"Da musst du helfen!"

Hermeskeil/Kell · In den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Kell engagieren sich Menschen ehrenamtlich, indem sie Migranten zur Seite stehen und ihnen helfen. Die Fäden der von der Caritas angeregten Vernetzung ihrer Aktivitäten laufen im Mehrgenerationenhaus Johanneshaus in Hermeskeil zusammen.

Hermeskeil/Kell. Die Schwierigkeiten, mit denen sich Migranten in Deutschland konfrontiert sehen, sind vielfältig. Sie erhalten Behördenbriefe, die sie nicht verstehen, ängstigen sich vor Terminen beim Sozialamt oder beim Arzt und wissen nicht, wie sie an eine Wohnung oder Möbel kommen können. Hilfe tut da oft not - vor allem kostenlose, wie sie Ehrenamtliche im Raum Hermeskeil und Kell anbieten. Als Arbeitskreis Migration (siehe Extra) treffen sie sich alle paar Wochen im Mehrgenerationenhaus (MGH) Johanneshaus. Im Interesse der Migranten tauschen sie sich dort aus, um gemeinsam das Bestmögliche für die Menschen zu erreichen.
Fahrten ins Asylbewerberheim


Für die meisten Ehrenamtlichen ist das Engagement für andere nichts Neues. Viele bringen sich seit Jahren für die Allgemeinheit ein und kamen so auf unterschiedliche Weise mit der Thematik in Berührung. Hedwig Grzondziel beispielsweise durch den Deutschunterricht, den sie anbietet, Christa Unger durch ihr Engagement im Franziskanerkloster und bei der Tafel und Karl Heege als Hospizhelfer. Während sie in Hermeskeil aktiv sind, ist es Gerlinde Hoegen in Kell - als Mitglied einer Gruppe von Frauen, die für den guten Zweck strickt. Seit drei Jahren fährt sie darüber hinaus alle zwei Wochen ins Trie-rer Asylbewerberheim, um gebrauchte Kleidung, Decken oder Spielzeug abzugeben oder einfach, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Eine ehemalige Praktikantin des Heims hatte den Frauen in Kell von der großen Not der Menschen, die dort leben, erzählt. Oft fehle das Allernötigste, wie etwa Trinkflaschen für Babys. Für Hoegen stand sofort fest: "Da musst du helfen!" Inzwischen begleitet sie Migranten überallhin: zur Bank, zum Sozialamt, zum Job-Center, zur Familienberatung oder zum Arzt, und sie hilft, wenn Möbel gebraucht werden. Denn Ehrenamtliche können sehr viel für Migranten tun. So etwa bei der Wohnungssuche helfen oder sich um Familienzusammenführungen bemühen, wenn Angehörige auf ihrem Weg nach Europa getrennt wurden. Es sei schlimm, was den Menschen unterwegs alles passiere, sagt Heege. Umso mehr freut es die Helfer, wenn es den Flüchtlingen in der Region allmählich besser zu gehen scheint. So berichtet Unger von einer jungen Frau, die als Bootsflüchtling Schreckliches mitmachte. Inzwischen wirke sie freier, wenn sie zur Tafel komme. Dass dort die verschiedensten Sprachen gesprochen werden, sei kein Problem. "Wir verstehen uns immer", versichert Unger im Bewusstsein, sich sinnvoll zu engagieren: "Man hat das Gefühl, das ist das Wichtigste, was sie brauchen - den Bezug zu uns." Heege sieht das ähnlich. Nicht die Sprache sei entscheidend: "Sie wollen als Menschen wahrgenommen werden und nicht als Fremde." Was alle Helfer gleichermaßen beeindruckt, ist die Herzlichkeit der Migranten. Grzondziel, die auch Menschen aus EU-Ländern unterrichtet, berichtet von Schülern, die Gebäck mitbringen oder sie spontan umarmen.
Als Migrantin, die vor 25 aus Polen nach Deutschland zog, weiß sie, wie es ist, sich fremd zu fühlen: "Man sehnt sich danach, normal behandelt zu werden."Extra

Zusammengeführt hat die derzeit acht Helfer des Arbeitskreises Migration der Migrationsdienst des Caritasverbandes für die Diözese Trier. Andreas Flämig von der ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge informierte in Hermeskeil über die Lebensumstände von Flüchtlingen in der Region. Die Ehrenamtlichen können selbst sagen, wie sie sich einbringen möchten. Sei es, dass sie beim Lesen und Verstehen der Post helfen oder zu Behörden, Ärzten oder Firmen begleiten. Wichtig ist laut Diakon Andreas Webel, dass neue und bereits etablierte Initiativen wie etwa das Café International der Kita Adolf Kolping so vernetzt werden können. Ziel sei, die über Jahre mit der Caritas aufgebaute "gute Migrationsarbeit" weiter auszubauen, sagt MGH-Leiter Christoph Eiffler. Neue Ideen wie ein schon angeregtes Frauencafé sind ebenso willkommen wie weitere Helfer, die selbst auf Unterstützung und Beratung der Dekanatsmitarbeiter zählen können. Gelegenheit zum Reinschnuppern bietet das nächste Treffen der Flüchtlingshelfer am Mittwoch, 16. Juli, 18 Uhr, im Bistro des MGH. urs

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