"Das Benzingeschäft ist knallhart"

PLUWIG. Das Tankstellen-Sterben im grenznahen Raum geht weiter. Nach fast fünf Jahrzehnten schließt Rosa Jakobs ihre Tankstelle in Pluwig. Neue gesetzliche Auflagen und die Nähe zu Luxemburg schrecken potenzielle Nachfolger ab. Ein Infrastrukturverlust für Pluwig und die umliegenden Dörfer.

Wehmütig blickt Rosa Jakobs auf die noch letzte Zapfsäule. Das Gerät ist demontiert und steht zum Abtransport bereit. Im Februar war der Vertrag mit einem großen Trierer Tankstellenbetreiber ausgelaufen. Für Rosa Jakobs, die seit dem Tod ihres Mannes vor fünf Jahren die Tankstelle alleine führt, der richtige Zeitpunkt, um aus dem Benzingeschäft auszusteigen. Einen Nachfolger zu finden war aussichtslos: Wegen der neuen gesetzlichen Bestimmungen hätte er die Anlage erst einmal mit hohen Kosten umbauen müssen."Ende der 50er-Jahre fingen wir mit einer Handpumpe an", erinnert sich Jakobs. Und sie fügt hinzu: "Das Benzingeschäft ist knallhart. Doch so richtig bergab ging es vor 13 Jahren."Dieseltanks für die Feuerwehren

Durch regelmäßig steigende Benzinpreise in Deutschland wurden die Tankfahrten nach Luxemburg immer einträglicher. Das Wort "Tanktourismus" war geboren. Doch für viele deutsche Tankstellen in der Grenzregion bedeutete diese Entwicklung das Aus.Vor vier Jahren gab es in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer noch vier reguläre Tankstellen mit angeschlossenem Warenverkauf. Heute existiert nur noch eine automatische Zapfanlage in Osburg. An ihr kann aber nur bargeldlos mit Bank- oder Kundenkarte getankt werden. Für Pluwig und seine Nachbardörfer spielt dieses Angebot schon wegen der Entfernung keine Rolle.Verdenken kann es Rosa Jakobs den einheimischen Privatkunden nicht, dass sie den Tankstellen im nahen Luxemburg den Vorzug gaben. Die größte Einnahmequelle waren ohnehin die umliegenden Firmen, die ihr stets die Treue gehalten haben.Jakobs findet es auch völlig unbegreiflich, dass die Spritpreise in der Region mit sinkender Entfernung zur Grenze steigen. Gemeinsam mit anderen Betreibern hat sie schon vor Jahren versucht, dieses Paradoxon zu ändern - durch höhere Preise im "Inland" und ein Niedrigpreisniveau in Grenznähe. Doch die Verhandlungen blieben erfolglos.Ein ehemaliger Kunde sieht hinter dieser "Preisunlogik", die den kleinen Tankstellen in der Region das Genick bricht, eine klare Aufforderung: "Bitte tankt in der Pumpenallee in Wasserbillig!"Der Betreiber einer freien Tankstelle bei Trier, der nicht genannt werden möchte, beobachtet die Schließung in Pluwig mit größter Besorgnis."Das Problem für mich ist, dass ich als freier Tankwart den Behörden- und Firmenkunden keinen zinslosen Kredit einräumen kann, wie das große Unternehmen handhaben", sagt der um seine Existenz bangende Betreiber.Auch Bürgermeister Bernhard Busch bedauert die Schließung der Pluwiger Tankstelle. Für ihre Kommunal-Fahrzeuge hat die VG unkonventionelle Lösungen gefunden. "Kaum vorstellbar, dass ein Feuerwehrfahrzeug nach Luxemburg zum Tanken fährt", sagt Busch.Zukünftig werden die Feuerwehren aus Pluwig und den umliegenden Dörfern aus der Diesel-Zapfsäule eines Fuhrunternehmens - mit dem die VG einen Vertrag abgeschlossen hat - bedient. Die anderen Ortsgemeinden erhalten eigene Dieseltanks."Die Schließung war nicht zu vermeiden", klagt auch Pluwigs Ortsbürgermeister Wolfgang Annen über "den Infrastrukturverlust seiner Gemeinde." In absehbarer Zeit werde es in Pluwig keine Tankstelle mehr geben. Morgen: Auf der Linie gerettet: Die Freibadsanierung in Mertesdorf.

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