Der "Alte" muss es noch mal richten

In der Ortsgemeinde Kanzem müssen es die "Alten" wieder richten. Die jungen "Wilden" scheinen politikmüde zu sein. Nachdem sich Ortsbürgermeister Günter Frentzen bei der Kommunalwahl am 7. Juni für eine weitere Legislaturperiode nicht zur Verfügung gestellt hatte, blieb die Liste der Wahlvorschläge für das Amt des Ortsbürgermeisters leer. Nun musste eine erneute Wahl eine Entscheidung bringen - der alte Bürgermeister ist dann doch wieder der neue.

 Wieder im Amt: Ortsbürgermeister Günter Frentzen (links) erhält im Beisein von Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (Mitte) vom ersten Beigeordneten Herbert Schafhausen (rechts) die Amtsurkunde. TV-Foto: David Zapp

Wieder im Amt: Ortsbürgermeister Günter Frentzen (links) erhält im Beisein von Bürgermeister Karl-Heinz Frieden (Mitte) vom ersten Beigeordneten Herbert Schafhausen (rechts) die Amtsurkunde. TV-Foto: David Zapp

Kanzem. Viele Kanzemer waren am Mittwochabend in die "Alte Schule" gekommen, um zu erfahren, was mit dem seit der Kommunalwahl am 7. Juni vakant gebliebenen Stuhl des Ortsbürgermeisters geschieht. Zwar blieb die Liste der vorgeschlagenen Kandidaten nicht abermals weiß, aber trotz alledem äußerst überschaubar. Neben Kandidatin Silvia Richter (CDU) trat zu einiger Überraschung nochmals Günter Frentzen (SPD) an, der vor der Kommunalwahl beschlossen hatte, dass Schluss sei. Wenig überraschte dann das Votum der zwölf Ratsmitglieder - CDU (5), SPD (4) und FW Vollmuth (3) -, die den bereits abgetretenen Ortsbürgermeister mit acht zu vier Stimmen wieder zurück ins Amt beriefen. "Ich bedanke mich für die vielen Glückwünsche", fiel die Freude über seine Wahl bei Günter Frentzen dennoch gelassen aus. Statt einer "Regierungserklärung" begründete er seinen Rücktritt vom Rücktritt. "Nachdem ich beschlossen hatte, nicht noch einmal anzutreten, hatte ich die Sache abgehakt", sagte Frentzen. Als sich jedoch niemand zur Wahl zur Verfügung stellen wollte und die Liste mit den Wahlvorschlägen leer geblieben war, "da habe ich mich schon gewundert", meinte Frentzen weiter. Weder aus den eigenen Reihen noch aus den anderen Fraktionen habe es Kandidaten gegeben. Bange Fragen wie "Was wird denn jetzt?" und Bitten, Zuspruch und anspornende Worte aus dem Ort hätten Frentzens Herz erweicht. Doch bis zum Wahltag war für ihn klar: "Das Dorf braucht einen Wechsel." Die Jungen sollten ran. Als der Wechsel ausblieb, gab er sich einen Ruck.

"Ich bin für neue fünf Jahre bereit und hoffe, dass wir mit neuen Leuten neue Ideen hinbekommen", erklärte der alte und neue Ortsbürgermeister Frentzen. Sein neuer Stellvertreter und erster Beigeordneter ist Dieter Schafhausen (FW Vollmuth), zum zweiten Beigeordneten wurde Rudolf Rohles (SPD) gewählt. Bürgermeister der Verbandsgemeinde Karl-Heinz Frieden gratulierte Günter Frentzen für seine Entschlossenheit, es noch mal fünf Jahre lang wissen zu wollen. Allerdings hatte Frentzen vor seiner erneuten Kandidatur Bedingungen für die Arbeit als Ortsbürgermeister gestellt, die dem Ehrenamt Entlastung bringt. Das Management zur Vermietung der "Alten Schule" übernimmt der erste Beigeordnete Dieter Schafhausen, die geschäftsführende Tätigkeit zu "Wein & Buch" liegt weiter in Frentzens Händen, doch die Pflege der Kanzemer Internetseite obliegt dem zweiten Beigeordneten Rudolf Rohles. "Nun kann ich Aufgaben besser aufteilen und delegieren", meint Frentzen im Gespräch mit dem TV. "Das war für ein solches Ehrenamt vorher unverhältnismäßig viel Arbeit", sagt Frentzen.

Meinung

Jung, wild - politikverdrossen

Der Alte ist wieder der Neue: Weil sich in Kanzem bei der Kommunalwahl kein Kandidat und auch keine Kandidatin finden ließ, gab es für Ortsbürgermeister Günter Frentzen keinen Nachfolger. Wo bleiben die jungen Wilden, die alte Zöpfe abschneiden möchten und den Altvorderen Feuer unterm Hintern machen? Sie tauchen unter. Politikverdrossenheit ist dabei keine Zier, mit der man sich schmücken sollte, wenn man ständig nach Reformen schreit, herumnörgelt und hinter vorgehaltener Hand mäkelt. Veränderungen erwirken die Macher, aber Nachwuchsmacher scheinen schlichtweg keinen Bock auf Politik und schon gar nicht Ortspolitik zu haben. Na schön! Aber dann bitte gepflegt die Klappe halten! So müssen nun die Alten wieder ran, um es den jungen Müden zu zeigen und um es zu richten. d.zapp@volksfreund.de

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