Erneuerbare Energien Wie viel Windräder verträgt der Raum Saarburg-Kell? Ausschuss legt Kriterien fest

Trassem/Saarburg · Alles auf Anfang bei der Planung der Windkraftgebiete in der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell: Die Auswahlkriterien für die Flächen müssen noch einmal neu festgelegt werden. Bei der Beratung darüber gab es im Ausschuss viel Einigkeit, aber auch Kritik von den Grünen.

Noch ein weiter Weg ist es bis zum neuen Windkraftplan für die Verbandsgemeinde Saarburg-Kell. Der Entwicklungsausschuss hat sich aber zumindest auf Kriterien geeinigt, die zur Auswahl geeigneter Flächen herangezogen werden sollen.

Noch ein weiter Weg ist es bis zum neuen Windkraftplan für die Verbandsgemeinde Saarburg-Kell. Der Entwicklungsausschuss hat sich aber zumindest auf Kriterien geeinigt, die zur Auswahl geeigneter Flächen herangezogen werden sollen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Die Planung für Windkraftgebiete in der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg-Kell startet noch einmal von vorn. Das ist eine Folge der Fusion der Ex-Verbandsgemeinden Saarburg und Kell am See. Denn nur die Saarburger hatten rechtzeitig vor dem 1. Januar 2019 einen fertigen Windkraftplan vorgelegt, die Keller nicht. Nun muss ein neuer Plan für die gesamte VG her (der TV berichtete).

Das bedeutet, dass die VG-Politiker neu entscheiden müssen, mit welchen Kriterien sie die Flächen für Windräder auswählen wollen. Der Entwickungsausschuss hat in Trassem darüber debattiert und dem VG-Rat mit großer Mehrheit Kriterien empfohlen. Kritik kam vom Vertreter der Grünen.

Neue Landesvorgaben Planer Reinhold Hiermeier vom Büro BGHPLan erläuterte zunächst Pläne der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP wolle den Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern von 1100 auf 900 Meter verringern. Außerdem solle dieser Abstand nicht mehr von der Rotorspitze aus gemessen werden, sondern vom Mastmittelpunkt. Diese Änderung trete mit dem neuen  Landesentwicklungsprogramm (LEP) V in Kraft, das aber wohl nicht vor Jahresende vorliege, sagte Hierlmeier. Zudem sei die genau Umsetzung noch unklar.

Lägen zwischen Mast und Wohnhäusern 900 Meter, wären die Rotorblätter etwas näher dran – etwa 80 Meter. Sollten die Rotoren weiterhin komplett in der ausgewiesenen Windkraftfläche bleiben, müsste der Mast folglich 80 Meter zurückgesetzt werden, auf 980 Meter Abstand. Bislang hat die VG für ihren Flächennutzungsplan (FNP) mit 1000 Metern Mindestabstand operiert. Laut Planer ist daher zu klären, ob man dabei bleiben oder auf die neuen Landesvorgaben eingehen wolle.

Windgeschwindigkeit Wie kräftig der Wind auf den Windkraftflächen wehen soll, können die VG-Politiker selbst bestimmen. Kopfzerbrechen hatten zuletzt allerdings Kreis- und Landesbehörden mit dem Hinweis ausgelöst, dass für die gesamte VG ein einheitlicher Wert gelten müsse. Dazu gab Hierlmeier nun Entwarnung: „Wir dürfen zwei Naturräume mit unterschiedlichen Werten bilden.“ Sein Vorschlag: Für den höher gelegenen Bereich Hunsrück/Hochwald/Keller Mulde sollten 6,2 Meter pro Sekunde in 140 Metern über dem Boden als Schwellenwert gelten, für den Raum Obermosel/Saargau 5,8 Meter pro Sekunde.

Diskussion im Ausschuss Alle vorgeschlagenen Kriterien angewandt bleiben laut dem Planer 730 Hektar Potenzialfläche übrig. Das entspreche etwa den zwei Prozent der gesamten VG-Fläche, die nach Wunsch des Landes für Windräder freizuhalten seien. Die VG-Politiker müssten nun entscheiden, „ob diese Kulisse für Sie ausreichend ist“.

Ausschussmitglied Michael Natter (Grüne) kritisierte den Wert von 6,2 Metern pro Sekunde für die Windgeschwindigkeit im Hochwald: „Damit schränken wir uns unnötig ein.“ Die VG schaffe ein „Alleinstellungsmerkmal“ im negativen Sinn, da andere Kommunen im Hunsrück Windräder schon ab dem Wert 6,0 ermöglichten. Die zwei Prozent seien okay, sagte Natter: „Aber wir müssen da ja nicht stehenbleiben.“

Bürgermeister Jürgen Dixius (CDU) verwies darauf, dass die VG Saarburg-Kell bei erneuerbaren Energien schon „sehr gut aufgestellt“ sei. Die Wasserkraft habe eine hohe Bedeutung. Es gebe zudem Potenzial bei Photovoltaikanlagen und bei der Nachrüstung älterer Windräder. Bei der Erarbeitung des Windkraftplans gelte es, „alle Faktoren so zu verknüpfen, dass am Ende eine breite Akzeptanz erreicht wird“.

Markus Franzen (CDU) erklärte: „Energiewende heißt ja nicht, alles mit Windrädern zuzupflastern – koste es, was es wolle.“ Man sei es den Bürgern schuldig, „unseren Lebensraum nicht aufs Spiel zu setzen“. Daniel Schartz (Junge Liste) ergänzte, dass das Kriterium Windgeschwindigkeit den Kommunen ja genau dazu „an die Hand gegeben“ worden sei, um es so zu gestalten, wie es zu den Verhältnissen passe.

Erfreulich sei, dass doch zwei Naturräume gebildet werden dürften, sagte Erwin Rommelfanger (FWG). Er finde die vorgeschlagenen Wind-Werte „in Ordnung“, die vom Land angepeilten geringeren Abstände zu Wohnhäusern aber nicht: „Wir sollten bei 1000 Metern bleiben.“

Beschluss Der Ausschuss sprach sich bei einer Nein-Stimme und einer Enthaltung für die vorgeschlagenen Wind-Werte und ein Festhalten am 1000-Meter-Abstand aus. Die Kriterien wird Planer Hierlmeier nun einarbeiten in einen Planentwurf mit daraus resultierenden Flächen, über die dann der VG-Rat zu beraten hat.

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