauer.
doth

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