Bund bestimmt über Biotop

Saarburg · Die 206 Hektar des ehemaligen französischen Militärübungsplatzes bei Saarburg haben sich zu einem schützenswerten Biotop entwickelt. Der Naturschutzbund (Nabu) will dort ein weiteres Weideprojekt verwirklichen. Noch fehlt das entscheidende Signal des Bundes.

Saarburg. Ginster ist ein widerstandsfähiges Gewächs. Immer mehr breitet es sich auf dem 206 Hektar großen, ehemaligen Übungsgelände der Französischen Garnison aus, auf Wiesen, die ein einzigartiges Biotop gebildet haben. Das sehen weder die Stadt Saarburg noch der Naturschutzbund (Nabu) gerne. Seit dem vergangenen Herbst sind sie sich mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die das Gelände verwaltet, einig: Es soll ein halboffenes Weideprojekt entstehen. Das heißt, das auf einer großen Wiesenfläche robuste Rinder- und Pferderassen gehalten werden können, die eine Verbuschung und Verwaldung verhindern (der TV berichtete).
Doch noch steht eine Entscheidung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mit Sitz in Bonn aus. Das Gelände steht auf einer Liste für das nationale Naturerbe des Bundes. Vorschläge für diese BfN-Liste kommen von den Bundesländern und von Naturschutzverbänden. Sie werden vom BfN nach Naturschutzkriterien bewertet. Der Bund will die ehemals militärisch genutzte Fläche dem Land, einer Stiftung oder einer Naturschutzorganisation zur Nachfolgenutzung übergeben (siehe Extra). "Wir rechnen jeden Monat mit der Entscheidung. Doch bis dahin sind uns die Hände gebunden", sagt der Nabu-Landesvorsitzende Siegfried Schuch. Nach dem Vorbild eines Militärgeländes bei Koblenz könnte ein Projekt entstehen, das Naturschutz und Tourismus gleichermaßen dient. "Mehr als 1000 Menschen genießen die Natur auf unserem ehemaligen Militärgelände bei Koblenz", berichtet Schuch. Er ist sicher: Das Weideprojekt Saarburg wird kommen, egal, wem das Gelände zugesprochen wird.
Aufwertung der Infrastruktur


Saarburgs Stadtbürgermeister Jürgen Dixius sieht bereits die Vorteile der Kombination von Tourismus, Naturschutz und der bereits vorhandenen touristischen Infrastruktur: "Damit wird auch der Kammerforst mit seinen Jugend- und Freizeitanlagen aufgewertet." Dixius kann sich nicht nur Wanderer, sondern auch Radfahrer und sogar Reiter auf den Wegen des ehemaligen Militärgeländes vorstellen. Aber, man wolle keinen Zoo, sondern eine natürliche Landschaft mit freilebenden Rindern und Pferden. "So etwas fasziniert gerade Familien mit Kindern." Eine schöne Aussicht über den Saargau gebe es obendrein. Nabu-Chef Schuch hat längst vierbeinige Verbündete im Kampf gegen unerwünschte Gewächse gefunden: polnische Konikpferde. "Diese sehr robuste und unempfindliche Rasse frisst auch Ginster und kleine Bäume", weiß der Fachmann. "Die machen Tabula rasa."
Auch für die Folgekosten weiß Schuch Rat: "Das Rindfleisch aus denkbar natürlichster Haltung kann gut vermarktet werden." Zu verdienen gebe es aber nichts.
2005 vereinbarten CDU/CSU und SPD, Naturschutzflächen des Bundes in einer Größenordnung von bis zu 125 000 Hektar unentgeltlich an die Länder, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) oder Naturschutzorganisationen zu übertragen. Im Koalitionsvertrag 2009 zwischen CDU/CSU und FDP ist festgehalten, dass die Übertragung der noch ausstehenden 25000 Hektar fortgeführt wird. Dazu zählt auch der Truppenübungsplatz Saarburg. doth

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