Kritik an Busunternehmen Auch im Saarland laufen neue Linien holprig an

Merzig-Wadern · Eine Arbeitsgemeinschaft bedient seit dem 1. Januar den Busverkehr im Landkreis Merzig-Wadern – und stößt auf jede Menge Kritik.

Seit 1. Januar fahren im Landkreis Merzig-Wadern neue Buslinien – und seitdem gibt es darüber Beschwerden. Diese kommen aus vielen Teilen des Kreises und betreffen zahlreiche Aspekte des Busverkehrs: Manche beklagen das Fehlen von Verbindungen, die es vorher gab, andere kritisieren die Linienführung oder fehlende Informationen vor Ort. Allein bei der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Nahverkehrsgesellschaft, die die neuen Linien betreibt (siehe Info), seien seit Jahresbeginn nach Auskunft des Kreises 52 Nachfragen eingelaufen, auch beim Landkreis und direkt beim SaarVV haben sich Menschen gemeldet. Andere machen ihrem Unmut über soziale Medien Luft – und erhalten viel Zustimmung. Hauptsächlich geht es nach Angaben des Landkreises dabei um die geänderten Abfahrtszeiten und Linienverläufe. Eine, die direkt betroffen ist, ist Marion Abel aus Schwemlingen. Sie arbeitet samstags in Merzig und hat nach ihren Worten bislang einen Bus genutzt, der gegen 7.03 Uhr fährt – doch diesen gebe es nun nicht mehr. „Ich muss jetzt zu Fuß nach Besseringen laufen und dann mit dem Zug fahren“, schildert die Reinigungskraft die Situation. Auch der Rückweg gestalte sich für sie nun schwerer, da der Bus eine Stunde später als zuvor fahre. Das heißt: eine Stunde Wartezeit.

Auf Anfrage der SZ teilt ein Sprecher des Landkreises mit: „Die Fahrten samstags morgens wurden kaum nachgefragt.“ Es gebe nun mehr Verbindungen ganztags statt nur morgens. Die Bedienung erfolge jetzt „bedarfsorientiert“ per Anruflinientaxi (Alita): Dieses müsse eine Stunde  vor Fahrtantritt über die zentrale Telefonnummer (06861) 2315 angemeldet werden. „Bei den neuen Alita-Verkehren an Wochenenden und Feiertagen gilt der SaarVV-Tarif ohne jegliche Zuschläge“, betont der Sprecher des Kreises – bislang sei, wie bei dem Anruf-Sammel-Taxi im Angebot der Gemeinde Losheim am See, ein Servicezuschlag erhoben worden. Der Sprecher betont weiter: „Das neue Anruflinientaxi fährt gemeindeübergreifend laut veröffentlichtem Fahrplan“ – also insbesondere an Wochenenden und Feiertagen.

Die neuen Fahrpläne am Wochenende sind Wolfgang Gornik aus Hausbach ein Dorn im Auge. „Werktags ist es besser geworden“, lobt er, aber: Insbesondere an Feiertagen und an den Abenden führen kaum Busse. Einige Linien führen nicht in den Ferien, obwohl es sich nicht um Schulbusse handele. Als Beispiel nennt er die Linie 214 – wie der Landkreis mitteilt, sei dies eine der Buslinien „mit starkem Schülerbezug“. Gerade bei den Schulbussen hat es viele Beschwerden gegeben. Auf Facebook gab es hierzu zahlreiche Beiträge und Kommentare. Fahrgäste und Eltern monieren, dass manche Verbindungen eingestellt worden seien, andere berichten von Busfahrern, die die Strecke noch nicht kennen. Eine Leserin schrieb uns von langen Wartezeiten und fehlenden Unterstellmöglichkeiten nach Schulschluss. Mangelhafte Information vor Ort wurde ebenfalls kritisiert, unter anderem auch von Marion Abel: Eine Freundin habe ihr berichtet, in Ballern hingen gar keine Fahrpläne.

„Bei den Aushangfahrplänen gibt es an den Haltestellen noch Probleme, an denen vom Vorbetreiber keine Fahrplanhalterungen vorhanden waren und somit keine Fahrpläne aufgehangen werden konnten“, räumt der Kreissprecher ein. Diese sollten aber möglichst schnell nachgerüstet werden. Bei den Busfahrern bittet die Arge um Verständnis dafür, wenn noch nicht alle Fahrer alle Fahrten sofort auswendig kennen. „Das wird sich aber erfahrungsgemäß schnell einspielen.“ Als eine der Hauptänderungen nennt der Landkreis bei den Schulbussen die neuen Liniennummern – die Verläufe seien teilweise angepasst worden. Notwendige Veränderungen würden kurzfristig, auch in Gesprächen mit den Schulen, durchgeführt. Und, kündigt der Kreissprecher an: „Neue Anforderungen werden zukünftig zu Anpassungen führen.“

Eine Schülerin aus Sinz, die das Gymnasium am Stefansberg in Merzig besucht, hat sich mit einem Problem gemeldet, das nur indirekt in Händen der Arge liegt: Wie sie berichtet, habe sie bisher sowohl für den Schulweg als auch in der Freizeit die Linie 155 genutzt – den sogenannten Saar-Lux-Bus. Dies sei jetzt nur noch zu einem Aufpreis möglich. Dies liegt daran, dass dieser Bus nicht von der Arge bedient, sondern vom luxemburgischen Transportministerium ausgeschrieben wird. Der Landkreissprecher sagt: „Der Saar-Lux-Bus ist ein Angebot von Luxemburg, weshalb es zunächst keine Bedienung innerhalb des Landkreises geben wird.“ Der Kreis versuche aber, dies zu erreichen und stehe in Gesprächen mit dem Ministerium. Dass es im Schulverkehr teilweise Probleme in bestimmten Räumen gebe, sei bekannt – „hier müssen wahrscheinlich einige Fahrten zeitlich verlegt werden“. Insgesamt seien die meisten Nachfragen, die bei Arge und Landkreis eingingen, behoben. Mit den Kreisschulen bestehe ein direkter Kontakt, und „die Mitarbeiter der Arge sind aktuell vor Ort unterwegs und reden mit den Fahrgästen“. Die Arge sei bemüht, möglichst alle Änderungswünsche kurzfristig zu berücksichtigen – momentan gebe es eine Liste mit rund 50 Maßnahmen aufgrund eigener Beobachtungen oder Kundenreaktionen. Der Sprecher bemerkt zur Arbeit der Arge-Mitarbeiter: „Nach ihrer Aussage gibt es keine unlösbaren Probleme, die Umsetzung benötigt aber noch ein paar Tage.“ Eine Reaktion auf ihre Beschwerde hat auch die Schülerin aus Sinz erhalten – von Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich persönlich. Sie freue sich über die Zusage, dass nach Verbesserungen gesucht werde, aber: „Das müssen sie dann auch wirklich tun.“

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