Das Ende eines Schleichwegs

Sie dürfen dort gar nicht fahren und tun es dennoch: Viele Auto- und Motorradfahrer nutzen den Radwege-Tunnel in Wiltingen, um Wartezeiten an den Bahngleisen zu vermeiden. Nun soll eine Schranke dem beliebten Schleichweg ein Ende setzen.

Wiltingen. Ein kleines Kind stapft mit seinem Schiebewägelchen durch den Tunnel in Wiltingen, der die Brückenstraße mit dem Radweg entlang der Saar verbindet. Ein winziger Schritt vor dem nächsten. Danach geht der Spaziergang mit Mama weiter zu den Saarauen. Wenige Minuten später: Drei, vier Autos rauschen durch den engen Tunnel, wenige fahren an der Stelle langsamer, wo Radfahrer auf die Strecke stoßen könnten.

Die Situation am Tunnel ist seit Jahrzehnten ein Thema in der Gemeinde. Die Unterführung unter der Bahnstrecke und der K 138 hindurch ist eine der Radwege-Anbindungen an den Ortskern. Sie wird von Fußgängern und Radfahrern gut angenommen - zu ihrem Leidwesen aber auch unrechtmäßig von Auto- und Motorradfahrern. "Sie wollen den Bahnübergang im Dorf umfahren", weiß Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger. Es seien schon kleinere Unfälle im unfreiwilligen Begegnungsverkehr passiert. "Vor allem, wenn Autofahrer aus Richtung Schoden kommen", sagt Rommelfanger, könne es eng werden. Dann beeilten sich die Fahrer, die Straße zu überqueren, und kommen mit Schwung auf den Radweg.

Zuletzt hat sich die Gemeinde darum bemüht, den motorisierten Verkehr mit Pfosten auszubremsen. Die Lösung währte nicht lange, die Pfosten wurden entwendet. In Absprache mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier, der Polizei und der Verbandsgemeindeverwaltung ergreift die Gemeinde nun eine striktere Maßnahme: "Die Schranke ist die letzte Chance", sagt Rommelfanger. Sollte das nicht wirken, seien bauliche Veränderungen denkbar.

Auch die Beschilderung am Wegesrand wird sich ändern. Es wird der Zusatz entfernt, der dem landwirtschaftlichen Verkehr die freie Fahrt ermöglicht. Die Begründung: Es liegen keine landwirtschaftlich genutzten Flächen direkt am Tunnel. Auch die Traktorfahrer müssen also nun den Weg über die Bahngleise nutzen.

Aufatmen dürften auch die Anlieger am Pfarrer-Henn-Weg, die sich seit längerem über den erhöhten Betrieb ärgern. Autofahrer von Oberemmel kommend würden besonders oft während des Berufsverkehrs zum Tunnel fahren, sagt Rommelfanger. Dadurch würden die Anwohner durch Lärm und Staub belästigt. Die Schranke soll auch hier helfen, die Belastung zu vermindern.

Meinung

Das ist es nicht wert

Wer fährt ihn nicht mal hin und wieder, den Schleichweg, der einem ein paar Minuten Fahrtzeit erspart und den Tank schont. Doch selten sind den Autofahrern dabei die Gefahren bewusst. In Wiltingen liegen sie klar auf der Hand. Der Tunnel ist schlecht einsehbar, in der Mitte stößt ein Weg hinzu, Fußgänger nutzen die Unterführung gerne. Die Zufahrten sind für Radfahrer ausgelegt, nicht für Autos, die sich womöglich dort begegnen. Ein Wunder, dass dort noch kein wirklich schlimmer Unfall passiert ist. Spätestens dann würde klar, was die paar gesparten Minuten wirklich wert sind. a.pipke@volksfreund.de

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