Das Glück ist genug strapaziert

BERNKASTEL-KUES. Ein spektakulärer Lastwagen-Unfall am Montagabend an der Tunnelausfahrt hat viele Menschen aufgeschreckt. Nun wird erneut darüber gedacht, wie die Sicherheitsstandards erhöht werden können.

Der Knall ist bis in die Dienststelle der Polizei zu hören. Und die liegt einige hundert Meter Luftlinie vom Unfallort entfernt. Sofort gehen Notrufe bei der Polizei ein. Sekunden später heult die Sirene. Feuerwehr, Polizei, Notarzt und Sanitäter rasen zum Burgbergtunnel. Für einige Minuten ist die halbe Stadt in Aufregung. Zum wiederholten Mal ist ein aus dem Burgbergtunnel kommendes Fahrzeug über die B 53 geschossen und in das Geländer gefahren beziehungsweise hindurch gebrochen. Die Konstruktion trennt die Straße vom darunter liegenden Fuß- und Radweg sowie von der Mosel. Die Aufregung legt sich schnell. Ein Teil der 30 Feuerwehrleute aus Bernkastel, Kues und Andel zieht wieder ab. "Ursprünglich hieß es, eine Person sei eingeklemmt", berichtet Thomas Edringer, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Doch Beifahrer und Fahrer des mit Kachelöfen beladenen Lastwagens (mit Anhänger) aus Niederbayern sind wohlauf. Ihr Lastwagen steht mit den Vorderrädern kurz vor der Mosel. Die Hinterräder hängen in der Luft, der Anhänger steht noch auf der Straße. "Glück im Unglück", heißt es bei den vielen Schaulustigen. Was wäre geschehen, wenn sich Passanten auf dem Weg unterhalb der B 53 befunden hätten? Was wäre passiert, wenn andere Fahrzeuge den Weg gekreuzt hätten? Nicht auszudenken. "Gottseidank war in dem Moment kein anderes Fahrzeug in diesem Bereich unterwegs", sagt Polizeihauptkommissar Helmut Kaspar. Dass niemand zu Schaden kam, sei ein "nicht zu beschreibendes Glück". Zum dritten Mal sei ein Fahrzeug durch das Geländer gebrochen, berichtet ein Feuerwehrmann, mehrere andere Fahrzeuge blieben im Geländer hängen. Noch nie ist den Beteiligten viel geschehen, und auch Unbeteiligte (andere Verkehrsteilnehmer) sind noch nicht zu Schaden gekommen, wenn ein Gefährt aus dem Tunnel kommend, quer über die B 53 raste und in das Geländer krachte. Im Tunnel gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer. "30 wäre besser", sagt ein Passant. "Wenn man sich nicht daran hält, nützt das auch nichts", sagt ein anderer. Das Problem im Tunnel: Kurz vor der Ausfahrt in Richtung Mosel befindet sich eine Kurve. Wer da einen Moment nicht aufpasst, steht auf der B 53. Für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen ist der Tunnel zwar gesperrt. Doch häufig halten sich Lastwagen- und Sattelschlepper-Fahrer nicht an die Verbotsschilder, sagt einer der Polizisten. "Die fahren nach ihrem Navigationsgerät", erläutert er. Das Fangseil im Geländer ist bereits verstärkt worden. Doch einem beladenen 7,5 Tonner (mit einem 2,5-Tonner-Anhänger) kann es nicht Stand halten. Nach Auswertung der Tachoscheibe stellt die Polizei fest, dass der Lastwagen mit 80 Stundenkilometern in dem 555 Meter langen Tunnel unterwegs war. Viel zu schnell, um - trotz Vollbremsung - vor der roten Ampel anhalten zu können. Seit dem Jahr 2000 sind an der Tunnelausfahrt 31 Unfälle (meistens Auffahrunfälle) passiert. Deshalb sei immer wieder nach Möglichkeiten gesucht worden, mehr für die Verkehrssicherheit zu tun, sagt Kaspar. Der gewünschte Erfolg sei aber nicht eingetreten. Kaspar und Walter Klink, Leiter der Straßenmeisterei Bernkastel, sind sich einig, noch einmal tätig zu werden. Ihre Wünsche: Alle Verkehrszeichen im Tunnel sollen beleuchtet sein. Sie sollen beidseitig aufgestellt werden und größere Ausmaße haben. Erforderlich sei auch, im Tunnel zwei gelbe Blitzlichtlampen anzubringen, um zusätzlich auf die hinter der Kurve stehende Ampel hinzuweisen. Derzeit mangele es eindeutig an der "rechtzeitigen Erkenn- und Begreifbarkeit dieses Knotenpunktes". Die Vorschläge sind am Dienstag der Kreisverwaltung übermittelt worden. Der Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf mindestens 25 000 Euro. Mitarbeiter einer Spezialfirma bargen den Lastwagen mit einem Kran. Die B 53 war deshalb für zwei Stunden gesperrt. Die Polizei sucht Zeugen des Unfalls. Sie können sich unter Telefon 06531/95270 melden.

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