Das Grüne steckt im Detail

Geradzu bürgerlich blickt der Konzer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen anlässlich seines zehnten Geburtstags am Sonntagvormittag auf seine Anfänge zurück: Mit einem Sektempfang feiern alte und neue Mitglieder im Gewölbekeller des Roscheider Hofs.

 Auf seinem Dachboden hat Wolfgang Hertel alte Wahlplakate aufgehoben. TV-Foto: Nina Ebner

Auf seinem Dachboden hat Wolfgang Hertel alte Wahlplakate aufgehoben. TV-Foto: Nina Ebner

Konz. Unvergessen ist der Auftritt Joschka Fischers 1985 im hessischen Landtag, als er bei seiner Vereidigung zum Umweltminister mit strahlend weißen Turnschuhen auftrat. Weniger aufmerksamkeiterregend erfolgte dagegen die Gründung des Grünen-Ortsverbands Konz im Oktober 1997. "Liste 4: Grüne - auch in Konz" - auf 100 Plakaten wurde der Einzug der Grünen in die Konzer Politik mitgeteilt. Wolfgang Hertel, grüner Mitstreiter in Konz von Beginn an, erinnert sich genau an die ersten Schritte: Im September 1997 wurde auf Betreiben der Trierer Geschäftsstelle des Grünen-Kreisverbandes dafür geworben, sich für die Gründung eines Ortsverbands in Konz starkzumachen, den schließlich am 6. Oktober 1997 acht Personen ins Leben riefen. Nicht das erste Mal, dass grüne Politik in Konz gemacht wurde: Zwischen 1984 und 1986 waren zwei Vertreter der "Konzer Interessengemeinschaft für grüne Politik" im Stadtrat - allerdings nur für ein kurzes Gastspiel.Wahlerfolg als "positive Überraschung"

Der neue Anlauf vor zehn Jahren war erfolgreicher, auf Anhieb erreichte die neue Konzer Gruppierung bei der Kommunalwahl 1999 jeweils zwei Sitze im Stadt- und Verbandsgemeinderat. "Wir waren anfangs gar nicht sicher, ob wir uns zur Wahl stellen sollten", erinnert sich Hertel. Zu zeitintensiv sei die Ratsarbeit für die wenigen Leute. Dennoch siegte die Erkenntnis, dass die Grünen in Konz nur dann bekannt werden könnten, wenn sie bei der Kommunalwahl anträten. Mit den Themen ökologisch verträgliches Bauen, Radwege und verstärkte Transparenz in der Verwaltung zog die kleine Gruppe in Stadt- und VG-Rat ein. "Das war eine positive Überraschung", beschreibt Gründungsmitglied Klaus Rohles. Ebenso positiv verliefen seiner Meinung nach auch die ersten Schritte der Konzer Grünen in den beiden Räten: "Die anderen Parteien haben uns von Anfang an mit eingebunden, da gab es kein Blockieren." Ein bisschen Herablassung von den etablierten Parteien sei schon dabei gewesen, sagt Hertel: "Manche taten so, als ob wir keine Ahnung hätten, gerade beim Thema Haushalt." Das habe sich aber inzwischen verändert: "Wir sind nicht mehr die dummen Jungs, die man belächeln kann."Ähnlich sahen es wohl auch die Konzer: Bei der Kommunalwahl 2004 erreichte man fast zehn Prozent - ein Resultat, das auch 2009 erzielt werden soll.Auch wenn die Grünen im Stadt- und VG-Rat eine Minderheit darstellen, Rohles glaubt, dass der Ortsverband etwas bewegt habe: "Wir haben in Konz dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit bei Entscheidungen der Verwaltung mehr beteiligt wird." Ein weiterer Grünen-Erfolg: Inzwischen hätten nahezu alle Parteien "grüne Politik" für sich entdeckt. "Da steckt das Ur-Grüne nur noch im Detail", sagt Hertel.Nur vor einem eklatanten Problem stehe der Ortsverband, der zurzeit 14 Mitglieder hat, immer wieder aufs Neue, sagt Wolfgang Hertel: "Wir haben viele junge Leute dabei, da besteht immer die Gefahr, dass die sich beruflich oder privat verändern und aus Konz wegziehen."

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