Das Saarburger Kuppelportal

Saarburg · Zwei Jugendliche von der Saarburger Realschule haben eine neue Seite im sozialen Netzwerk Facebook eingerichtet. Damit wollen sie schüchternen Flirtwilligen auf die Sprünge helfen. Der stellvertretende Datenschutzbeauftragte in Rheinland-Pfalz dagegen warnt vor Rechtsbruch.

Saarburg. Da geht sie hin, die hübsche Brünette mit dem anmutigen Hüftschwung. Noch während die Dame die Bäckerei verlässt, ärgert sich der schmachtende Jüngling in der Warteschlange vor der Theke, dass er nicht den Mumm hat, ihr hinterherzurennen. Vielleicht wäre eine Verabredung zum Kaffe der Beginn einer hinreißenden Romanze gewesen. Ähnlich fühlt wohl das Mädel auf dem Schulhof, die schon seit Wochen dem Typen aus der Nachbarklasse nachschwärmt. Und sich doch nicht traut, ihn anzusprechen.
Seit einigen Wochen entstehen im sozialen Netzwerk Facebook Seiten, die das Problem der Schüchternen vielleicht lösen können - sogenannte Spotted-Seiten. Inzwischen gibt es auch eine Seite mit dem Namen "Spotted: Saarburg und Umgebung". "Spotted" bedeutet in etwa "jemanden ausfindig machen". Einsame Herzen schicken ein Gesuch mit der Beschreibung ihres Schwarms an die Macher der Seite. Die veröffentlichen den Text auf der Seite - der Urheber bleibt anonym. Jeder, der bei Facebook registriert ist und die Annonce liest, kann im Kommentarfeld Hinweise auf die Gesuchten geben oder einen Link zu deren Facebookprofil veröffentlichen.
600 Mal "Gefällt mir"


In Saarburg haben Marco und Tom, beide in der Realschule, die Seite "Spotted: Saarburg und Umgebung" ins Leben gerufen. Innerhalb zweier Tage drückten etwa 600 Nutzer auf "Gefällt mir". Das ist viel. Zum Vergleich: Eine ähnliche Seite für Studenten in Trier sammelte innerhalb von zwei Tagen 700 Klicks auf den Gefällt-mir-Knopf. "Die Trierer Seite hat uns inspiriert", sagt Marco. "Wenn Leute eine Freundin oder einen Freund suchen, helfen wir gerne", erklärt Tom den Sinn der Seite. Das Ganze ist Hobby und kein Geschäftsmodell, sagen die beiden.
Neben glaubhaft klingenden Gesuchen gibt es auf der Seite allerdings auch Anzeigen, die im besten Fall wie ein dummer Scherz, im schlimmsten Fall wie Mobbing klingen. "Ihre kombination aus achselschweiß und deo hat mich schon irgendwie gegick gemacht", ist etwa einer der Einträge. "Sollten Beschwerden kommen, weil jemand nicht erkannt werden möchte, löschen wir den Eintrag", sagen Marco und Tom. Das haben die beiden Teenager in den vergangenen Tagen auch schon getan.
Datenschützer sind von den Seiten, die in ganz Deutschland wie Pilze aus dem Boden sprießen, nicht begeistert. "Die Intimsphäre von Nutzern, hier etwa die Ansprache eines potenziellen Flirtpartners, wird teilweise öffentlich gemacht", sagt Klaus Globig, stellvertretender Datenschutzbeauftragter von Rheinland-Pfalz. Namen zu veröffentlichen, kann gegen Recht und Gesetz verstoßen. "Dies geschieht dann, wenn User einen Gesuchten ohne dessen Wissen und Einwilligung outen", sagt Globig. "Davor muss ich alle Beteiligten warnen."

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