Der Geist von Vierherrenborn

VIERHERRENBORN. (hm) Dass ein Dorf in seiner Geschichte bis auf den ersten Tag belegbar zurückblicken kann, ist äußerst selten. In Vierherrenborn ist dies jedoch möglich. 50 Jahre alt wird die Flächen mäßig größte Gemeinde in Rheinland-Pfalz am Wochenende. Dittmar Lauer erstellte zu diesem Jubiläum eine Ortschronik, in der sogar Zeitzeugen der Gründungsstunde zu Wort kamen.

Ortsbürgermeister Franz Mersch war erfreut über die große Resonanz bei der Buchvorstellung "50 Jahre Vierherrenborn - Die Geschichte einer jungen Gemeinde". Denn rund 200 Vierherrenborner, und die Einwohnerzahl des Orts liegt kaum höher, hatten sich im Bürgerhaus eingefunden.Rückblick auf die Geschichte einer jungen Gemeinde

"In kurzer Zeit und mit unermüdlichem Engagement hat Heimatforscher Dittmar Lauer die Geschichte unserer jungen Gemeinde zusammengetragen", erklärte Mersch den gespannten Zuhörern. Bürgermeister Werner Angsten hob in seiner Rede hervor, dass mit Glaube und mit Gottes Willen seit der Gründung der Siedlung vor 50 Jahren viel geschaffen worden ist." Schicksalsschläge seien in dieser Zeit nicht ausgeblieben. "Doch die Vierherrenborner haben sich nie unterkriegen lassen." "Was fällt uns eigentlich ein, wenn wir 50 Jahre zurückblicken?", fragte der Landtagsabgeordnete Dieter Schmitt in die Runde. "Natürlich die Fußball-WM 1954 und der Geist von Spiez. Also der Zusammenhalt einer Mannschaft, die sich genau wie die Menschen in Vierherrenborn in gemeinsamer Arbeit Erfolg erarbeitet haben. Das ist der Geist von Vierherrenborn. Sie können stolz auf ihren Ort sein." Dann kam der lang ersehnte Augenblick. Heimatforscher Dittmar Lauer stellte die 464 Seiten umfassende Chronik der Öffentlichkeit vor. Sie ist mit rund 150 Fotos angereichert und wurde von Lauer mit Hilfe weiterer sieben Autoren aus Vierherrenborn verfasst. Während Lauer insbesondere um die Siedlungsgeschichte und den Werdegang der einzelnen 42 Siedlerfamilien bemüht war, berichten Konrad Marx über den Zweiten Weltkrieg, Eleonore Kochan über das Feuerwehrwesen, Erika von Wenzlawowicz über die Frauengemeinschaft, Sabine Baro über den Kindertreff und Christa Mersch über die Renovierung der Kapelle "Maria Königin". Helmut Marx beschreibt Erlebnisse und Erinnerungen und Josef Maier nimmt den Aufschwung der Landwirtschaft unter die Lupe. "Vierherrenborn ist eine Gemeinde mit vielen Besonderheiten, das belegt diese Chronik", so Lauer. Rund 850 Hektar Fläche, auf denen Vierherrenborn später entstand, sind mit Rodungen, Wegebau, Erstellung der Wasser- und Stromleitungen und den Fundamentierungen der Hofgebäude mit einer Intensität bearbeitet worden, wie das selten der Fall ist. Mit diesen Arbeiten einhergehend wurden Funde aus römischer Zeit zu Tage gefördert, die mittlerweile Asservatenkammern beim Landesmuseum und Schränke im Gemeindehaus Vierherrenborn füllen." Einmalig sei auch die persönliche Vorstellung aller 42 Gehöfte mit ihren Personen und deren Familiengeschichte. Die Geschichte der Besiedlung von Vierherrenborn zeigte auch eindrucksvoll ein auf DVD überarbeiteter Film, der von Klaus Roth vorgestellt wurde. Mit nostalgischem Interesse verfolgten die Besucher die ersten Rodungsarbeiten, den Aufbau von Notunterkünften und das Ausbringen der ersten Saat in ihrer neuen Heimat. Die Fülle der Informationen an diesem Nachmittag sorgte noch lange für Diskussionen, Erinnerungen in Gesprächen und die Hoffnung auf eine schöne Jubiläumsfeier.

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