Dampfzug in die Vergangenheit

Konz · Mehr als 100 Menschen verfolgten im April den Vortrag des Postkartensammlers Udo Lambert. Mehr als 50 kamen nun in den Konzer-Doktor-Bürgersaal, um wieder viel über die Konzer und Karthäuser Eisenbahngeschichte zu erfahren. Udo Lambert zeigte 110 Postkarten auf großer Leinwand. Er besitzt mehr als 5000 Karten, die einst von Konz aus in die ganze Welt geschickt wurden.

Konz. Seit 20 Jahren sammelt Udo Lambert Postkarten mit Konzer und Karthäuser Motiven. 110 dieser Schätzchen, die er aus aller Welt per Internet ersteigert hat, zeigte der 71-Jährige nun zum zweiten Mal, denn der erste Vortrag mit mehr als 100 Zuschauern verlangte nach einer Neuauflage. In den Doktor-Bürgersaal kamen wieder 50 Zuhörer.
"Ich habe noch ein paar Postkarten hinzugefügt", sagt der ehemalige Vermessungsingenieur. Seine These ist: "Die Eisenbahn hat Konz, Karthaus und Merzlich zu Wohlstand und Größe verholfen." Und das kann er mit den Postkarten belegen. "Im Jahre 1818, als Saarburg schon 2000 Einwohner zählte, lebten in Merzlich 110 und in Konz 441 Menschen", zeigt er in einer Statistik. Als die Eisenbahn die Region 1871 erreichte, schnellte die Einwohnerzahl bis 1905 in Merzlich auf 1571 und in Konz auf 4181 Einwohner in die Höhe.
Größter Arbeitgeber war die Königlich-Preußische Werkstatt in Karthaus, wo Loks gewartet, sowie Wasser und Kohle für die nächste Fahrt nachgefüllt wurden. "Im Jahre 1921 arbeiteten hier 3100 Menschen", sagt Lambert.
Die Wirtschaft wurde aber auch im ganz wörtlichen Sinne angekurbelt. Zahlreiche Postkarten zeigen Gaststätten, Ausflugslokale und Hotels, von denen etliche dem Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zum Opfer gefallen sind.
"Wenn so viele Menschen von weit herkommen, schreiben sie auch viele Postkarten nach Hause", erklärt Lambert. Er machte sich diesen Fundus bei Versteigerungen, meist übers Internet, zunutze. "Da kommen im Jahr höchstens noch zwei bis drei dazu. Die meisten hab\' ich schon", sagt der Sammler und Modelleisenbahner über seine mehr als 5000 Karten mit Stolz. Sogar Wirte und Friseure hätten Postkarten aufgelegt, kann er anhand entsprechender Motive mit Aufdruck belegen.
Die Zuhörer staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass Karthaus (früher noch mit C geschrieben) schon drei Bahnhöfe und einen riesigen Rangierbahnhof hatte. Das Ausbesserungswerk und das Bahnbetriebswerk prägten Rundschuppen, in denen sich Drehscheiben fürs Umsetzen von Loks und Waggons befanden. Auf einer Luftaufnahme von 1937 sind etliche Schienenstränge wegretuschiert, denn, so Lambert: "Der Feind sollte nicht gleich sehen, wie bedeutend dieser Bahnhof ist."
Mit den Menschen von außerhalb kam der evangelische Glaube in die Region. Die evangelische Kirche und eine neue Grundschule wurden gebaut. Erst in den 50er Jahren tauchten die ersten Autos auf den Bildern auf. Als Konz 1959 Stadt wurde, kam dafür eine eigene Postkartenserie heraus.
Gleichzeitig markierte eine lange Schlange von Dampfrössern den Niedergang der großen Bedeutung dieses Eisenbahnknotenpunktes. Wartung und Betrieb der Loks, die bald mit Diesel angetrieben wurden, waren nach Trier verlegt worden. Bereits zum zweiten Mal lauschten Christa und Alwin Herz dem Vortrag. "Da kommen unheimlich viele Erinnerungen hoch", sagt der 77-Jährige, der auch als Restaurator an der Konzer Dampflok mitarbeitet. Ihm ist wichtig: "Die Eisenbahn muss in Konz ein Denkmal bekommen." doth

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