Bürger fordern: Kell soll eigenständig bleiben

In Kell am See hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die den Erhalt der Verbandsgemeinde (VG) fordert. Sie tritt damit Gedankenspielen über mögliche Fusionen mit anderen VG bei der geplanten Kommunalreform entgegen. Den Anstoß zur Gründung der Bürgerinitiative gaben vor allem CDU-Mitglieder.

 Sie wollen, dass die Verbandsgemeinde Kell erhalten bleibt und haben deshalb eine Bürgerinitiative gegründet: Michael Lauer (Schömerich), Claudia Dengler (Hentern), Dittmar Lauer (Kell), Martin Marx, Ewald Hermesdorf (beide Lampaden) und Jens Anell (Schillingen) haben sich mit dem Wappenschild der VG vor dem Rathaus postiert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Sie wollen, dass die Verbandsgemeinde Kell erhalten bleibt und haben deshalb eine Bürgerinitiative gegründet: Michael Lauer (Schömerich), Claudia Dengler (Hentern), Dittmar Lauer (Kell), Martin Marx, Ewald Hermesdorf (beide Lampaden) und Jens Anell (Schillingen) haben sich mit dem Wappenschild der VG vor dem Rathaus postiert. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See/Thalfang. Claudia Dengler kommt aus Hentern, sitzt in keinem politischen Gremium und kämpft trotzdem an der Seite von gestandenen Mandatsträgern aus dem Keller Raum. Denn sie vertritt die Meinung: "Ich will, dass unsere Verbandsgemeinde erhalten bleibt. Wenn es zur Fusion kommt und ein größeres Gebilde entsteht, wird ein kleiner Ort wie Hentern mit seinen Interessen doch viel leichter vergessen."

Deshalb engagiert sich Dengler in einer neu gegründeten Bürgerinitiative (BI), die sich für den Fortbestand der VG Kell einsetzt und binnen kurzer Zeit auf etwa 50 Mitglieder gewachsen ist.

Der Sprecher der BI und ihr Ideengeber ist jedoch ein erfahrener Politiker: der 73 Jahre alte Dittmar Lauer aus Kell, der zur CDU-Fraktion im VG-Rat gehört. "Unsere VG ist in den vergangenen 40 Jahren zu einer Einheit zusammengewachsen und hat eine eigene Identität entwickelt. Deshalb kämpfen wir dafür, dass sie in Gänze bestehen bleibt."

Die Gründungsmitglieder der BI rekrutieren sich zu einem großen Teil aus CDU-Leuten. Es gibt aber auch Mitstreiter aus den Reihen der FWG - etwa Schömerichs Ortsbürgermeister Michael Lauer - und einfache Bürger ohne politischen Hintergrund. "Unsere Initiative ist völlig parteiunabhängig", versichert Martin Marx (Lampaden), ebenfalls ein CDU-Mann.

Dass sich die BI nicht von der Basis her formiert hat, sondern Kommunalpolitiker den Anstoß dafür gegeben haben, hat für Dittmar Lauer einen einfachen Grund: "Wenn die Existenz eines gesamten Raums infrage gestellt wird, ist das eine elementare Entwicklung. Wir wollen mit der BI ein Forum schaffen, das die Bürger umfassend über die Kommunalreform aufklärt. Denn die meisten Leute wissen darüber noch zu wenig."

Keineswegs vertrete die BI die Auffassung, dass alles beim Alten bleiben solle. "Es gibt ja viele Möglichkeiten, gewisse Dinge gemeinsam mit den Nachbarn zu machen", sagt Lauer. So könnte aus Sicht der BI in den Bereichen Tourismus oder bei den Werken die Zusammenarbeit mit der VG Hermeskeil verstärkt werden. "Wir treten also dafür ein, dass Verwaltungsgeschehen reformiert wird, sind aber gegen Gebietsveränderungen", sagt Lauer. Einig ist man sich bei der BI, was passiert, wenn die VG Kell ihre Selbstständigkeit verliert. "Dann ist die alte Trennlinie wieder da", prognostiziert Lauer. Sprich: Der Keller Raum würde sich wohl Richtung Hermeskeil orientieren, der Zerfer Raum nach Saarburg abwandern. Der BI-Sprecher sieht keinen Sinn darin, eine neue, fusionierte VG zu schaffen, die etwa bei einem Zusammenschluss mit Hermeskeil von Neuhütten-Muhl bis ins über 40 Kilometer entfernte Vierherrenborn reichen würde. "Das hätte doch fast schon Kreisdimensionen und wäre viel zu groß."

Meinung

Politische Botschaft

Ist die Bürgerinitiative, die den Erhalt der VG Kell fordert und von Kommunalpolitikern aus der Taufe gehoben wurde, nun Etikettenschwindel oder nicht? Diese Frage ist bei der überwiegend von CDU-Leuten vorangetriebenen Neugründung angebracht. Natürlich steckt hinter der BI eine politische Motivation und die Botschaft an die SPD-geführte Landesregierung: "Lasst von der VG Kell die Finger weg!" Eins muss aber positiv vermerkt werden. Bei der Kommunalreform wird immer wieder propagiert, dass die Bürger an der Diskussion beteiligt werden sollen. In Kell geschieht dies nun schon in einem frühen Stadium und lange bevor überhaupt in Mainz beschlossen wird, ob das Überleben der VG gefährdet ist. Nur zur Erinnerung: Die benachbarte VG Thalfang steht schon auf der Streichliste, eine Bürgerinitiative gibt es dort aber nicht. Diskutiert wird dort über die Kommunalreform weiterhin nur auf der hochoffiziellen Ebene von Ortsbürgermeistern und Gemeinderäten. a.munsteiner@volksfreund.deHINTERGRUND Kommunalreform: Die Entstehung der Bürgerinitiative hängt mit der vom Land geplanten Kommunalreform zusammen. Zwar steht die VG Kell mit ihren knapp 9800 Einwohnern und 13 Ortsgemeinden noch nicht auf der Streichliste mit insgesamt 32 VG, die sich einen Fusionspartner suchen müssen. Wenn der Mainzer Landtag im Oktober über das Gesetz zur Kommunalreform diskutiert, könnte auch die VG Kell zur Disposition gestellt werden. Denn sie zählt zu den 66 Gebietskörperschaften, die sich nach Auffassung des Gemeinde- und Städtebunds Gedanken über ihre künftige Gebietsstruktur machen sollten. Zuletzt hatte der Baldringer Ortsgemeinderat die Diskussion angestoßen und die VG Saarburg als Wunschpartner bei einer Fusion genannt (der TV berichtete). (ax)

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