"Da wusste ich: Das kann kein Gringo sein"

KONZ. Beatriz Woditsch, gebürtige Mexikanerin mit Wohnsitz in Konz, unterrichtet seit mehr als 15 Jahren an der Konzer Volkshochschule. Sogar ihr erster Spanisch-Kurs existiert noch, wenn auch mit leicht dezimierter Schülerzahl.

 Mitbringsel aus der mexikanischen Heimat: Beatriz Woditsch zeigt eine kleine Krippe, wie sie auf dem Lande hergestellt werden. TV-Foto: Ludwig Hoff

Mitbringsel aus der mexikanischen Heimat: Beatriz Woditsch zeigt eine kleine Krippe, wie sie auf dem Lande hergestellt werden. TV-Foto: Ludwig Hoff

Das muss doch ein Kultur-Schock gewesen sein, so von Knall auf Fall die pulsierende Millionen-Metropole Mexiko-City gegen das Leben im eher beschaulichen Kreis Trier-Saarburg einzutauschen? Die Antwort verwundert: Gar nicht schlimm sei das gewesen, erzählt die in der größten Stadt der Welt geborene und aufgewachsene Frau über ihre ersten Jahre in Deutschland. "Die Leute waren furchtbar nett, und ich wurde überall freundlich aufgenommen", sagt Beatriz Aguliar Mendieta, so ihr mexikanischer Geburtsname. "Ich fühle mich sehr wohl und bin glücklich." Konz sei zu einer echten zweiten Heimat geworden, bilanziert die mit einem Konzer verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder (23 und 24 Jahre). Seit 1990 unterrichtet Beatriz Woditsch die "Weltsprache Spanisch" in zahlreichen Kursen an der Volkshochschule Konz. "Wir sind wie eine Familie", lobt die Lehrerin ihre "großen" Schüler. Es wird auch mal ein Witz auf Spanisch erzählt

Die den Mexikanern nachgesagte Spontaneität hat sich Beatriz Woditsch erhalten: Als sie gefragt wurde, ob sie nicht Spanisch unterrichten wolle, willigte sie ohne lange zu überlegen ein - "und ich habe es bis heute nicht bereut", sagt die 57-Jährige. "Locker" geht es zu in den Kursen, der Spaß komme nicht zu kurz. Beatriz Woditsch klammert sich nicht stur an die Vorgaben der Lehrbücher, sondern geht auf die Wünsche der Teilnehmer ein, variiert, wann immer es geht. Da dürfe auch schon mal ein Witz drunter sein - der wird natürlich auf Spanisch erzählt. Großes Interesse an der spanischen Sprache bescheinigt die Wahl-Konzerin ihren Schülern. 86 Jahre alt sei die älteste Teilnehmerin. Ganz unterschiedliche Beweggründe führen die Teilnehmer in die Kurse. Da sei das pure Interesse an der Sprache, die weltweit von 400 Millionen Menschen in 23 Ländern gesprochen wird. Oder persönliche Gründe gäben den Ausschlag, etwa, dass nahe Angehörige in einem spanischsprachigen Land leben. Doch wie ist es umgekehrt, wenn jemand, der Spanisch spricht, auf einmal mit der deutschen Sprache konfrontiert wird? Nur die korrekte Aussprache habe ihr in gewisser Weise Probleme gemacht, erinnert sich Beatriz Woditsch an die ersten Gehversuche. Aber die liegen lange zurück, denn schon in ihrer Heimat betreute die studierte Touristikerin Reisegruppen aus deutschsprachigen Ländern. Um in Englisch und Französisch up to date zu bleiben, besucht sie Fortbildungsveranstaltungen. Was hat eine waschechte Mexikanerin nach Konz verschlagen? "Es war die Liebe", gesteht Beatriz Woditsch. Ihren Mann lernte sie in Mexiko als Touristen kennen. "Ich war ihm wohl gleich aufgefallen - er mir aber auch." Der Funke sprang im Norden des Landes über: "Ich beobachtete, wie er sich beim Frühstück Sirup über einen Pfannkuchen goss. Da wusste ich: Das kann kein Gringo sein." Zwölf Monate später heiratete das Paar. Beatriz Woditsch kam schon als junge Frau in der Welt herum. Als Reiseleiterin begleitete sie Landsleute in die USA und nach Asien. Sehnsucht nach der Heimat sei bei ihr nie aufgekommen. Wohl deshalb, weil die Familie sehr oft nach Mexiko reist. Ehemann Klaus ist Kakteen-Liebhaber. Sohn und Tochter wuchsen zweisprachig auf. Und Beatriz Woditsch leitet zum wiederholten Mal eine Reisegruppe aus der Region, die vom 9. bis 27. Februar Mexiko besucht.

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