Bürger bangen um Erhalt alter Bäume

Hermeskeil · Der Hermeskeiler Stadtrat hat im Mai den Weg für den Bau einer Privatklinik im St.Fargeau-Park frei gemacht. Einwände von Anwohnern gegen das Projekt wurden damals zurückgewiesen. Für Bianca Holzapfel sind jedoch noch Fragen offen. Sie sorgt sich außerdem um den Erhalt seltener alter Bäume. Die politisch Verantwortlichen sehen dafür keinen Grund.

Hermeskeil. Private Investoren wollen im St.-Fargeau-Park in Hermeskeil eine Klinik für Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-Out errichten. Für 25 Millionen Euro ist ein fünfgeschossiger Bau mit 90 Betten vorgesehen (der TV berichtete mehrfach). Der Stadtrat hat im Mai den Bebauungsplan einstimmig abgesegnet und die Bedenken von Anliegern, dass Projekt sei "überdimensioniert" und zerstöre erhaltenswerte Natur, größtenteils zurückgewiesen. Die Stadt habe damit "ihre Hausaufgaben erledigt", sagte Stadtbürgermeister Mathias Queck (CDU) in der Sitzung. Nun seien die Projektentwickler aus Sandhausen und der noch unbekannte Investor am Zug.
Für Bianca Holzapfel ist das Thema damit nicht abgehakt. Sie gehört zu dem Dutzend Privatpersonen, die Kritik am Bebauungsplan geübt hatten. Das Projekt habe sie weiter beschäftigt, sagt sie. Bei der Abwägung der Einsprüche sei man "auf viele offene Fragen nicht eingegangen", kritisiert die Ärztin, die im Rheinland lebt, ihren Zweitwohnsitz aber am Rande des Parks in Hermeskeil hat.
Brief an den Bürgermeister


Ihre Fragen hat Holzapfel schriftlich an Michael Hülpes (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, gestellt. Besonders erfüllt sie mit Sorge, dass "nicht klar ist, welche Bäume gefällt werden". Für Zuwegungen zur Baustelle und Parkplätze, glaubt sie, müssten auch wertvolle Bäume im Randbereich weichen. Dabei verfüge der Park über eine "einzigartige Zusammenstellung" an Eichen, Nussbäumen und Exoten wie Mammutbäumen - einige davon über 160 Jahre alt.
Der Stadt wirft Holzapfel "mangelndes Bewusstsein" für den Schutz dieser Bäume vor. Sie zweifelt zudem an der Aussagekraft von Untersuchungen zu Tieren und Pflanzen im Park. Laut den Planern sind durch das Projekt keine "artenschutzrechtlich relevanten Arten" gefährdet. Holzapfel hat dazu selbst ein Gutachten erstellen lassen. Der Zeitraum für die Beobachtungen sei "aber viel zu kurz" gewesen, um die Existenz schützenswerter Arten auszuschließen.
Laut Plan entstehen 45 neue Parkplätze. Bei 90 Betten, 50 Mitarbeitern, Zulieferern und Besuchern geht Holzapfel von "mehr Bedarf" aus. Es gebe aber keine "konkrete Aussage" zur Zahl der Tiefgaragenplätze. Für deren Bau seien geologische Untersuchungen nötig, auf ein Radon-Risiko sei man bislang kaum eingegangen. Radon ist ein im Boden vorkommendes radioaktives Edelgas. Dringt es in Gebäude ein, kann es die Raumluft mit gesundheitsschädlichen Partikeln anreichern.
Attraktion für Wanderer


Holzapfel befürchtet, dass dafür nötige Schutzmaßnahmen vom Investor nicht einkalkuliert wurden: "Das erhöht die Investitionen. Wenn irgendwann das Geld ausgeht, steht eine hässliche Bauruine mitten in der Stadt." Sie frage sich zudem, ob angesichts vieler neuer "Burn-Out-Kliniken" überhaupt "genug Patienten für Hermeskeil übrig bleiben". Die Stadt solle den Park "lieber aufwerten", etwa durch eine Anbindung an den Saar-Hunsrück-Steig. "Wanderwege haben oft alte Bäume als Attraktion. Wir müssen schützen, was wir vor der Haustür haben."
VG-Chef Michael Hülpes verweist auf TV-Anfrage auf sein Antwortschreiben an Bianca Holzapfel. Darin erklärt er, dass die "seltenen und wertvollen Bäume" am Parkrand "gezielt erhalten" würden. Vögel und Fledermäuse fänden im Park nach der Bauphase weiterhin einen "artgerechten Standort". Fachbehörden hätten den Plan geprüft und mit entsprechenden Auflagen versehen, schreibt der VG-Chef. Der Investor werde "selbstverständlich" vor Baubeginn den Baugrund untersuchen lassen, sobald eine Baugenehmigung in Aussicht stehe und "die Ausfinanzierung gesichert" sei, teilt Hülpes mit. Der Investor werde auch "eine sorgfältige Marktanalyse" vornehmen.
Das Millionenprojekt sei ein "Konjunkturprogramm" für die regionale Wirtschaft, fügt der VG-Chef hinzu. Die Ratsmitglieder seien nach "sorgfältiger Abwägung" zu dem Schluss gekommen, dass die Klinik "für Hermeskeil eine Bereicherung darstellen wird". Das bestätigt auch Stadtchef Queck in einer Presseerklärung. Er betont darin, die Stadt werde die Parkfläche an den Investor verkaufen, "sobald die Finanzierung des Projekts vollständig nachgewiesen" sei. Es gelte "Gründlichkeit vor Schnelligkeit".Meinung

Transparenz muss oberstes Gebot sein
Beim Aufstellen des Bebauungsplans zur Parkklinik hatten auch die Hermeskeiler Bürger die Chance, ihre Bedenken zu äußern. Ihre Argumente wurdenvom Stadtrat gehört und abgewogen. Das Ergebnis fiel einstimmig für das Projekt aus. Das muss man akzeptieren - schließlich wurden die Ratsmitglieder von den Bürgern dafür gewählt, dass sie solche Entscheidungen treffen. Der Beschluss bedeutet jedoch nicht, dass damit automatisch ein Strich unter die Angelegenheit gemacht wurde und jeder Diskussionsbedarf rund um das Vorhaben endet. Darüber sollten sich die politisch Verantwortlichen im Klaren sein. Wollen sie eine breite Akzeptanz und wollen sie Spekulationen vorbeugen, müssen sie auch weiterhin eine kritische Begleitung durch die Öffentlichkeit zulassen und auf die Nachfragen ihrer Bürger eingehen. Denn auch das ist mit Transparenz gemeint, die der Stadtbürgermeister in Bezug auf das Projekt immer wieder zusichert. c.weber@volksfreund.de

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