Auszeichnung Der erste trockene Wein mit 100 Punkten

Wiltingen/Bernkastel-Kues · Kritiker Robert Parker vergibt die Traumnote an einen „Berncasteler Doctor“ von Markus Molitor. Und 100 Punkte gibt es für eine Trockenbeerenauslese von Van Volxem.

 Um diesen Erfolg zu feiern, ist der beste Riesling gerade gut genug. Winzer Markus Molitor (rechts) und Stadtbürgermeister Wolfgang Port haben einen solchen im Glas.

Um diesen Erfolg zu feiern, ist der beste Riesling gerade gut genug. Winzer Markus Molitor (rechts) und Stadtbürgermeister Wolfgang Port haben einen solchen im Glas.

Foto: Klaus Kimmling

Es ist nur eine Sage, aber es lebt sich gut damit. Der Trierer Kurfürst Boemund II. soll 1360 während eines Aufenthalts in der Burg Landshut schwer krank geworden sein. Ein Winzer aus der Stadt soll ihn mit einem kleinen Fässchen seines besten Weines gesund gemacht haben. Deshalb darf sich der Wein aus dieser Lage seither „Berncasteler Doctor“, nennen. Seit 1900 genießt das nur 3,25 Hektar umfassende  Areal außerdem den Ruf Deutschlands teuerster Weinberg zu sein. Damals wurden für eine 43 Ar große Parzelle 100 Goldmark pro Rebstock bezahlt – eine Wahnsinnssumme.

Nun gibt es einen neuen Superlativ. Ein 2016er aus dieser Lage ist der erste deutsche trockene Wein, der von Robert Parker, dem berühmtesten Weinkritiker, 100 Punkte bekommen hat. Mehr geht nicht. Erzeuger dieses Rieslings ist Markus Molitor aus dem Stadtteil Wehlen.

Gleich mit seinem ersten Wein aus dieser Lage hat er dies geschafft. Der 54-Jährige hat dort im Jahr 2015 von der Heilig-Geist-Stiftung Bernkastel-Kues eine kleine Parzelle gepachtet und 2016 die ersten Trauben geerntet.

Ein Satz aus der umfangreichen  Beschreibung Parkers reicht aus, um die Besonderheit herauszustellen: „This is likely the finest dry Riesling I have had in my life“. Übersetzt heißt das: Das ist der beste trockene Riesling, den ich in meinem Leben probiert habe. Markus Molitor hat seit 2011 schon acht Mal 100 Parkerpunkte bekommen – allerdings immer für restsüße Rieslinge, für die die Mosel berühmt ist.

Der Winzer besitzt alleine an der Mosel 80 Hektar Rebfläche, an der Saar kommen noch circa 40 dazu. Vor kurzem hat Molitor auch noch Weinberge im Erdener Prälat erworben. Mit dem Doctor und dem Prälat habe er sein Ziel erreicht, in allen von ihm favorisierten 30 Grand-Cru-Lagen vertreten zu seien.

Noch einige Zahlen, die den Winzer zu einer Ausnahmeerscheinung machen: Von den Weinen, die Robert Parker aktuell probiert hat, haben 68 zwischen 90 und 100 Punkte erhalten. Die ebenfalls aus dem Doctorweinberg stammende  edelsüße Auslese erhielt 98+ Punkte, hat also noch Steigerungspotenzial. Beide Weine werden im Herbst bei der Versteigerung des Bernkasteler Rings unter den Hammer kommen. Die trockene Doctor-Variante sei schon mehr als dreifach überzeichnet, berichtet Molitor.

„Der Doctor ist eine Legende. Es ist eine Ehre, dort Weinberge zu haben“, sagt der Winzer. Er selbst macht nicht viel Aufhebens um den Erfolg. Stadtbürgermeister Wolfgang Port, der auch Vorsitzender der Heilig-Geist-Stiftung ist, hat den Gang an die breite Öffentlichkeit angeregt. „Für die Stiftung ist so ein Erfolg ein Glücksfall“, sagt er. „Und als Stadtbürgermeister bin ich natürlich auch sehr stolz darauf. Das spricht für die Lage“, führt er aus.

Die Heilig-Geist-Stiftung ist im 14. Jahrhundert entstanden, um bedürftigen Menschen zu helfen. Das geschieht immer noch – unter anderem mit den Pachteinnahmen aus der Parzelle im „Berncasteler Doctor“.

Spitzenbewertung für das Weingut Van Volxem

Roman Niewodniczanski vom Weingut Van Volxem in Wiltingen hat eines seiner hochgesteckten Ziele erreicht: Saarweine spielen wieder in der Championsleague der internationalen Weinwelt mit. 98+ Punkte hat er bei Weinpapst Robert Parker für seinen 2016er Scharzhofberger P erreicht. Schon im Vinum-Wine-Guide 2018 erhielt er damit die höchste Bewertung aller deutschen Weine. Das Topergebnis aber ist die Auszeichnung mit 100 Punkten für die 2011er Scharzhofberger Trockenbeerenauslese von Van Volxem.

„Das ist eine internationale Auszeichnung, die nicht zu unterschätzen ist“, freut sich Niewodniczanski, der im Jahr 2000 das Weingut Van Volxem kaufte und es seitdem um zahlreiche Spitzenlagen erweiterte. Diese „Werbung“ wirke sich auch auf kleinere Betriebe an Saar und Mosel sowie auf Gastronomie und Tourismus aus. „Persönlich sehe ich diese Bewertung als Auszeichnung für meine tolle Mannschaft unter der Führung meines Kellermeisters Dominik Völk. Wir arbeiten auf einem hohen Niveau.“

Genauso sieht das auch der renommierte Weinkritiker Robert Parker. Ein verdienter Erfolg für Niewodniczanski, der so seiner Vision wieder ein Stück näher gekommen ist: den Saarwein dort zu positionieren, wo er seiner Meinung nach hingehört: an die Weltspitze – wie in der Blütezeit um 1900.

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