"Das ist mehr als ein Spielplatz"

SAARBURG. Mit dem Spielplatzprojekt in der Saarburger Soulacstraße ist der "Arbeitskreis Integration in der Verbandsgemeinde Saarburg" Landessieger beim Integrations-Wettbewerb der Bundes-Stiftung "Bürger für Bürger" geworden. In Berlin konkurriert das Projekt Mitte März mit denen der übrigen zwölf Landessieger.

Seit Juni 2002 gibt es in der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg den "Arbeitskreis Integration". "Die Idee, ein solches Gremium ins Leben zu rufen, ist im Kriminalpräventiven Rat der VG entstanden", erläutert Thomas Zuche, Mitarbeiter beim Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes. Das Zusammenleben verbessern

"Hintergrund war, dass wir überlegt haben, was wir tun können, um das Zusammenleben von Einheimischen und Ausländern zu verbessern", erklärt Zuche. Immerhin hätten sich nach einer Statistik des Caritasverbandes zwischen 1995 und 2000 rund 250 Aussiedler in der VG niedergelassen. Zwei Aussiedlerheime beherbergten über einige Zeit die Menschen aus der Fremde: In Saarburg waren sie bis zum Jahr 2000 in der früheren Berufsschule untergebracht, in Freudenburg bis zum vergangenen Sommer im Marienheim. "Jeder 20. Einwohner der VG hat einen Migrationshintergrund", sagt Zuche. 1239 Menschen mit ausländischem Pass lebten in der VG. Dabei stammte die Hälfte aus den Beneluxstaaten und aus Frankreich, viele auch aus der ehemaligen Sowjetunion, weiteren Ostblockstaaten oder der Türkei. Auf 67 unterschiedliche Nationen bringe die VG es. Zwei Schulleiter, Elternvertreter, Thomas Zuche sowie Gisela Krämer, Ausländerbeauftragte des Kreises Trier-Saarburg, hätten den Arbeitskreis gegründet. "Dieser Arbeitskreis macht jedoch nur Sinn, wenn auch Migranten mitmachen", betont Zuche. Seit Beginn an dabei ist Elvira Schütz, eine Deutsche aus Kasachstan, die mit ihrer Familie vor einigen Jahren nach Saarburg gekommen ist. Sie war es auch, die im Mai 2003 den Anstoß für das Spielplatzprojekt in der Soulacstraße gab. "Ich bin dort häufig mit meinem Enkelkind spazieren gegangen und fand es bedauerlich, dass dieser Spielplatz so verwaist und verwildert war. Zudem kenne ich es aus Kasachstan, dass sich auf solchen Plätzen nicht nur Mütter mit ihren Kindern, sondern auch die älteren Mitbürger treffen." Als Ort der Begegnung für verschiedene Generationen und Kulturen sollte der vor Jahren angelegte, jedoch vernachlässigte Spielplatz reaktiviert werden. Nicht allein der Arbeitskreis, sondern auch die damaligen Bürgermeister-Kandidaten Edith van Eijck, Richard Fuhs und Jürgen Dixius sowie der Saarburger Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (Awo) waren schnell für das Projekt zu erwärmen. Letzterer sprang als Hauptsponsor der Spielplatzsanierung ein, die im April vergangenen Jahres konkrete Formen annahm (der TV berichtete mehrfach). Mehr als 1500 Euro hat die Awo über verschiedene Initiativen zusammengetragen. Hauptsächlich in Eigeninitiative, mithilfe einiger Anwohner und weiterer Freiwilliger, wurde der Platz wieder "spielplatzfähig" gemacht. Mit vereinten Kräften befreiten die Helfer ihn von Wildwuchs, rissen den Zaun ab und harkten den Platz. Die städtischen Mitarbeiter des Bauhofs errichteten einen neuen Zaun und stellten die von Spendengeldern angeschafften Spielgeräte auf. Am 9. Juli 2005 war die offizielle Übergabe des Platzes, der nach Auskunft des Arbeitskreises von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Es ist wirklich so, dass sich dort jüngere wie ältere Menschen treffen. Vor allem ausländische Mitbürger, die vorher nie ausgegangen sind, sieht man jetzt. Es ist ein Kommunikationspunkt geworden", berichtet Elvira Schütz. Edith van Eijck, stellvertretende Awo-Vorsitzende, meint: "Das ist sehr viel mehr als nur ein Spielplatz. Hier treffen verschiedene Nationalitäten und Kulturen aufeinander. Denn es ist generell nie einfacher, als über Kinder miteinander in Kontakt zu kommen." Zudem sei das Projekt auch deshalb in der Bevölkerung akzeptiert, weil alle - nicht allein die Ausländer - davon profitierten. Thomas Zuche findet: "Das Ergebnis ist Klasse, und für das Viertel hat es sehr viel gebracht." Derart überzeugt, habe er auch nicht gezögert, das Projekt beim Wettbewerb "Teilhabe und Integration von Migrantinnen und Migranten durch bürgerschaftliches Engagement" einzureichen. "Die Auszeichnung als Landessieger bestätigt uns in unserer Arbeit", sagt er - auch wenn dieser Preis nicht dotiert ist. In Berlin werden am 23. März unter den 13 Landessiegern drei erste Plätze ermittelt - ihnen winken Preisgelder in unterschiedlicher Höhe. "Vielleicht sind wir ja dabei", sagt Zuche lächelnd.

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