Den Faden weiterspinnen

KANZEM. Als eine von 21 Gemeinden der Großregion Mosel-Saar-Ruwer nahm Kanzem an der Aktion "Die Welt zu Gast bei Freunden... an der Mosel" des Dienstleistungszentrums für den ländlichen Raum teil und bekam Polen zugelost.

Den Auftakt bildete eine Lesung aus dem Werk des polnischen Autors Slawomir Mrozek. Ruhig war es unter den etwa 30 Gästen in der Alten Schule in Kanzem. Nur einer sprach, und alle lauschten - den Worten Bruno Plums, der aus dem Buch "Der Elefant" von Slawomir Mrozek las. Amüsante, ironische Kurzgeschichten und Satiren mit Titeln wie "Der Schwan", "Frühling in Polen", oder "Ein anständiger Mensch", die vor allem nach der Pause für eine heitere Stimmung in der Alten Schule sorgten und die der gebürtige Kanzemer Bruno Plum in Verbindung mit Maultrommelspiel und szenischen Momenten dem Publikum gekonnt "rüberbrachte". Kultur in Kanzem, das hat Tradition, und so verwundert es nicht, dass es eine literarische Lesung war, die den Auftakt zu einem Wochenende bildete, das eigentlich ganz im Zeichen der Fußball-WM stand: Die Kanzemer nahmen an der Aktion "Die Welt zu Gast bei Freunden... an der Mosel" teil, einem Projekt des Dienstleistungszentrums für den ländlichen Raum (DLR), das sich damit einerseits um eine einheitliche Außenwirkung der Großregion Mosel-Saar-Ruwer, andererseits um die Stärkung regionaler Identität bemüht, wie der Leiter des DLR Mosel, Herbert Friedrich, erklärte. Als eine von 21 Weinbau-Gemeinden nimmt Kanzem an der Aktion teil. "Wichtig ist nicht nur die Identität der Region, sondern auch, dass jedes Dorf der Region sein Potenzial zeigt, seine Stärken rüberbringt", sagt Ortsbürgermeister Günther Frentzen. Und so wurde das Konzept von den Kanzemer Vereinen, der Kirchengemeinde und der Ortsgemeinde gemeinsam erarbeitet. Dass es Polen wurde, welches innerhalb der Aktion zu Gast in Kanzem ist, war dem Los zu verdanken: "Uns freut es ganz besonders und ich habe es insgeheim auch gehofft, dass uns Polen zugelost wird", betonte Günther Frentzen. Denn es sei nicht nur die politische Beziehung zwischen Polen und Deutschland, die das Verhältnis besonders mache, sondern es gebe vor allem auch eine ganz m,enschliche Verbindung zwischen Kanzem und dem östlichen Nachbarland: Durch die polnischen Erntehelfer. "Ohne die wäre der Weinbau nicht denkbar", so Frentzen, und inzwischen seien die Polen in Kanzem schon längst nicht mehr nur Gäste, sondern Mitbürger. Zuhören und Lachen war am Freitagabend das Eine, schmecken das Andere: Auch kulinarisch wurde deutsch-polnische Begegnung verwirklicht. In der Pause gab es Bigos, das polnische Nationalgericht, und polnischen Honigkuchen zu Kanzemer Wein. Und auch zu sehen gab es etwas in der Alten Schule: polnische Gemäldeplakate, die die Wände schmückten. "Die deutsch-polnische Gesellschaft in Trier hat uns diese zur Verfügung gestellt", verriet Günther Frentzen. Es soll nicht die einzige Veranstaltung dieser Art bleiben, denn Günther Frentzen sieht in der Aktion, die am Samstag mit einem deutsch-polnischen Fußballspiel, einem Gottesdienst und einer Weinprobe weiterging und am Sonntag mit einem Filmabend endete, auch einen Auftakt für mehr: "Der Faden soll weitergesponnen werden, die Kontakte zu Polen über den Weinbau und die deutsch-polnische Gesellschaft weitergeführt werden. Und vielleicht ist dann ja irgendwann einmal auch eine Partnerschaft denkbar."

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