Bürger kämpfen für Bahnstrecke

Morbach/Hermeskeil · 421 Menschen haben bis jetzt eine Petition im Internet unterzeichnet, die sich für den Erhalt der Bahnlinie von Büchenbeuren über Morbach, Thalfang und Hermeskeil nach Türkismühle einsetzt. Der Initiator kommt aus Birkenfeld und heißt Patrick Pandel. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass das Land wegen des kommenden Nationalparks doch noch Interesse am Fortbestand des Schienenverkehrs in der Region zeigt.

Morbach/Hermeskeil. Die drohende Stillegung der kompletten, über 70 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Büchenbeuren und Türkismühle hat bei zahlreichen Menschen der Region Betroffenheit hervorgerufen. Jetzt regt sich sogar Widerstand.
Der Birkenfelder Patrick Pandel hat eine Petition an den rheinland-pfälzischen Bürgerbeauftragten Dieter Burgard formuliert und wirbt um Unterstützer. Pandel möchte erreichen, dass die Bahnlinie und damit die vorhandene Infrastruktur erhalten bleiben und nicht irgendwann "von Kommunalpolitikern zum Radweg umfunktioniert wird", sagt er. Bis jetzt haben 421 Menschen die Petition unterzeichnet.
Einen Link zur Petition findet man im Internet unter der Adresse www.petition.hochwaldbahn.info oder unter Facebook "Pro Hochwald- & Hunsrückbahn". Die Frist, sich an dieser Aktion zu beteiligen, endet am 10. April.
Pandel sagt: "Die Hochwald- und Hunsrückbahn muss als Erbe mit ihrer einmaligen Trassierung und den wunderschönen Viadukten als Erlebnisbahn erhalten werden."
Er fordert ein Tourismuskonzept, dass die Bahn zum Leben erwecken könnte. Viele Bürger wüssten nicht, was an Infrastruktur vorhanden ist. "Wenn begonnen wird, die Bahngleise abzumontieren, ist die Strecke verloren", betont er. Pandels Hoffnung: 2015 soll der Nationalpark eröffnet werden. Die Strecke Türkismühle-Hermeskeil-Morbach-Büchenbeuren würde sich bestens eignen, den Nationalpark zu erkunden und dabei umweltfreundlich zu reisen, heißt es in der Begründung der Petition.
Geld vom Land gefordert



Otzenhausen soll auf saarländischer Seite als Tor zum Park fungieren. Die Bahnstrecke liegt dort direkt vor der Haustür, schreibt er. Ebenso in Nonnweiler. Vom Deuselbacher Bahnhof bis zum Hunsrückhaus, wo ein weiteres Eingangstor zum Nationalpark entstehen könnte, sind es nur zwei Kilometer, sagt Pandel, der selbst als Lokführer bei der DB Regio arbeitet und daher eine besondere Verbindung zum Bahnwesen hat. "Durch das Projekt Nationalpark sollte doch Geld vom Land zu bekommen sein", sagt der 27-Jährige.
Er führt einen weiteren Aspekt an: Am Bostalsee sei ein Centerpark entstanden, für den die Bahnstrecke auch interessant sein kann.
Wie sieht es derzeit aus auf der Bahnstrecke? Bernd Heinrichsmeyer ist Vorsitzender des Hunsrückbahnvereins, der zwei Teilstücke von der Deutschen Bahn Netz AG gepachtet und dort Schienenverkehr betrieben hat.
Anfang des Jahres hat der Verein jedoch zuerst den Abschnitt von Hermeskeil nach Türkismühle und kurz danach auch den von Morbach nach Büchenbeu ren für andere mögliche Pächter ausgeschrieben (der TV berichtete). Den Investitionsbedarf für eine Wiederaufnahme des Bahnbetriebs bezeichnet Heinrichsmeyer in der Ausschreibung für die Hermeskeiler Strecke auf zwei Millionen Euro, den für die Verbindung von Morbach nach Büchenbeuren auf 300 000 Euro in den nächsten fünf Jahren.
Findet sich für die Hermeskeiler Strecke bis 15. April kein Interessent, kann Heinrichsmeyer einen Antrag stellen, die Verbindung stillzulegen. Für den Morbacher Abschnitt endet die Frist am 5. Mai.Extra

Der Abschnitt Hermeskeil-Türkismühle (23 Kilometer) wurde 1897 als Teil der Hochwaldbahnstrecke eröffnet. Vom Hermeskeiler Bahnhof aus machten sich früher Tausende Hochwälder auf den Weg zu ihrer Arbeit in die saarländischen Kohlegruben und Stahlwerke. Der Personenverkehr nach Türkismühle wurde 1969 eingestellt. Der Hunsrückbahnverein hatte 2003 die Strecke gepachtet. Auf dieser Linie rollten bis Sommer 2012 Güterzüge und Schienenbusse für Ausflugsfahrten. Als dann aber die Betriebsgenehmigung auslief, wurde sie vom Land nicht mehr verlängert. Der Abschnitt Hermeskeil-Morbach (33 Kilometer) ist Teil der sogenannten Hunsrückquerbahnstrecke und wurde 1903 eröffnet. Er ist bereits seit 1998 stillgelegt. Die späteren Pläne der Anrainergemeinden, die Strecke zu kaufen und sie wiederzubeleben, konnten nicht verwirklicht werden. Grund: Das Land gab den verschuldeten Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich keine Erlaubnis, sich finanziell am Ankauf der Strecke zu beteiligen. Die Strecke Morbach-Büchenbeuren (17 Kilometer) wurde 1902 eröffnet. Nach der vorübergehenden Stilllegung wurde sie 2009 wieder reaktiviert. Bis Ende 2013 bot der Hochwaldbahnverein dort Ausflugsfahrten mit dem Saar-Hunsrück-Express an. ax

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