Das Ideal der 70er ist passé

MORBACH/THALFANG/GUTENTHAL. Im Raum Morbach-Thalfang wird das Netz der Jugendräume immer dichter. Gleichzeitig zeichnen sich Trends für eine künftig eher sporadische Nutzung ab.

Die Jugendlichen in der Einheitsgemeinde Morbach sind gut versorgt. Nahezu jeder der 19 Ortsbezirke bietet seinem Nachwuchs ein Dach über dem Kopf. Seit wenigen Wochen zählen zu den Glücklichen auch die Gutenthaler, die sich bisher am Dorfplatz trafen. Im ehemaligen Gasthaus Schuck, dem neuen Gemeindehaus, haben sie einen Raum für sich. Die Möbel - samt "Oldtimer"-Kicker - haben Leute aus dem Dorf gesponsert, erzählt Manuel Schäfer, einer der Jugendlichen. Im Gegenzug haben sich die jungen Leute nicht nur als Möbelpacker nützlich gemacht, sondern auch auf dem Bau. Sei es, dass sie beim Pflastern des Hofes Steine schleppten oder sich mit Besen oder Schubkarre als Hilfsarbeiter engagierten. Außer Gutenthal bieten in der Einheitsgemeinde elf weitere Orte ihrem Nachwuchs einen Jugendraum und zwar Bischofsdhron, Gonzerath, Haag, Heinzerath, Hinzerath, Hundheim, Hunolstein, Morbach, Morscheid-Riedenburg, Odert und Wederath. Einige dieser Räume werden auch von Nachbargemeinden genutzt. So sind die Jugendlichen aus Hoxel und Wolzburg in Morscheid-Riedenburg zuhause, die Elzerather in Heinzerath. Weitere Räume sind in Planung und zwar in Wenigerath und Weiperath sowie ein neuer in Merscheid. Lediglich Rapperath hat zur Zeit keinen Raum für die jungen Bürger. Gut besucht ist derzeit der Morbacher Jugendraum, die Teestube. Kathrin Thees, seit 2005 neue Vorsitzende des Vereins, hat kürzlich auch Morbacher Jugendparlamentarier mit ins Boot genommen. Diese schieben dort einmal pro Woche Dienst. Ansonsten, so die 20-jährige Auszubildende aus Gutenthal, machten das "Teamer". Also Jugendliche, die zum Teestuben-Team zählen, sowie 14- bis 16-Jährige, die ins Team wollen. Sie selbst ist seit vier Jahren dabei und hofft, Jugendliche dazu motivieren zu können, dass sie "Projekte machen". In den Orten der Verbandsgemeinde Thalfang gibt es ein Modell wie die Teestube nicht. Pastoralreferent Martin Backes weiß aber, dass kirchliche Jugendtreffs in Malborn und Horath gut laufen. Daneben gebe es Treffen in Heidenburg, Schönberg und Büdlich, während in Berglicht derzeit keine geregelte Jugendarbeit existiere. Selbst kleinere Gemeinden, wie Burtscheid, Immert oder Hilscheid, bieten ihren Jugendlichen ein Dach über dem Kopf. Nach Einschätzung von Backes ist die Nutzung der Räume jedoch im Wandel: "Es gibt einen Trend, dass Jugendräume sich konzentrieren auf Veranstaltungen." Parallel dazu seien Offene Treffs oder regelmäßige Treffen rückläufig. Dennoch engagierten sich Jugendliche bereitwillig bei Aktionen - gleich ob musikalischer, religiöser oder sportlicher Art. Das "Ideal der 70er-Jahre", den selbstverwalteten Jugendraum, gebe es aber nicht mehr. Man muss junge Erwachsene haben, die das leiten", so Backes. Der evangelische Seelsorger Winfrid Krause sieht das nicht anders. "Wenn Minderjährige das leiten, klappt das nicht", hat auch er erkennen müssen. Ebenso könne er bestätigen, "dass Jugendliche kein Interesse an wöchentlichen Treffen, aber an Sonderaktionen" haben.

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