Gedenkstätte Das Erinnern ist und bleibt wichtig

Hinzert-Pölert · Das internationale Gedenken an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz führte mehr als 250 Besucher in die heutige Gedenkstätte Hinzert.

 Regisseur und Autor Thomas Muggenthaler (Dritter von rechts) neben Dieter Burgard, Landes-Antisemitismusbeauftragter und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten, während der Ansprache von Bundesjustizministerin Katarina Barley in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert.

Regisseur und Autor Thomas Muggenthaler (Dritter von rechts) neben Dieter Burgard, Landes-Antisemitismusbeauftragter und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten, während der Ansprache von Bundesjustizministerin Katarina Barley in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert.

Foto: Ursula Schmieder

Die Schicksale bedrücken Besucher des Internationalen Gedenkens im einstigen SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Im Dokumentarfilm „Verbrechen Liebe“ lässt Regisseur Thomas Muggenthaler (siehe Info) aus heutiger Sicht Unschuldige zu Wort kommen: deutsche Frauen und frühere polnische Zwangsarbeiter, die sich verliebt hatten und denen diese „Rassenschande“, so die Sicht der Nationalsozialisten (Nazis), zum Verhängnis wurde. Frauen mussten in Konzentrationslager (KZ), was viele nicht überlebten, Männer wurden hingerichtet. Es sei denn sie erhielten die minimale Überlebenschance, als „eindeutschungsfähig“ eingestuft zu werden.

Alois Hallat war einer dieser Männer, wie er im Film berichtet. Geboren 1918 und ab 1939 zur Zwangsarbeit verpflichtet, wurde er 1942 wegen „verbotenem Umgang“ verhaftet. Über Lager wie Auschwitz kam er nach Hinzert. Neben Häftlingen aus mehr als 20 Ländern, darunter viele Luxemburger, waren dort ab Februar 1943 „Eindeutschungspolen“ inhaftiert.

Ziel war laut Beate Welter, Leiterin der heutigen Gedenkstätte, eine einheitliche Beurteilung der Männer, die sich binnen sechs Monaten „bewähren“ sollten. Durch Arbeit oder indem sie im Nazi-Sinne „funktionierten“ und einschließlich einer „rassischen Sippenüberprüfung“ von Angehörigen. Hallat, schon 1943 positiv beurteilt, kam aber erst 1945 frei.

Er habe die Verbrechen verziehen, sagt er im Film. „Aber vergessen kann ich das nicht.“ Dennoch blieb er im Hunsrück, wo er 2015 starb. Mehrmals besuchte er die Gedenkstätte, wo er von Nachkriegserfahrungen wie der berichtete, dass ehemalige KZ-Häftlinge als „heimatlose Ausländer“ galten.

Bundesjustizministerin Katarina Barley erinnerte in ihrer Gedenkansprache daran, dass es Nationalsozialisten waren, die nach dem Krieg die Gesetze der Bundesrepublik formulierten. Und das sei teils bis heute offenkundig.

Die Gesellschaft brauche daher „jeden Demokraten“ – und das heute mehr denn je, lobte sie insbesondere engagierte junge Menschen. Denn es sei ja zu sehen, „was passiert, wenn man sich nicht auseinandersetzt, wenn man verschweigt, vertuscht – dann kommen die alten Geister ganz schnell wieder.“ Dieter Burgard, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten, bezeichnete Gedenken und aktive Auseinandersetzung als „die beste Versicherung gegen Völkerhass“.

Georg Mertes vom gastgebenden Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert, unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung, zeigte sich „überwältigt vom Zuspruch“ der mehr als 250 Besucher. Darunter der Vizekonsul der Republik Polen sowie Vertreter von Landes- und Kommunalpolitik. Das deutsch-französische Trio Mannijo – Manfred Pohlmann, Jo Nousse und Patrick Riollet – umrahmte die Veranstaltung in der Gedenkstätte in Hinzert musikalisch.

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