Schule „Der gute Mensch von Sezuan“ am Gymnasium Konz
Konz · Mit Begeisterung aufgenommen hat das Publikum die Aufführung des Klassikers von Bertolt Brecht (1898 - 1956) „Der gute Mensch von Sezuan“ am Gymnasium Konz.
Es zeigte sich beeindruckt von dem intensiven Spiel der jugendlichen Darsteller der Konzer Theater AG und der Dichte der Handlung.
Die beiden Aufführungen gingen gleichsam als zwei Premieren über die Bühne. Denn es gab unter der Leitung von Thomas Edelmann, Bettina Szewczyk, Kerstin Ost und Anne Krause fast vollständig unterschiedliche Besetzungen mit insgesamt über 40 Schauspielern und Technikern – alle Schüler der Klassenstufen sieben bis zwölf des Gymnasiums.
Die Spielfreude der Schüler und ihr Sinn für den existenziellen Ernst der Thematik wurde Brechts Anliegen gerecht. Denn der Autor nimmt den sich an den Menschen richtenden Anspruch aufs Korn, sich als gut erweisen zu müssen – in einer kapitalistischen Welt sei es gar nicht möglich, gut zu sein. Es sei denn, man löste die Momente, in denen man Gutes tut, rechtzeitig durch Momente ab, in denen man mit äußerster Härte das eigene Überleben sichert. Mit anderen Worten: Bleibt die Welt, wie sie ist, muss man sich in einen guten und einen bösen Teil aufspalten.
Berührend und erschütternd brachten die jungen Darstellerinnen (Greta Tödtmann, Paula Hennen, Annabelle Müller und Ronja Konz) die Zerrissenheit einer Frau zum Ausdruck, die anderen mit Empathie begegnen will. Es wurde deutlich: Viele nutzen einen solchen Menschen aus. Das wirkt sich bis ins Persönliche aus, sei es in der Liebe zu dem zugleich kühnen und skrupellosen Flieger Sun (herrlich selbstgefällig-fies Felix Weber und Jaris Westram) oder in der Freundschaft zu dem geschundenen Wasserverkäufer Wang (hilflos, diensteifrig und die Freundschaft hochhaltend Marco Heinisch und Maurice Stolze). Und so wird der gute Mensch ein ums andre Mal schuldig, wenn er eingegangene Verpflichtungen durch sein böses anderes Ich wieder aufkündigen lässt. Die Aufführung ließ deutlich werden: Es verschieben sich die Maßstäbe, wenn es unter diesen Verhältnissen als Entwicklung zum Guten empfunden wird, wenn ein Mensch zum erbarmungslosen Sklaventreiber in einer Fabrik aufsteigt. Ein Höhepunkt der Aufführung war in diesem Zusammenhang der Song vom achten Elefanten, der von Moritz Giese mit provozierender Kraft vorgetragen wurde.
Auf solche Weise wurde das Publikum mehrfach auf Brechts Erkenntnis gestoßen, dass die kapitalistische Weltwirtschaftsordnung dringend revidiert werden müsste. Und das obwohl oder gerade weil die Handlung mehrfach von Göttern kommentiert wird, denen unendlich daran liegt, die Welt so lassen zu können, wie sie ist, wenn nur ein guter Mensch beglaubigen könne, dass es sich in ihr gut, das heißt rechtschaffen leben lasse. Die perfide Arroganz dieser weltfremden Götter wurde durch das hinreißend komische Spiel ihrer Darsteller (Tim Fußangel, Saskia Altmeyer, Eryk Hustadt und Paul Hallmanns, Alina Becker, Cinzia Nguyen) der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die Zuschauer waren offensichtlich gepackt von dem Spiel der jugendlichen Akteure – und auch nachdenklich geworden im Blick auf die Beschaffenheit der Welt.