Geschichte Als im Hunsrück die Hexenjäger unterwegs waren

Grimburg  · Das Burg- und Hexenmuseum Grimburg hat einen Seminar- und Schulungsraum erhalten. Zudem beeidruckt eine aktuelle Ausstellung unter dem Titel „hexentod“.

 Mit Bezügen in die heutige Zeit wartet die Ausstellung „hexentod“ im Burg- und Hexenmuseum Grimburg auf. Unser Bild zeigt (von links): „Museums-Vater“ Dittmar Lauer, Monika Haager vom Frauenforum, Ortsbürgermeister Jürgen Loch, Referentin Rita Voltmer (Uni Trier) und Fördervereinsvorsitzender Michael Hülpes im neuen Seminar- und Schulungsraum.

Mit Bezügen in die heutige Zeit wartet die Ausstellung „hexentod“ im Burg- und Hexenmuseum Grimburg auf. Unser Bild zeigt (von links): „Museums-Vater“ Dittmar Lauer, Monika Haager vom Frauenforum, Ortsbürgermeister Jürgen Loch, Referentin Rita Voltmer (Uni Trier) und Fördervereinsvorsitzender Michael Hülpes im neuen Seminar- und Schulungsraum.

Foto: Ursula Schmieder

Schon im Jahr 2005, bei der Eröffnung des Hauses, war ein Seminar- und Schulungsraum im Gespräch. Nun wurde er, 48 Quadratmeter groß, im Dachgeschoss des Burg- und Hexenmuseums Grimburg eröffnet. Und zugleich für fünf Jahre die Ausstellung „hexentod. Hexereiverfahren im Hunsrücker Raum im 16. und 17. Jahrhundert“. Konzipiert von Rita Voltmer, Expertin der Uni Trier und Mitglied des Arbeitskreises „Interdisziplinäre Hexenforschung“, arbeitet sie nicht nur regionale Geschichte auf. Voltmer packt die grausigen Fakten auch in einen gesamteuropäischen Zusammenhang, der einen Bogen bis in die heutige Zeit spannt. Denn „Hexenjäger“ sind nach wie vor aktiv: in entlegenen Regionen der Welt wie in vermeintlich zivilisierten Ländern.

Hexenverfolgungen (siehe Info) resultieren nämlich nicht „aus einem pathologischen Wahn“, wie Voltmer betont. Diese Interpretation verniedliche das Phänomen geradezu. Das ausnahmslos Unschuldigen zugefügte Leid und Unrecht hätten auch nicht pauschal Kirche, Inquisition oder Staat vorangetrieben. Verfahren, die mit Unterstellungen und Folter „monströse Geständnisse“ erzwangen, hätten vielmehr Interessengruppen oder Personen Möglichkeiten eröffnet. Die Ausstellung zeige daher „jenseits falscher Verschwörungsmythen“ auf, wie Umfeld und Prozesspraxis aus Menschen angebliche Hexen machten. Denn damals wie heute sei es nicht irgendein „Machtapparat“, der ausgrenze, verfolge und vernichte. Es seien „Mitmenschen“, Mitläufer und die schweigende Mehrheit, die menschenverachtenden Ideologien vertrauend zu Hexenjägern würden.

Michael Hülpes, Vorsitzender des Fördervereins Burg Grimburg, dankte allen am Umbau Beteiligten, insbesondere den Helfern des Bau-Teams, die unentgeltlich angepackt hatten. Ihre mehr als 500 Stunden Eigenleistung summiere sich auf 10 400 Euro, die den mit rund 51 000 Euro kalkulierten Umbau mit ermöglichten. Darüber hinaus flossen 60 Prozent Förderung aus dem Leader-Programm der EU und ein Zuschuss der Ortsgemeinde.

Die Kosten für die moderne Medienausstattung übernahm der Förderverein.

Besonderer Dank gebührt laut Hülpes Dittmar Lauer, dem „Vater“ des Museums. Für den Bauträger, die Verbandsgemeinde Hermeskeil, würdigte Bürgermeister Hartmut Heck die Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Geschichte.

Die Ausstellung „hexentod“, 2013 konzipiert für Kastellaun und danach im Morbacher Archäologiepark Belginum und in Simmern gezeigt, entstand im Zusammenhang mit dem Buchprojekt „Frauen-Geschichte der Hunsrück-Region“ des Frauenforums Rhein-Hunsrück.

Das vom Förderverein eröffnete und ehrenamtlich geführte Burg- und Hexenmuseum in Grimburg hält regelmäßig offen: April bis Oktober samstags und sonntags; November bis März nur sonntags, jeweils 14 bis 17 Uhr. Darüber hinaus nach Vereinbarung.

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