Das Goldstück ist zurück

SAARBURG. Seit Montag ist für die Saarburger wieder sichtbar, welche Stunde ihnen geschlagen hat. In einer spektakulären Aktion in luftiger Höhe ist das frisch restaurierte Zifferblatt der alten Turmuhr der Laurentius-Kirche an seinen Platz zurückgebracht worden.

Montagmorgen am Laurentiusberg in Saarburg: Die Turmuhr der alten Pfarrkirche schlägt 10 Uhr, als der große Leiterwagen des Löschzugs Mitte der Saarburger Feuerwehr an dem Gotteshaus vorfährt. Ein Mann in blauer Uniform klettert heraus. Links und rechts des Fahrzeugs fährt er Stützen aus, dann bringt er die große Drehleiter in Position. Einige Passanten sind stehen geblieben und beobachten die Szene. "Ob es wohl brennt?", scheinen sie sich zuzuflüstern. Doch die offenkundige Gelassenheit von Karl Mettlach, so der Name des Uniformierten, beruhigt die Zuschauer, einige gehen bereits weiter. Dann erscheint Edwin Fell, Küster der Saarburger Laurentius-Kirche. Vier Wochen lang hat er auf diesen Tag gewartet und so blickt er etwas nervös zum Turm. An den Fenstern unterhalb der Turmspitze war noch bis vor kurzem die alte Turmuhr - oder besser: das Zifferblatt und die Zeiger des historischen Chronometers - zu sehen. Nun herrscht dort gähnende Leere, doch das soll sich in den folgenden zwei Stunden ändern. In der Garage neben dem Hauptportal des Gotteshauses wartet bereits das frisch restaurierte Zifferblatt nebst Zeigern auf den großen Moment. "Ursprünglich hatten wir uns überlegt, das Zifferblatt gegen ein neues zu ersetzen, denn es war stark verrostet", berichtet Fell. Dann aber habe man seine historische Bedeutung erkannt, "immerhin stammt es aus dem Jahr 1771", weiß der Küster. Vor rund vier Wochen habe man das Metallteil, das einen Durchmesser von rund 1,90 Metern hat, abmontieren lassen, verpackt und per Spediteur an eine Spezialfirma nach Ulm gesandt. Dort wurde es von Rost befreit, mehrfach lackiert und mit einer "Haut" aus Blattgold versehen. Pfarrer Peter Leick berichtet: "Rund 3500 Euro hat das Ganze gekostet." Ein Teil der Summe - rund 1800 Euro - sei bereits durch Spenden zusammengekommen. Nun sollen Zifferblatt und Zeiger wieder an ihren Platz zurückkehren. Doch das ist kein leichtes Unterfangen. Das Problem: "Die Turmuhr befindet sich in rund 20 Metern Höhe", erklärt Edwin Fell. "Normalerweise hätten wir ein Gerüst aufbauen müssen, doch das hätte die Sache um ein Vielfaches teurer gemacht." Die Saarburger Feuerwehr habe sich schließlich bereit erklärt, ihren Leiterwagen zur Verfügung zu stellen. Bevor Feuerwehrmann Karl Mettlach den Techniker, der das Zifferblatt befestigen soll, mit der Drehleiter nach oben bringt, muss die Welle, auf der die Zeiger laufen, ausgebaut, gereinigt und eingefettet werden. Der Ausbau erweist sich als problematisch, und so verzögert sich die Aktion etwas. Die Zeit nutzt Edwin Fell zur Überprüfung des aus den 20er-Jahren stammenden mechanischen Uhrwerks im Inneren des Turms. "Das Uhrwerk der Laurentius-Kirche ist eines der wenigen seiner Art, die in der Region noch in Betrieb sind", berichtet Fell sichtlich stolz. "Die meisten Kirchenuhren werden heute elektrisch betrieben." Nach rund zwei Stunden haben es Karl Mettlach und Techniker Josef Weber schließlich geschafft, und das Zifferblatt und die Zeiger sind wieder an ihrem Platz - golden glänzend und weithin sichtbar. Zufrieden begutachten Küster Fell und Pfarrer Peter Leick das Werk. Helmut Linz, der in der Nähe wohnt und die Prozedur beobachtet hat, gibt sich sogar ein wenig erleichtert. Er betont: "Ich habe die alte Kirchenuhr in den vergangenen vier Wochen richtig vermisst."

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