Büffeln auch am Nachmittag

Für 81 Schüler des Gymnasiums in Hermeskeil wird die Unterrichtszeit bald nicht mehr mit der sechsten Stunde enden. Sie nehmen im neuen Schuljahr am Ganztagsschulbetrieb teil.

Hermeskeil. Das Interesse am Ganztagsangebot des Gymnasiums war groß - vor allem in den künftigen fünften und siebten Klassen. Nach den Sommerferien wird es in diesen Jahrgangsstufen daher insgesamt drei Ganztagsklassen geben. Das Konzept: "Die Betonung liegt auf Schule, nicht auf Betreuung", erklärt Koordinator Stefan Philippi. Der Lehrer hat das Projekt zusammen mit dem Schulelternbeirat angestoßen. Anstatt die Kinder nur beim Erledigen der Hausaufgaben zu beaufsichtigen, vertiefen die Lehrer den Unterrichtsstoff am Nachmittag. Die Anzahl der Pflichtstunden jedes Fachs multipliziert die Schule mit dem Faktor 0,5 - so werden zum Beispiel aus vier Mathestunden sechs. Klingelt es um 15.55 Uhr zum Ende der zehnten Stunde, können die Kinder dafür ohne Hausaufgaben im Gepäck nach Hause gehen. An einem der vier Nachmittage von Montag bis Donnerstag bleibt Zeit für Arbeitsgemeinschaften wie Fußball oder Fotografie.

"Eigentlich hatten wir geplant, im fünften und sechsten Schuljahr Nachmittagsunterricht anzubieten", sagt Schulleiter Karl-Heinz Wortmann. Überrascht habe ihn dann die hohe Zahl der Anfragen von Eltern, deren Kinder ab August die siebte Klasse besuchen. Von den derzeitigen Fünftklässlern hätten nur 15 Interesse signalisiert. Da in der fünften und siebten Stufe die Klassen ohnehin neu gebildet werden, lassen sich hier Ganztagsklassen leichter einrichten.

Die zusätzliche Belastung der Lehrer wird durch zwei neue Planstellen ausgeglichen. Außerdem stehen eine Erzieherin, eine Erzieherin im Praktikum und ein Jugendlicher im Freiwilligen Sozialen Jahr den Kindern als Ansprechpartner zur Seite. Von den 75 000 Euro, mit denen das Land die Ganztagsschule fördert, sollen die Bibliothek verbessert sowie eine Sport- und Spielfläche eingerichtet werden. "Davon profitieren alle Schüler", sagt Wortmann.

Laut Philippi versprechen sich die Eltern unterschiedliche Vorteile vom Nachmittagsunterricht: Die Schüler werden zusätzlich gefördert, berufstätige Eltern können ihren Alltag besser organisieren, und die Kinder freuen sich über die Gemeinschaft. "Viele wollen mehr Zeit mit Freunden in der Schule verbringen. Immer mehr Schüler brauchen eine stärkere Förderung, aber die Ganztagsschule ist kein Nischenprodukt für Problemfälle." Die Busunternehmen müssen ihre Abfahrtzeiten dem Schulbetrieb nur geringfügig anpassen. Dem Ganztagsschulbetrieb stehen somit nur die knappen Raumressoucen im Weg. In den Ferien muss ein Klassenraum so umgebaut werden, dass die Schüler ihn auch als Essraum nutzen können. Ein Caterer soll das Essen liefern, bis es eine richtige Mensa gibt. Schließlich rechnet die Schule damit, dass immer mehr Schüler das Ganztagsangebot nutzen werden.

Meinung

Ein Fortschritt für alle

Das Gymnasium Hermeskeil will auch nach der sechsten Stunde mehr als nur Betreuung bieten. Das ist lobenswert - insbesondere, da Bildung häufig noch immer eine Frage des Geldes ist. Dank des Ganztagskonzeptes werden Eltern fortan seltener für Nachhilfestunden tief in die Tasche greifen müssen. Und auch die, die keine Spezialisten in Englisch und Algebra sind, wissen um die bessere Förderung ihrer Kinder. Nicht zu vergessen: Letztlich profitieren alle - durch mehr Unterricht, Gemeinschaft und Investitionen in die Schul-Ausstattung. u.quickert@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort