Das Paradies liegt in Fisch

FISCH. Alle zwei Jahre herrscht in der kleinen Saargau-Gemeinde der Ausnahmezustand. Auch beim neunten Viezfest tummelten sich mehrere tausend Viez-Freunde und jene, die es werden wollen, in den Straßen von Fisch. Höhepunkt war der große Festumzug am Sonntag.

Wenn die Fischer ihr Viezfest feiern, steht gewöhnlich der gesamte Ort zwei Tage kopf. Allerdings sah es am Samstagabend zunächst ganz und gar nicht danach aus.Schleppender Beginn - toller Sonntag

Für Punkt 20 Uhr war die Eröffnungszeremonie mit dem obligatorischen Viezfass-Anstich angesetzt. Doch weder die dafür zuständigen Offiziellen, unter ihnen Schirmherr Bernhard Kaster und Ortsbürgermeister Dieter Schmitt, noch das Publikum waren - abgesehen von einzelnen Besuchern - zu sehen. "Ich gehe mich jetzt erst mal umziehen", erklärte der Erste Ortsbeigeordnete Günter Hunsicker, der nach eigenem Bekunden "erst im Moment" mit den letzten Vorbereitungen fertig geworden war. Nur schleppend trudelten die Gäste ein. Die jüngste Viezfest-Auflage begann mit einer Neuerung. Anders als in den Vorjahren ging der erste von zwei Festtagen nicht in einem großen Zelt beim Jakobushaus über die Bühne, sondern sowohl am Samstag als auch am Sonntag spielte sich alles in der für den Verkehr gesperrten Kapellenstraße ab. Das galt auch für den Fassanstich. Mit einer Verspätung von etwas mehr als einer halben Stunde hatten sich die Offiziellen und mit ihnen rund 50 Festgäste um das hölzerne Behältnis versammelt. Mikrofon in der einen und Gummihammer in der anderen Hand, wähnte sich Schirmherr Kaster bereits im Paradies. Der "Garten Eden" müsse in Fisch gelegen haben, und beim "Sündenapfel" könne es sich nur um einen Viezapfel gehandelt haben, erklärte er augenzwinkernd. Nach zwei, drei gezielten Hieben auf den Zapfhahn war das neunte Fischer Viezfest eröffnet. Dann ging es schnell. Die gesamte Kapellenstraße, die für zwei Tage in "Viez-Straße" umbenannt worden war, füllte sich mit Publikum, und das kam aus der gesamten Region und von weiter her. In den zahlreichen Scheunen und Garagen sowie auf den Höfen gab es nicht nur vergorenen Apfelmost. Auch andere alkoholhaltige und -freie Getränke sowie Kulinarisches vom Saargau waren zu verkosten - von der "Schnippelbohnensupp" über Wildgerichte und die berühmte Fischer Bratforelle bis hin zur Pizza. Außerdem gab es am Sonntag einen großen Handwerker- und Bauernmarkt. Und es gab Musik, unter anderem von den "Dixie Beats", einer jungen Rock'n'Roll-Formation aus Körrig, die in einer eigens hergerichteten Scheune hauptsächlich jüngeres Publikum in Wallung versetzte. Der Sonntag stand ganz im Zeichen des großen Festumzugs, der vom Jakobushaus durch den Ort bis zur Kapellenstraße führte. Mehr als 30 Fußgruppen und Wagen hatten sich angekündigt. Stefan Kaiser, Mitglied im Festausschuss, erklärte am Samstagabend: "Wenn das Wetter hält, rechnen wir für den Umzug mit weit über tausend Besuchern." Bereits in den Vorjahren habe sich der Zug als Publikumsmagnet erwiesen. Zuvor wartete das Viezfest am Sonntagmittag mit einer weiteren Neuerung auf: Mit Brigitte Jakob und Andreas Summer wurde erstmals ein Viezkönigspaar gekrönt. Das Wetter hielt, und mehrere hundert Zuschauer sahen den anschließenden Festumzug mit zahlreichen Musik- und Trachtengruppen, historischen Geräten aus der Landwirtschaft, Oldtimern und bunten Festwagen.

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