Bürgerverdruss nach Abstimmung

SCHWEICH. Die Planung für das zukünftige Synagogen-Umfeld an der Richtstraße war Schwerpunktthema in der jüngsten Sitzung des Schweicher Stadtrats. Ein offener Platz oder ein Ensemble mit Neubauten im alten Ortskern? Die Meinungen drifteten auseinander. Am Ende setzten sich die Mehrheit von CDU und FWG für eine bebaute Fläche durch.

Für viele Schweicher besitzt dieses Thema hohen Stellenwert - insbesondere für die Anlieger des Areals rund um die alte Synagoge. So herrschte im Saal des Alten Weinhauses drangvolle Enge unter den Zuhörern, als zwei gegensätzliche Konzepte diskutiert wurden: Städteplaner Hans-Peter Stolz präsentierte Gestaltungsvarianten, die eine stärkere Bebauung mit kommerzieller Nutzung durch Handel, Gastronomie vorsehen. Hinzu kommen im hinteren Bereich mehrgeschossige Wohnhäuser mit Tiefgarage.Konsens über den Abriss des Rengershauses

Als Alternative zeigte Architekt Norbert Schuh - SPD-Ratsmitglied - seine ehrenamtlich erstellten Entwürfe, die eine freien Platzgestaltung bevorzugen. Angedacht ist ein offenes Begegnungszentrum für Freizeit und Kultur. Schuhs Varianten reichen von einer verhältnismäßig schlichten Gestaltung der Flächen bis hin zu einem Begegnungs- und Kulturforum mit Bühne. Konsens beider Planer wie auch der Ratsfraktionen ist, dass eine sinnvolle Umgestaltung des Bereichs ohne Abriss eines nicht denkmalwürdigen Altbaus an der Richtstraße unmöglich ist. Der Abriss des so genannten Rengershauses und die damit verbundene Öffnung des Areals zur Hauptstraße gelten als Voraussetzung für jede Neugestaltung. Mehr Bebauung oder öffentlicher Raum? Welchem Konzept die Zuhörer den Vorzug gaben, zeigte schon deren lang anhaltender Applaus für den "offenen" Gestaltungsentwurf von Architekt Schuh. Für eine offene Fläche ohne Wohnbebauung sprachen sich auch alle angehörten Verbände und Initiativen aus. Gefragt wurden der Gewerbeverband, die Initiative Pro-Hauptachse, der Heimat- und Verkehrsverein sowie die Initiative Mitti. Die Aussagen klangen übereinstimmend: Plädiert wurde für eine Multifunktionsfläche, die auch für Feste und ähnliche Veranstaltungen geeignet wäre. Bei den Stellungnahmen der Fraktionen prallten dann die gegensätzlichen Meinungen aufeinander. Jürgen Bonertz von der SPD plädierte für das vom Fraktionskollegen Schuh erarbeitete Konzept ohne Wohnungen. Bonertz: "Wir wollen einen öffentlichen Raum für Freizeit, Begegnung und Kultur." Mit der rethorischen Frage "Dorfplatz oder Flaniermeile?" eröffnete Johannes Heinz von der CDU-Fraktion seine Stellungnahme. Wichtig sei es, ein attraktives Zentrum zu schaffen, das den innerörtlichen Verödungstendenzen entgegenwirken könne. Um den alten Stadtkern zu stützen, reichten keine leeren Flächen, meinte auch Johannes Lehnert von der FWG. Stadtbürgermeister Vitus Blang konterte mit dem Hinweis, dass er das Areal schon mit mehreren Interessenten besichtigt habe - für großflächigen Einzelhandel hätten es alle für zu klein befunden. Doch die Mehrheitsverhältnisse im Rat gaben schließlich den Ausschlag: Mit den Stimmen von CDU und FWG wurde Städteplaner Stolz beauftragt, eine Gestaltung mit reduzierter Bebauung herauszuarbeiten. Kopfschüttelnd und enttäuscht verließen die meisten Zuhörer den Saal. Kommentar eines Schweichers: "Hier wurde stur gegen den deutlichen Willen einer nicht im Rat vertretenen Mehrheit entschieden. Kein Wunder, wenn die Leute politikverdrossen werden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort