Das gemischte Quartett hält fest zusammen

Mettlach · Vierlingsgeburten kommen in Deutschland statistisch gesehen ein Mal im Jahr vor. Ein großes Glück, wenn alle vier Kinder gesund sind. Wie Alena, Kevin, Linda und Nico Schmitt aus Weiten bei Mettlach. Im Januar werden sie 18 Jahre alt.

 Noch wohnen Kevin, Alena, Linda und Nico Schmitt (von links) bei ihrer Mutter. Bald werden sie eigene Wege gehen. Foto: Traudl Brenner

Noch wohnen Kevin, Alena, Linda und Nico Schmitt (von links) bei ihrer Mutter. Bald werden sie eigene Wege gehen. Foto: Traudl Brenner

Mettlach. Man könnte die vier jungen Leute - zwei Jungs und zwei Mädchen - aus Weiten in der Gemeinde Mettlach für gleichaltrige Freunde halten. Aber sie sind Geschwister - und gleich alt: Am 10. Januar 1994 sind sie innerhalb von drei Minuten zur Welt gekommen - Alena um 9.24 Uhr, Kevin und Linda um 9.25 Uhr, und Nico, der Jüngste, genau eine Minute später. Laut Statistik ist in Deutschland pro Jahr mit einer einzigen Vierlingsgeburt zu rechnen. Die Schmitts, damals in Orscholz daheim, waren ein statistischer Sonderfall. 18 Jahre ist das her. Jetzt steuern die Vierlinge aufs Abitur zu, sind Führerscheinbesitzer, planen ihre Zukunft, leben alle vier noch unter Mamas Dach in Weiten.
Über die frühen Jahre des Quartetts wurde häufig berichtet. Als die Kinder größer wurden, wollten sie partout nicht in die Medien. Nun sind sie erwachsen und haben akzeptiert, dass man in ihrem Umkreis wissen möchte, was aus ihnen geworden ist. Und so sitzen vier junge Menschen um den Tisch, dabei die Mama.
Erzogen wurden die vier von Anfang an, der Not gehorchend, mit "liebevoller Konsequenz". Das Leben lief nach festen Regeln ab, sonst hätte der Alltag nicht funktioniert. Und weil eines der Mädchen als Kleinkind Neurodermitis hatte und Diät eingehalten werden musste, bekamen die anderen drei ganz solidarisch das gleiche Essen. Alle hatten früh Aufgaben im Haushalt. Teilen müssen? "Wir haben es ja nicht anders gekannt. Klar, es gab immer mal Momente, wo man sich gewünscht hätte, etwas alleine für sich zu haben", sagt Nico. Und fügt hinzu: "Heute bin ich froh darüber, ein bisschen strenger erzogen worden zu sein."
Auch Linda und Alena haben sich manchmal gewünscht, Einzelkinder zu sein. "Aber im Großen und Ganzen bin ich froh, meine Geschwister zu haben", sagt Linda. Ähnlich sieht es Alena. Kevin hatte nie den Wunsch, in einer Ein-Kind-Familie zu leben: "Ich war immer gewohnt, drei an meiner Seite zu haben - bis heute." Lobend und anerkennend erwähnt das Kleeblatt, dass alle vier immer gleich behandelt worden sind. Heute gehen die vier in verschiedene Schulen, haben unterschiedliche Freunde. Auch die Hobbys sind verschieden. Linda spielt Klavier, Alena Gitarre, die Jungs sind leidenschaftliche Fußballer. Und die Mutter? Daniela Schmitt war 30, als die Kinder in der 32. Schwangerschaftswoche ans Licht der Welt geholt wurden. Gravierende Schäden hatte keines von ihnen - ein Wunder bei Mehrlingsgeburten. Behandlungen mannigfacher Art waren trotzdem nötig, wie bei Frühgeborenen üblich. Daniela Schmitt hat ausgerechnet, dass sie im ersten Lebensjahr ihres Quartetts etwa 365 Stunden allein mit der bei allen vieren unbedingt notwendigen Krankengymnastik verbracht hat. Und geschrien hat immer eines. Mehr als zwei Stunden Schlaf im Zusammenhang waren da nie drin für die Mutter.
Heute haben alle vier ziemlich klar definierte Berufsziele und Vorstellungen von ihrem Leben. Nach dem Abitur planen Linda, Alena und Nico Auslandsjahre, Kevin steuert ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Alena will wahrscheinlich Sozialpädagogik studieren. Linda liebäugelt mit Psychologie. Kevin möchte BWL studieren, könnte sich eine Bank-Laufbahn vorstellen. Und Nico denkt über BWL oder Sportwissenschaft nach. Ob sie später Familien gründen möchten? Ja, da sind sie sich einig. Und ein oder zwei Kinder wollen auch alle. Aber vier sollten es nicht unbedingt sein, finden sie.
Als die Kinder acht Jahre alt waren, haben sich die Eltern getrennt. Mutter und Kinder sind von Orscholz nach Weiten gezogen, Daniela Schmitt ist Kosmetikerin, sie hat hier ihr Studio. Ihr zweiter Mann lebt seit acht Jahren mit der Familie. Fast sensationell bei Jugendlichen in diesem Alter: Alle fahren immer noch zusammen in Urlaub, 2011 waren sie in Italien. Mama Daniela: "Wir haben immer viel gemeinsam unternommen, und das ist heute noch so, wir genießen es - die Zeit ist nicht mehr weit, bis alle Kinder ihre eigenen Wege gehen." Der leibliche Vater wohnt in der Nähe und kann jederzeit besucht werden.

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