Das Ende der Sickergruben

PASCHEL. Rund 13 000 Euro pro Einwohner kostet es, eine der letzten Lücken im Bereich der Abwasserentsorgung in der Verbandsgemeinde Kell am See zu schließen. Am Dienstag war Spatenstich für den Bau einer neuen Kläranlage in den zu Paschel gehörenden Ortsteilen Steinbachweier und Benratherhof.

So eine große Kulisse sieht man selten in den kleinen Siedlungen Steinbachweier und Benratherhof. Viele der 85 Einwohner waren ins nahe Klinkbachtal gekommen, um dort neben einem großen Aufgebot der kommunalpolitischen Prominenz beim offiziellen Startschuss für das rund 1,1 Millionen Euro teure Abwasserprojekt dabei zu sein.Millionen-Investition für 85 Einwohner

Denn auch in den Pascheler Ortsteilen und einigen auf Henterner Gemarkung liegenden Gehöften sollen nach Abschluss der Bauvorhabens die Zeiten vorbei sein, in denen das Abwasser in der Sickergrube gesammelt und von den Fahrzeugen einer Spezialfirma entsorgt werden musste. "Nach unserem letzten großen Projekt in Baldringen wollen wir jetzt auch in den Ortsbezirken für die Verbesserung der Abwasserbeseitigung sorgen", sagte Bürgermeister Werner Angsten, bevor er mit dem Landtagsabgeordneten Dieter Schmitt (CDU), dem neuen VG-Beigeordneten Josef Leineweber und den Ortschefs aus Paschel und Hentern, Erich Thiel und Bernhard Wagner, den Spatenstich für den Bau der neuen Kläranlage tätigte. Rund 20 Millionen Euro habe man in den vergangenen 15 Jahren in die Abwasserbeseitigung investiert und in der großen, aber dünn besiedelten Verbandsgemeinde einen Anschlussgrad von nahezu 96 Prozent erreicht. "Ich denke, wir haben in diesem Bereich Vorbildliches geleistet", so Angsten. Dass wenige Menschen auf einer großen Fläche einen hohen Investitionsaufwand bedeuten, wird gerade beim Beispiel Steinbachweier/Benratherhof deutlich. Angesichts der demographischen Entwicklung und leerer Kassen sei die Gefahr zwar groß, nur noch in Ballungsgebiete zu investieren. "Wir brauchen aber auch in Zukunft die finanzielle Kraft, auch in kleineren Einheiten für eine ordnungsgemäße Abwasserbeseitigung zu sorgen. Das ist ein Stück Lebensqualität", betonte Schmitt in seiner Funktion als Vertreter des Landtags. Beim Projekt in den Pascheler Ortsteilen zeigte sich Mainz großzügig und gewährte einen Zuschuss von 800 000 Euro. 228 000 Euro übernehmen die VG-Werke, den Rest müssen die Einwohner durch die Zahlung einmaliger Beiträge stemmen. "Diese halten sich mit 1000 bis 4000 Euro pro Haushalt aus unserer Sicht aber in Grenzen", betonte Angsten. Seit 1997 habe man sich mit dem Abwasserprojekt "Steinbachweier/Benratherhof" beschäftigt, blickte der VG-Chef in der Feierstunde zurück. Man habe bei der Planung mehrere Alternativen und Lösungen berücksichtigt und in einer Bürgerversammlung über den Stand der Dinge informiert. Diesen Umstand betonte auch der Pascheler Ortschef: "Es ist uns gelungen, dieses Projekt in enger Abstimmung mit der Bevölkerung zu realisieren", sagte Thiel.Sehr wirtschaftlich: Scheibentauchkörperanlage

Als wirtschaftlichste Lösung erwies sich letztlich aber nicht der vom VG-Werksausschuss empfohlene Bau einer Pflanzenkläranlage, sondern der einer so genannten Scheibentauchkörperanlage. In ihr wird das Abwasser, das über 2,5 Kilometer lange Leitungen ins Klinkbachtal geführt wird, auf biologisch-mechanische Art und Weise gereinigt. Es handele sich um eine naturnahe Lösung, die sich unauffällig in die Landschaft einpasse, sagte Axel Brinkmann, Vertreter der bauausführenden Firma "PMT". "Zu sehen sein wird nur das Betriebsgebäude und die grünen Dächer der Scheibentauchkörperanlage", so Brinkmann, der von einer Nutzungsdauer von 50 Jahren ausgeht. Bis die Zeiten der modernen Abwasserbeseitigung in Steinbachweier und Benratherhof beginnen können, wird es allerdings noch einige Monate dauern. "Die Bauzeit ist witterungsabhängig. Wir hoffen aber, dass es mit der Einweihung im Frühjahr 2005 klappt", sagt VG-Werkleiter Jörg Jost.

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