Geschichte des Verwaltungsgebäudes in Saarburg Flammen haben sich in die Köpfe gebrannt

Saarburg · Der Brand der Verbandsgemeindeverwaltung 2018 wird in die Annalen der Stadt Saarburg eingehen. Doch die Geschichte des Hauses Warsberg ist weitaus älter, wie bei einer Führung zu erfahren war.

 Mit Fotos und Zeichnungen illustriert Christiane Beyer bei ihrer Führung am Aufgang zum Ratssaal die Geschichte des Hauses Warsberg.

Mit Fotos und Zeichnungen illustriert Christiane Beyer bei ihrer Führung am Aufgang zum Ratssaal die Geschichte des Hauses Warsberg.

Foto: TV/Friedhelm Knopp

Zweimal standen innerhalb von 118 Jahren in Saarburg die Rathäuser in Flammen: Im Jahr 1900 wurde das alte Stadthaus am Wasserfall durch Brandstiftung zerstört und bald darauf durch das Rathaus am Fruchtmarkt ersetzt. Am 19. August 2018 traf es die Verbandsgemeindeverwaltung in ihrem historischen Bau an der Schlossbergstraße. Ein gewaltiger Dachstuhlbrand, den sehr wahrscheinlich ein Nager ausgelöst hat, der ein Kabel angeknabbert hatte, zerstörte große Teile des Warsberghauses.

Eng mit der Geschichte des Hauses verbunden ist aber auch die Geschichte der einflussreichen Familie Warsberg, die Saarburg rund 250 Jahre lang im Auftrag der Trierer Kurfürsten verwaltete. Zum Weltgästeführertag haben die Saarburger Touristenführer Christiane  Beyer und Alexander Schumitz auf kurze Entdeckungstouren rund um die wechselvolle Geschichte der Saarburger Rathäuser eingeladen. Schumitz bietet den rund 40 Interessierten eine Spurensuche nach dem ehemaligen Stadthaus von 1683. Anschließend lädt Christiane Beyer die Besucher vor das schwer mitgenommene Haus Warsberg am Schlossberg, das sich zur Zeit unter riesigen Schutzplanen verbirgt. Die Folien sollen den Trocknungsprozess im Mauerwerk fördern – das ausgekernte Gebäudeinnere ist eine Baustelle und darf nicht betreten werden.

„Das Haus Warsberg – ein Haus für Adlige, Landräte und Bürgermeister“, lautet der Titel der Führung. Die Gruppe trifft sich im Hof zwischen dem verschonten Trakt vor dem Haupteingang der Verwaltung. Die meisten der rund 40 Besucher kommen aus Saarburg und den umliegenden Gemeinden. Auch der Hausherr Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell, ist unter ihnen. Deutlich wird, dass sich die Flammen über dem Schloss bei vielen in die Köpfe gebrannt haben. Die Gespräche kommen immer wieder auf das Ereignis zurück. Und über allem die Frage, wie es weitergehen soll mit dem Baudenkmal (Antworten dazu siehe Info). Ganz nahe dran an dem Ereignis waren Luise Luy und Maria Zimmer. „Wir kamen am 19. August von einer Veranstaltung und wollten über den Schlossberg gehen, als es plötzlich intensiv nach Rauch roch“, sagt Luy. „Da grillt wohl einer“, hätten sie zunächst gemeint, doch dann die ersten kleinen Flammen oben am Dach bemerkt. Danach habe sich der Brand rasend schnell ausgebreitet.

Ganz andere Erinnerungen an das Haus hat der Besucher Michael Witzel, ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land. Witzel zeigt auf ein Fenster des erhaltenen Trakts: „Dort oben habe ich meine erste Referendarstelle angetreten. Damals unter Bürgermeister Hans Houy. Das hat mich wohl bewogen, später auch einmal Bürgermeister zu werden.“

Gästeführerin Beyer steigt natürlich auch mit „Flammenfotos“ bei den jüngsten Ereignissen ein – macht aber deutlich, dass die Geschichte des Hauses eine viel längere ist und von der Familie Warsberg geprägt wurde. Über neun Generationen stand die aus dem Lothringischen stammende Familie in kurtrierischen und später in preußischen Diensten. Zwischen 1599 und 1712 errichtete die Familie den heute noch vorhandenen Komplex mit seinen vier Gebäudeflügeln. Auch viele andere markante Bauten in der Region – etwa der Warsberger Hof in Trier – gehen auf die reiche Familie zurück.

Über jeden der in neun Generationen diensthabenden Warsberger hat Beyer ein Dossier gefertigt. Die meisten haben ihre Verwaltungsarbeit im Auftrag des Kurfürsten gut gemacht. Es gab aber auch ein Schwarzes Schaf: Karl Amseln Anton von Warsberg, ein Lebemann und Geldverschwender, der am Ende entmündigt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde unter „Preußens“ das Schloss zum Landratssitz. Ab 1900 folgte unter den Plänen von Karl Flacke, Architekt und Kreisbaumeister, der Umbau zum Landratsamt Saarburg. 1969 kamen die Gebietsreform und das Ende des Kreises. Seit 1971 ist das Warsberghaus Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg.

Am Ende der Kurzführung appellieren Beyer und Schumitz an die Gäste, mal kurz in die Tasche zu greifen. Das tun die gerne, denn der Obolus ist für den Erhalt des historischen Warsbergerbes gedacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort