Das fliegende Klassenzimmer

KONZ-KÖNEN. 19 Schüler der Hermann-Staudinger-Realschule Konz heben ab: Sie steigen im Rahmen ihres Projekts "Über den Wolken" mit einem Segelflieger in die Lüfte.

Ein fast wolkenloser Himmel liegt über dem Flugplatz Konz-Könen. 19 Schüler der Hermann-Staudinger-Realschule in Konz stehen aufgeregt auf dem Flugplatz und warten darauf, dass es endlich losgeht - sie wollen mit Segelflugzeugen hoch hinaus. Anlass dieses Treffens ist das Projekt "Über den Wolken", das von Physiklehrer Gerhard Klein gestartet wurde. "Vor 13 Jahren habe ich schon einmal mit einer Klasse Segelflüge gemacht, jetzt war es mal wieder an der Zeit", erzählt er. Gemeinsam mit den Lehrern Beate Schmitt und Martin Roth hat Klein die Schüler im Unterricht anhand von Experimenten auf diesen Tag gut vorbereitet. Tragflächen im Windkanal getestet

So beschäftigte sich die Gruppe mit der Geschichte der Raum- und Luftfahrt, mit dem Basteln von Holzflugzeugen oder mit der Funktionsweise eines Hygrometers, mit dem man die Luftfeuchtigkeit messen kann. "Im Windkanal haben wir selbst gebastelte Tragflächen aus Holz auf ihre Flugfähigkeit getestet", berichtet Schüler Julian Lausenhammer. "Am Montag war dann der Pilot Klaus-Peter Dannecker in der Schule, der uns Flugvideos gezeigt und geduldig alle Fragen rund ums Fliegen beantwortet hat." Doch der absolute Höhepunkt ihres Schulprojektes ist der Flug in einem Segelflieger. "Uns interessiert alles rund um die Naturwissenschaft. Jetzt einmal die Chance zu haben, mit einem Segelflieger zu fliegen, ist einfach toll", sagt Christoph Wallenborn und erntet nickende Zustimmung von der Gruppe. Karl Henning, zweiter Vorsitzender des "Aero Clubs Trier und Konz" macht die Gruppe mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut: "Segelfliegen ist schön, aber nicht immer ungefährlich. Also: Augen und Ohren immer offen halten", weist er die Realschüler ein. Das die Sicherheit schon bei selbstverständlichen Dingen anfängt, lernen die Schüler, als ihnen wegen der starken Sonneneinstrahlung Hüte zugesteckt werden. Insgesamt sind an diesem Tag vier weitere Piloten dabei, die abwechselnd fliegen und für die Sicherheit am Boden sorgen. "Segelflugsport lebt davon, dass alle zusammenarbeiten", erklärt Henning, der mit Hilfe der engagierten Schüler zwei Doppelsitzerflieger an den Startplatz schiebt. Jeder will als Erster in die Lüfte steigen. Der Glückspilz kann aber nur einer sein: Fabian Busch, der ganz oben auf der Liste steht und vor dem Flug relativ entspannt wirkt. "Ich habe keine Angst, dass was passieren könnte", sagt er gelassen, während er von einem Piloten den Fallschirm umgebunden bekommt und auf dem Rücksitz der Maschine verstaut wird. "Wir sind abhängig von der Thermik", erklärt Henning währenddessen den Schülern. "Die Flugstrecke von Segelfliegern kann man deshalb nicht so frei festlegen wie beim Motorfliegen." Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, ist es so weit. Die 500 Kilo schwere Maschine wird mit einem starken Ruck von einer Seilwinde am anderen Ende des Flugplatzes in nur wenigen Sekunden auf 350 Meter Höhe gezogen."Ich wollte erst gar nicht mehr runter"

Mit offenen Mündern und gereckten Hälsen verfolgen die Schüler den Flieger, der elegant über den Flugplatz gleitet und über den Wald hinweg in Richtung Konz segelt. Als Fabian Busch nach acht Minuten in der Luft wieder landet, bestürmen ihn die anderen Schüler mit Fragen. "Es war so schön", sagt er atemlos, "ich wollte erst gar nicht mehr runter. Aber jetzt bin ich doch froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben." Von so viel Begeisterung der Schüler lassen sich auch die Lehrer anstecken, die im Anschluss auch alle "eine kleine Runde" fliegen. Am Freitag fand in der Schule ein Schulfest statt, in dessen Verlauf die Schüler ihr Projekt vorstellen konnten. Der eine oder andere überlegt sich nach diesem Erlebnis, ob er den Flugschein machen soll, den man schließlich schon mit 14 Jahren machen kann.

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