Der erste Gin mit Rieslingnote

Wincheringen-Bilzingen · Wacholderbeeren, Zitronenschalen und Lavendel: Das sind drei von 30 Zutaten, aus denen der Saar Dry Gin Ferdinand\'s in Bilzingen destilliert wird. Abgerundet wird der einzige in der Region produzierte Gin mit einem Schluck 2009er Riesling-Spätlese aus der Lage Saarburger Rausch.

An den Mitgründer des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), Ferdinand Geltz (1851 - 1925), erinnert auf dem Friedhof in der Friedensaustraße in Saarburg eine Schauwand aus Sandstein. Sie zeigt einen Hirsch mit Kreuz, der von Eichenlaub umrahmt ist. Ferdinand Geltz war nämlich nicht nur Winzer, sondern auch königlich-preußischer Forstmeister, was diese Hubertusdarstellung belegt.Ururgroßvater als Vorbild

88 Jahre nach seinem Tod ist er der Namenspate für einen Gin, der das Ergebnis einer Kooperation von seiner Ururenkelin Dorothee Zilliken mit Andreas Vallendar ist. "Die Marke Ferdinand's ist das Ergebnis eines längeren Denkprozesses. Sie sollte auf Englisch und auf Deutsch funktionieren und etwas mit uns zu tun haben", erklärt Dorothee Zilliken. Der Name stehe für die Tradition des Weinbaubetriebs einerseits, andererseits dokumentiere er auch, dass sie und ihr Vater Hanno bereit seien, neue Wege zu gehen. Ihr Beitrag zu dem Gin der Marke Ferdinand's: Die 2009er-Riesling-Spätlese aus der Lage Saarburger Rausch.

"Wir haben lange ausprobiert, welcher Wein sich dazu eignet, dass man ihn mit dem Grundalkohol verschneidet", berichtet Andreas Vallendar. Der Getränketechniker erzählt, dass sie gemeinsam mit zwei Freunden, Denis Reinhardt und Erik Wimmers, ein Jahr lang experimentiert hätten, welche Bestandteile in den Brand gehören. "Der Gin sollte geschmackstypisch sein, gut riechen und auch pur schmecken." So beschreibt Andreas Vallendar das Geschmacksprofil des gewünschten Alkohols.

Mit diesen Vorstellungen im Kopf tüftelte der Brennmeister monatelang mit Wacholderbeeren, die dem Gin seinen Namen geben (siehe Hintergrund), Lavendel aus dem Konzer Tälchen und Zitronenschalen, um nur einige der mehr als 30 Rezepturbestandteile zu nennen. "Da kam es auf Nuancen an. Ich habe mich in dieser Zeit wie ein Parfümeur gefühlt, der mit den Rohstoffen des Terroirs etwas Hochwertiges herstellen will", sagt Vallendar.
Inzwischen können den Gin auch die Sängerin Madonna sowie Prinz Philip und sein Enkel Prinz Harry genießen, denn er wird im The Arts Club ausgeschenkt. "Das macht uns sehr stolz, und wir wollen uns den 1863 gegründeten Club demnächst in London anschauen", erzählt Dorothee Zilliken. Derzeit probieren die zwei Produzenten allerdings noch aus, mit welchem Tonic Water ihr Gin am besten schmeckt. Sie haben da schon eine Idee, aber an dem Tonic Water wird zurzeit noch getüftelt. Also genießen sie ihn so lange pur.Extra

Der in Leiden praktizierende Mediziner Franciscus Sylvius (1614 - 1672) soll als einer der Ersten einen Wacholderschnaps verwendet haben. Wilhelm III. von Oranien-Nassau hat ihn zu seiner Inthronisation 1689 nach England mitgebracht. Schon bald tranken die britischen Soldaten den Gin getauften Schnaps. Kombiniert mit Tonic Water - einem chininhaltigen Getränk - wurde er in Indien gerne getrunken, da man sich so vor Malaria schützen konnte. Die Produktion eines London Gin muss bestimmte europarechtliche Vorgaben einhalten. Dry darf er sich dann nennen, wenn zur Produktion kein Zucker verwendet wird. itz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort