Das vergessene Wasserwerk im Tälchen

Konz · Die Geschichte des Wassers im Konzer Tälchen: Der Ortsbeirat will das 1927 erbaute Wasserwerk in Krettnach erhalten. Seit den 1970er Jahren ist es nicht mehr in Betrieb, weil das Wasser wegen des Düngers in den Weinbergen ungenießbar wurde.

Konz. Unter riesigen Bäumen, überwuchert von Gras und Efeu liegt der kleine Sandsteinbau - unauffällig am Rand von Konz-Krettnach. In den Stein gemeißelt steht "Wasserwerk Crettnach" über dem Eingang des Gebäudes. Das C deutet darauf hin, dass es vor 1933 gebaut wurde. Das christliche C sei bei vielen Namen von den Nazis im Dritten Reich durch ein K ersetzt worden, erläutert der Konzer Chronist Rudolf Molter. Der gebürtige Krettnacher Willi Reuter, Jahrgang 1935, hat herausgefunden, dass das Wasserwerk 1926/27 gebaut worden ist.
Öffentlich zugänglich ist das Gebäude nicht. Ralf Zorn, der Wassermeister der Verbandsgemeindewerke (VG-Werke), hat aber einen Schlüssel für die schwere Metalltür. Drinnen ist ein etwa zehn Quadratmeter düsterer Raum. Eine Ebene tiefer warten dahinter zwei große Becken - früher die Wasserdepots für das Tälchen. Die Wartungsleitern sind verrostet, die alten Leitungen und Ventile ebenso. Das Werk scheint dem Verfall preisgegeben zu sein.
85 Jahre, nachdem das Gebäude errichtet worden ist, will der Ortsbeirat des Konzer Tälchens das aber verhindern. In seiner jüngsten Sitzung hat er das Häuschen bei einem Vor-Ort-Termin zum Thema der Kommunalpolitik gemacht. Ortsvorsteher Dieter Klever hält es nach der Niedermenniger Ölmühle für das "zweite Kulturgut des Tälchens". "Es kann nicht sein, dass wir das vergammeln lassen", sagt er. Wie er den Verfall verhindern will, weiß er noch nicht. Zurzeit sucht er nach Fördermöglichkeiten.
Früher war das Häuschen sehr wichtig - auch wenn es keine schriftlichen Unterlagen mehr gibt, die das belegen. Gespeist von einer Quelle in den Weinhängen Richtung Pellingen hat es laut Zorn zunächst Krettnach mit Wasser versorgt. Gebaut wurde es, als die zentrale Wasserversorgung für die einzelnen Gemeinden eingeführt wurde.
An die Leitungen des Krettnacher Wasserhäuschens wurde dann auch Obermennig angeschlossen. Akten, wann das genau geschah, gibt es nicht. Willi Reuter erzählt, dass französische Kriegsgefangene in den Jahren 1940/41 die Schächte für die Wasserleitungen ausgehoben haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen die Krettnacher das dann zu spüren. "Im Sommer hatten wir zum Teil kein Wasser mehr", erinnert sich Reuter und setzt scherzhaft hinzu: "Wasser fließt ja lieber den Berg runter." Davon habe das tiefer gelegene Obermennig profitiert.
Die VG-Werke haben die Wasserversorgung erst in den 1970er Jahren umgestellt. Das Wasser aus Krettnach war nicht mehr genießbar. "Zu hohe Nitratwerte", sagt Zorn. "Die haben ihre Quellen selber verseucht." Damit spielt er auf die exzessive Düngung der Weinberge in den 1960er und 1970er Jahren an.
In der Folge wurde das Wasserwerk in Krettnach vom Netz genommen. Die Krettnacher bekamen ihr Wasser vom Obermenniger Hochbehälter, der heute noch Ober- und Niedermennig versorgt. Die Wassermenge reichte aber nicht.
Anfang der 1980er Jahre kamen die Werke auf die heutige Lösung. Die Krettnacher bekommen ihr Wasser über Leitungen durch Oberemmel aus dem Kommlinger Hochbehälter, der wiederum über verschiedene Zwischenstationen aus dem Wawerner Bruch gespeist wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort