Der Kampf gegen den wilden Müll

Zerf/Hermeskeil/Kirf · Illegal entsorgter Müll ist nicht nur hässlich, sondern auch gefährlich. Gift kann Wasser verseuchen und in die Nahrungskette gelangen. Die Polizei klärt nach eigenen Angaben immerhin 65,1 Prozent der Fälle auf. Den Tätern drohen bis zu 100 000 Euro Bußgeld. Trotzdem gibt es seit dem Frühjahr wieder mehrere Fälle.

Zerf/Hermeskeil/Kirf. Mitten im Grün, am Kapellenweg in Zerf, türmt sich ein Haufen Autoreifen auf. Irgendjemand hat sie dort illegal abgeladen. Es ist bei weitem nicht der einzige Fall. Immer wieder entledigen sich Menschen ihres Mülls, indem sie ihn einfach in Wald und Flur kippen (der TV berichtete).
Der Zerfer Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt ist verärgert und appelliert an die Anwohner: "Alle Bürger müssen wachsam sein, um die Zeitgenossen zu erwischen, die so was machen." Der Ortschef hat selbst mitangepackt, um die Altreifen auf die Deponie des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) nach Mertesdorf zu bringen. "Ich versteh\'s ja auch nicht, denn es wird doch alles vom ART abgeholt", sagt er mit Resignation in der Stimme. Die Umweltsünder sparen weder Zeit noch Geld.
Auch in Hermeskeil kennt man Ärger wegen illegaler Müllentsorgung. Der Leiter des Bauhofes, Volker König, hat Probleme an Glascontainern. "Die Leute laden auch Sachen ab, die da nicht hingehören", sagt König. Für die Kosten der Entsorgung kommt der Steuerzahler auf.
Mit einem großen Haufen Bauschutt hat derzeit Kirf zu kämpfen. Irgendjemand hat dort am Ortsrand die grauen Steine illegal abgeladen. Die fachgerechte Entsorgung des Bauschutts "wird uns mindestens wieder 500 Euro kosten. Wer weiß, was da noch alles darunterliegt", klagt Kirfs Ortsbürgermeister Josef Krug, der ebenfalls nicht zum ersten Mal vor dem Problem steht. Dabei wird allzu oft nicht nur Schutt oder Grünschnitt illegal entsorgt, sondern auch gefährliche Stoffe wie Elektroschrott oder asbest-haltige Eternitplatten. Solche musste Krug erst vor vier Monaten beseitigen - für 850 Euro.
Hohe Aufklärungsquote


Immerhin: Ein mutmaßlicher Täter wurde inzwischen ermittelt. Er soll die Platten im Frühjahr an mehreren Stellen abgeladen haben, unter anderem auch in Merzkirchen. "Wir haben ihn in Regress genommen", sagt Kreissprecher Thomas Müller. Über die Höhe des Bußgeldes und den Herkunftsort des Verschmutzers gibt der Kreis mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine Auskunft. Nach TV-Informationen kommt der Täter aus einem Dorf kurz hinter der saarländischen Grenze.
Für die Bürger der betroffenen Gemeinden ist es doppelt ärgerlich. Sie zahlen mit ihren Steuern und Abgaben für die Entsorgung. Außerdem engagieren sie sich bei den jährlichen Dreck-weg-Tagen. Etwa 20 Helfer machen in Kirf regelmäßig mit. Der Müllcontainer für die Aktion kostet laut Krug 500 Euro. In Sachen Grenzverkehr äußert er sich zurückhaltend. Er könne nur vermuten, nicht beweisen, dass es "Mülltouristen aus dem Saarland waren". Höhere Gebühren dort führten schon mal zu Transporten über die Landesgrenze.
Ratsam ist es, Anzeige zu erstatten, was auch Dieter Engelhardt wegen der Reifen in Zerf getan hat. Beim Polizeipräsidium Trier gibt es seit 1993 ein eigenes Kommissariat für Umweltdelikte. Polizeisprecher Karl-Peter Jochem weist darauf hin, dass das Grundwasser oder ganze Gewässer und der Boden verunreinigt werden können. Auch Menschen und Tiere, die damit in Berührung kommen, können Schäden davontragen - oder Giftstoffe gelangen in die Nahrungskette.
Stolz ist Jochem auf die Aufklärungsquote von 65,1 Prozent 2011, eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. Dieses Ergebnis sei der "intensiven Ermittlungsarbeit des Fachkommissariats" zu verdanken, sagt Jochem.
Strafen bis 100 000 Euro


Seit Juni gilt zudem ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz: Die Neufassung sieht für Umweltsünder im schlimmsten Fall 100 000 Euro Bußgeld und bis zu zehn Jahren Gefängnis vor. Die Kosten für die Entsorgung des Mülls trägt der Täter zusätzlich. Dass die Täter ein so hohes Risiko eingehen, ist kaum verständlich. Denn einige Abfälle können beim ART sogar gebührenfrei abgegeben werden.
Mehr Information gibt es beim Abfalltelefon unter 0651/9491414. Dort ist zu erfahren, welcher Müll wohin gehört und wann er zu Hause abgeholt werden kann. Auf der Internetseite www.art-trier.de gibt es ein Suchfenster für das Abfall-Abc.

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