"Das nennen Sie Geschmack?"

KONZ. Jahrelang wogte der Streit um Größe und Sortiment des Möbelhauses Möbel Martin. Vor allem der Trierer Einzelhandel befürchtete Umsatzeinbußen, und auch die Anwohner störten sich an dem großen Bau. Nun will der Möbelriese noch größer werden. In einer Informationsveranstaltung erfuhren die Bürger, was sich verändern soll - und sparten nicht mit Kritik und Anregungen.

Das Kolpingheim in Konz-Karthaus war zum Bersten voll besetzt, denn es ging um ein langjähriges Politikum: das Möbelhaus Möbel Martin. Jetzt will es seine Verkaufsfläche von derzeit 12 500 Quadratmetern auf knapp über 26 000 Quadratmeter mehr als verdoppeln.Teilerweiterung 1998 bewilligt

Ein Teil dieser Erweiterung, nämlich die auf 18 750 Quadratmeter, war schon im Jahr 1998 bewilligt, aber noch nicht baulich umgesetzt worden - Priorität hatte für die Firmengruppe der Neubau in Kaiserslautern. Jetzt will man das Konzer Möbelhaus zusätzlich um 7335 Quadratmeter, also insgesamt im Vergleich zum Ist-Zustand um knapp 13 600 Quadratmeter erweitern. Im Bereich Richtung Kreisverkehr sollen auf zwei Stockwerken noch einmal 60 Meter an das schon bestehende neun Meter hohe Gebäude "angehängt" werden. Auch einen neuen Eingangsbereich soll es geben. Der bisherige Lagerbereich wird zur Verkaufsfläche "umgewidmet", das Lager wird komplett nach Konz-Könen verlegt, wo die Kunden auch die Mitnahme-Möbel abholen müssen. Ein Vertreter des Möbelriesen, zwei Städteplaner, ein Lärm-schutzexperte, ein Verkehrsplaner und nicht zuletzt Bürgermeister Winfried Manns waren angetreten, um die Konzer zu überzeugen, dass die geplante Erweiterung für Konz nur Gutes und für die Bürger nicht zu viel Ungemach bedeuten würde. Sie hatten keinen leichten Stand. "Das nennen Sie Geschmack?", schmetterte eine Dame Matthias Engel von Möbel Martin entgegen, nachdem er über die baulichen Veränderungen referiert und das äußere Erscheinungsbild des Möbelhauses verteidigt hatte. "Diese riesige Wand verwandelt doch schon jetzt unsere Gärten in einen Gefängnishinterhof", zeterte sie unter Beifall anderer Anwohner. Es folgten die verschiedensten Vorschläge, wie man die Rückwand des Möbelhauses verschönern könnte, die für die Bewohner der Römerstraße zur täglichen Aussicht gehört: mehr Grün, eine weniger helle Front - "in meinem Wohnzimmer blendet mich das Weiß der Wand", rief ein Mann - und nicht zuletzt ein "luftiger" gestalteter neuer Anbau. "Wir nehmen Ihre Anregungen ernst", versicherte Matthias Engel. "Doch für das Erscheinungsbild von Möbel Martin gibt es Richtli-nien. Vorbild für den Anbau ist unser neues Haus in Kaiserslau-tern", betonte er. Dass es einen Anbau geben wird, steht schon fest. "Die einzelnen Träger öffentlicher Belange wie die Stadt Trier, die IHK und andere werden dem geänderten Bebauungsplan voraussichtlich zustimmen, und der Stadtrat wird den Plan im Mai verabschieden können", schätzt Bauleitplaner Erwin Gotto die Lage ein. Was sich für die Anwohner noch ändern wird, ist das Verkehrsauf-kommen: 1900 Zu- und Abfahrten täglich wurden bisher an Werktagen gezählt, wenn die Umbauarbeiten abgeschlossen sind und das Verkaufssortiment entsprechend erweitert ist, werden es 3100 Zu- und Abfahrten pro Tag sein. "Das werden die Anwohner aber kaum merken", verspricht Lärmschutzexperte Kurt Müller. "Denn durch die Verlegung des Lagers nach Könen fällt der tägliche LKW-Verkehr weg, und auch die Warenausgabe für die Mitnahmemöbel stellt keine Lärmbelästigung mehr dar." Ganz zufrieden waren die Konzer am Ende der Veranstaltung nicht, immer wieder brandete die Diskussion auf. Ab Anfang April wird der Bebauungsplan bei der Stadt offengelegt. Bürgermeister Winfried Manns sieht das als Chance zur Verständigung: "Wir bitten alle Bürger: Reichen Sie Ihre Vorschläge ein. Wir versuchen, sie zu berücksichtigen."

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