Dem Wildfraß vorbeugen

Schillingen · Wie können Bäume vor Wildtieren effizienter geschützt werden? Im September 2011 wurde die erste rheinland-pfälzische Versuchsfläche durch den Revierförster Michael Marx bei Schillingen angelegt. Die sogenannte Kopfeichen-Versuchsfläche soll nun Erkenntnisse darüber geben, ob die Eichen auch ohne teure Schutzmaßnahmen erhalten werden können.

Schillingen. "Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Einzelschutz sind sehr kostenintensiv. Pro Jahr fallen im Gemeindewald Schillingen rund 15 000 Euro an. Diese arbeitsaufwendige Lösung ist oftmals unbefriedigend", sagt Förster Michael Marx und präsentiert Walburga Meier, Geschäftsführerin der Tourist-Information, Ortsbürgermeister Markus Franzen und Waldwegewart Andreas Ludwig eine gelichtete Waldfläche, in der Eichenbäume auf drei Meter Höhe gestutzt wurden. ´Das ist eine rheinland-pfälzische Versuchsfläche, angelegt von Marx im September in einem Eichenbestand der Gemeinde Schillingen.
Projekt 2011 angefangen


"Wir haben dieses Projekt vor zwei Jahren in Angriff genommen und wollten eine Antwort auf die Frage finden: Reagiert der Baum zu einem unterschiedlichen Einschlagszeitpunkt auch mit einem unterschiedlichen Austrieb?" Auf 40 Meter breiten Streifen seien ein Drittel der Bäume komplett gefällt, ein weiteres Drittel sei in drei Meter Höhe gekappt und ein Drittel der "besonders guten Exemplare" als Samenbäume auf der Fläche belassen worden.
"Wir konnten feststellen, dass das Austriebsverhalten absolut identisch ist. Die Bäume schlugen alle zum gleichen Zeitpunkt aus, ungeachtet der Zeit, zu der sie eingeschlagen worden waren", erklärt Marx. "Allerdings sind Bäume, die keine Äste mehr hatten, abgestorben. Das hängt mit der Versorgung des Baumes zusammen. Wenn keine Äste und Blätter mehr da sind, kann auch kein Zucker gebildet werden, das aufsteigende Wasser und die Nährsalze finden keinen Abnehmer und die Bäume pumpen sich tot." Zudem wurden die geschwächten Individuen von Eichen-Bastkäfern befallen, die die letzten Säfte aus dem Baum zogen.
Seit Jahrzehnten versucht die Gemeinde, die Eiche als eine der Haupt-Brennholzarten zu erhalten. Das Problem ist, dass Rehwild und Rotwild die jungen Eichen-Triebe abbeißt und die Bäume bei ständigem Verbiss nach zwei, drei Jahren ihr Ausschlagvermögen verlieren und absterben.
Ein neuer Stamm in Zukunft


"Diese neue Methode bewirkt, dass der Baumausschlag dort stattfindet, wo der Baum gekürzt wurde. Das Wild kann in drei Metern Höhe die Blätter nicht mehr erreichen", sagt der Förster. Aus den zahlreichen neuen Trieben werde sich mit den Jahren ein Trieb herauskristallisieren, der einen neuen Stamm bildet.
Nach 25 Jahren werde dieser gekappt und als Energieholz (Brennholz oder Hackschnitzel) verwendet. Der Hauptstamm wächst weiter, so dass er nach über 100 Jahren als dicker Stamm endgültig geerntet werden kann.

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