Der Gestank, der aus dem Gully wabert

Saarburg · Wieso stinkt der Kanal in der Ecke Güter-/Brücken-/Bahnhofstraße immer mal wieder? Der TV hat bei den Verbandsgemeindewerken nachgehört. Die Erklärung ist relativ einfach, die Beseitigung der Gerüche allerdings nicht.

Saarburg. Ein Eintrag auf der Facebook-Seite "Du bist Saarburg" bringt es drastisch auf den Punkt. Marco Helten schreibt: "Was ist nur mit der Kanalisation in Bahnhofs- und Güterstraße los? Scheinbar je nach Wetterlage stinkt es dort erbärmlich, und wenn man das Pech hat, bei geschlossener Schranke über einem der Kanaldeckel zum Stehen zu kommen, leuchtet nach zehn Sekunden im Armaturenbrett die Giftgas-Warnleuchte und die Sauerstoffmasken fallen von der Decke!" Das Thema sei mindestens schon 20 Jahre alt. Wann gedenke Saarburg endlich etwas dagegen zu tun?
Helten wohnt in Ockfen und ist fast täglich in Saarburg unterwegs, von daher weiß er, wovon er spricht. Bei einer Blitzumfrage bestätigen Anwohner, Berufstätige und Passanten am Freitag das Problem. "Hier riecht es echt eklig", sagt Luisa Gärtner. Die Studentin steht gerade gegenüber der Polizeiinspektion, also dort, wo auch Passanten auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt vorbeikommen. Sie passiert die Stelle regelmäßig auf dem Weg zur Uni. Den Geruch nach Kanal nehme sie relativ oft wahr, sagt sie. Melanie Hurth, die beim Bahnhof wohnt, sagt: "Es riecht meist, wenn das Wetter schlecht wird." Sie und ihre Mutter verorten den Geruch ebenfalls an der Stelle zwischen Polizei und Bahnhof sowie an den Schranken in der Brückenstraße. Eine Angestellte, die in der Ecke arbeitet, nennt ebenfalls die Kreuzung bei der Polizei, als Punkt, an dem es am meisten riecht. Für sie ist der Gestank extrem unangenehm.
Was die Werke sagen



Der TV hat bei den Saarburger Verbandsgemeindewerken nachgefragt. Das Problem ist bekannt. Susanne Rendenbach, Pressesprecherin der Verbandsgemeinde, erklärt: "Das hängt damit zusammen, dass wir in diesem Bereich eine Druckwasserleitung haben." Im Gegensatz zu einer Freigefälleleitung, in der alles durchlaufe, gebe es in einer Druckwasserleitung immer ein bisschen Rückstand. In die Leitung in Beurig würden Wasser und Abwasser eingeleitet (Mischsystem, siehe Extra). Wenn diese Flüssigkeiten etwas länger in der Leitung stehen, bilden sich laut Rendenbach Gase, die riechen.
Die Druckleitung komme von Serrig her und führe nach Ayl in die Kläranlage, in der das Wasser gereinigt werde. Da auf dem Weg dorthin Gefälle überwunden werden müsse, müsse das Wasser gepumpt werden. Das Problem mit dem Gestank trete bei langanhaltender Trockenheit - wie im Moment - und bei einem Wetterumschwung auf. Die Verbandsgemeindewerke haben laut Rendenbach versucht, das Problem zu beseitigen. Demnach haben sie eine neue Druckleitung eingezogen. Der Abfluss sei dadurch verbreitert worden, was eine Verbesserung gebracht habe. Rendenbach: "Ganz zu beheben, ist das Problem nicht." Um es weiter zu verringern, müsse Chemie eingesetzt werden. Dies sei aber aufwendig und werde wohl nicht gemacht. Nur ein Prozent der Leitungen in der Verbandsgemeinde Saarburg sind laut Rendenbach Druckwasserleitungen, die gelegentlich zum Müffeln neigen. Die übrigen seien Freigefälleleitungen. Zur Frage, warum der Kanal in Beurig aus einem Mischsystem bestehe und nicht aus einem Trennsystem, in dem Regen- und Schmutzwasser getrennt abgeleitet werden, sagt Rendenbach: "Dass Mischwasser durch die Leitungen läuft, entschärft die Geruchsproblematik sogar. Die Verbandsgemeindewerke haben nicht vor, das zu ändern." In der VG Saarburg existierten zu 90 Prozent Mischwasser-Leitungen.
Extra

Beim Mischsystem werden Schmutz- und Regenwasser in einer gemeinsamen Leitung gemischt abgeführt. Vorteil ist, dass nur ein Kanalsystem installiert und betrieben werden muss. Nachteil ist laut Wikipedia, dass die Kanäle für den Regenwasserabfluss dimensioniert werden müssen, der mehr als das Hundertfache des Schmutzwasserabflusses betragen kann. Deshalb seien die Abwasserkanäle in Zeiten ohne Niederschläge nicht ausgelastet und es könnten sich Ablagerungen bilden. mai

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