Ortsentwicklung Die Vision vom Bio-Energiedorf Züsch

Züsch · 80 Bürger informieren sich über Vorteile eines örtlichen Nahwärmenetzes und darüber, wie es sich realisieren ließe.

 Offensichtlich guter Dinge: Züschs Ortsbürgermeister Hermann Bernardy (rechts) im gut besuchten Bürgerhaussaal mit den Referenten (von links) Alexander Reis, Christoph Zeis, und Marc Wartenphul.

Offensichtlich guter Dinge: Züschs Ortsbürgermeister Hermann Bernardy (rechts) im gut besuchten Bürgerhaussaal mit den Referenten (von links) Alexander Reis, Christoph Zeis, und Marc Wartenphul.

Foto: Ursula Schmieder

Bereits die ersten Fragen, die Bürger nach gut einstündigem Vortrag stellen, zeigen, dass sich viele intensiv mit dem Thema beschäftigt haben. Sie wollen wissen, ob auch nachträgliche Anschlüsse möglich sind, was bejaht wird. Denn sollte die eigene Heizung neu sein, würde das Nahwärmenetz (siehe Info) unverhältnismäßig belasten. Eine weitere Frage ist, wer dafür aufkommt, wenn teure Kessel auszutauschen sind, was mit beständig zu bildenden Rücklagen beantwortet wird. Und wie viele Hauseigentümer müssten überhaupt mitmachen, damit sich ein Bio-Energiedorf Züsch finanziell rechnet?

Bei dieser Frage bewährte es sich besonders, dass die für den Infoabend eingeladenen Fachleute ausführlich antworteten. Laut Christoph Zeis, Geschäftsführer der mit Nahwärmenetzen erfahrenen Birkenfelder Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG), müssten es 50 Prozent sein. Aber wovon 50 Prozent? Von allen Bürgern und Gebäuden  – oder nur von den Anwohnern der Straße, die das in erster Linie betrifft? Das sind die der durch den Ort führenden Landesstraße, die ab diesem Jahr samt Wasser- und Kanalrohren erneuert werden soll.

Daher bietet es sich aktuell an, parallel Nahwärme-Leitungen zu verlegen (der TV berichtete). Zumindest mit Blick auf die dann nur einmal anfallenden Kosten für die Straßenwiederherstellung.

Denn für die Anlieger sieht das anders aus, da sie doppelt zahlen müssten: anteilig für die Straße und für das Netz. Laut Zeis müssten für dessen wirtschaftlichen Betrieb mindestens die Hälfte der von ihm tangierten Gebäude anschließen. Anwohner anderer Ortsstraßen könnten nach und nach wie im Zuge ebenfalls anstehender Ausbauarbeiten angebunden werden.

Laut Ortsbürgermeister Hermann Bernardy wird das Thema in Züsch auf Anregungen von Bürgern eingehend diskutiert. Die Gemeinde will daher eine größtenteils geförderte Machbarkeitsstudie beauftragen. Sie soll, wie berichtet,  die Wirtschaftlichkeit einer Nahwärmeversorgung ermitteln.

Gespeist werden könnte das Netz mit Hackschnitzeln aus dem Wald der Gemeinde, in der auch eine Photovoltaikanlage in Betrieb ist. Der von etwa 80 Bürgern besuchte Infoabend war der nächste, auch für die Studie erforderliche, Schritt. Denn nun sind die Bürger aufgefordert, sich über Fragebogen zu positionieren. Sind sie für ein solches Netz oder nicht?

Bis 2019 müssen wir wissen: wie viele potenzielle Interessenten haben wir“, machte Bernardy deutlich. Alexander Reis vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) wies darauf hin, dass ein Ja im Fragebogen zu nichts verpflichte. Wer nähere Angaben mache, trage aber mit bei, für die Studie wichtige Basisdaten zum Ist-Zustand der Heizungsanlagen im Ort zu erheben. Das Birkenfelder IfaS unterstützt bei Vorhaben wie dem der Gemeinde, die zudem ein ebenfalls förderfähiges „Quartierskonzept“ plant.

Und sie kann auf weitere Fachleute vertrauen: Werner Theis, Berater des Umweltministeriums, und Marc Wartenphul, in der Energieagentur Rheinland-Pfalz für die Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald zuständig. Züsch strebt ein Nationalpark-Pilotprojet an. Wartenphul plädiert für ein „weg vom Öl und Gas – hin zu Biomasse aus der Region“, wo dann auch Mehrwert geschöpft wird. Mögliche Steuervergünstigungen für Investitionen im ausgewiesenen Sanierungsgebiet Züsch sind laut Bernardy ein weiterer Anreiz für Hauseigentümer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort