Das Dorf Wiltingen vor 100 Jahren

KONZ/SAARBURG. (fcg) Wie sah es früher in den Städten und Verbandsgemeinden Konz und Saarburg aus? Dieser und anderen historischen Fragen geht der Trierische Volksfreund jeden Donnerstag in seiner Reihe "Stadt- und Dorfgeschichte(n)" nach.

Heute präsentiert der TV ein historisches Foto des Dorfes Wiltingen, das im Jahre 1909 geschossen wurde. Thomas Müller von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg hat sich zu dem Bild Gedanken gemacht. Das Foto zeigt das alte Zentrum der Winzergemeinde Wiltingen. Der aufmerksame Betrachter wird die für das heutige Ortsbild so markante Pfarrkirche vermissen - und wenn man genauer hinsieht, überhaupt eine Kirche. Ebendies erlaubt die ziemlich genaue Datierung des Fotos in die Zeit April/Mai 1909. In der Mitte des Dorfes, oberhalb des an die Saar führenden Feldweges, ist der Abbruch der alten Pfarrkirche St. Martinus im Gange. Noch stehen zwei Seitenwände dieser um 1760 erbauten Kirche, deren romanischer Turm aus dem 13. Jahrhundert stammte. Um das Jahr 1910 erreichte die Einwohnerzahl Wiltingens die Marke von 1100 Seelen, so dass der Pfarrgemeinde ihr nur acht mal 26 Meter großes Gotteshaus zu klein wurde. Der damalige Pfarrer Josef Dehen hatte sich 1894 in Trierweiler beim Bau einer neuen Kirche bewährt und wurde 1902 nach Wiltingen versetzt mit dem Auftrag, auch dort einen Kirchen-Neubau zu organisieren. Die alte Pfarrkirche wurde nach dem Weißen Sonntag 1909 (18. April) abgebrochen, und nur innerhalb eines Jahres entstand an gleicher Stelle die neue Pfarrkirche, im Volksmund aufgrund ihrer Größe und architektonischen Schönheit auch "Saardom" genannt. Da der alte Standort zu schmal war, ist die heutige Pfarrkirche nicht geostet, sondern blickt mit dem Chor nach Süden. Während der Bauarbeiten wurde im Hof des 1732 erbauten barocken Pfarrhauses eine Notkirche errichtet. Das Pfarrhaus ist deutlich rechts vom Dorfzentrum am Rand einer freien Fläche zu erkennen. Dort, im ehemaligen Pfarrgarten, wurde der neue Friedhof angelegt, und es sind auch erste Gräber zu erkennen. Der alte Friedhof befand sich um die alte Kirche herum und wurde im Frühjahr 1909 aufgehoben. Bei der Umbettung der Gräber stieß man nahezu überall auf römische Baureste, da die Wiltinger Kirchen über den Resten einer römischen Villa errichtet wurden. An dem vom Dorfzentrum zur Saar führenden Feldweg lagert ein Stapel Bauholz. Am Ufer selbst ist ein Nachen zu sehen, der zum Übersetzen auf die andere Saarseite genutzt wurde. Eine zweite "Fähre" befand sich etwas flussaufwärts am Standort der heutigen Saarbrücke.Ersetzt und abgerissen

Am linken Bildrand grenzt an die Saarwiese die 1889 erbaute alte Volksschule. Sie wurde Ende der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts durch die heutige Grundschule ersetzt und nach einem Brand abgerissen. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, einen für viele unverständlichen Namen eines Hauses, einer Straße oder eines Flurstücks erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer für etwaige Rückfragen an die E-Mail-Adresse trier@volksfreund.de. Wichtig für eine rasche Veröffentlichung ist, dass Ihre Geschichte knapp formuliert - etwa 60 Druckzeilen à 30 Anschläge - ist. Falls Ihnen ein historisches Foto vorliegt, ist dieses (bei hinreichender Qualität) sehr willkommen.

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