Der Kampf ums Überleben geht weiter

Kell am See · Welche Veränderungen gibt es mit dem neuen Chef im Rathaus der Verbandsgemeinde (VG) Kell? Wie hält es der Bürgermeister mit künftigen Windrädern, und wird er sich ebenfalls vehement für den Fortbestand der VG Kell einsetzen? All diese Fragen beantwortet Martin Alten (CDU) im ersten Teil eines Interviews mit dem TV. Auch das Verhältnis zu bisherigen Duzfreunden, breite Füße und hauchdünne Mehrheiten kommen dabei zur Sprache.

 Martin Alten an seinem Arbeitsplatz im Keller Rathaus. Dort ist es schon jetzt moderner geworden. Anders als bei seinem Vorgänger steht auf dem Schreibtisch nun ein Computer-Monitor. TV-Foto: Axel Munsteiner

Martin Alten an seinem Arbeitsplatz im Keller Rathaus. Dort ist es schon jetzt moderner geworden. Anders als bei seinem Vorgänger steht auf dem Schreibtisch nun ein Computer-Monitor. TV-Foto: Axel Munsteiner

Kell am See. Mit Martin Alten (CDU) hat die Verbandsgemeinde (VG) Kell seit dem 1. September einen neuen Bürgermeister. Sein Arbeitsplatz ist nun dort, wo zuvor 26 Jahre lang Werner Angsten (CDU) regierte. Das Gespräch mit Alten führte TV-Redakteur Axel Munsteiner.Herr Alten, eins fällt sofort ins Auge: Im Büro des Keller Bürgermeisters steht jetzt ein Computer. Welche Veränderungen wird es denn ansonsten im Rathaus geben?Martin Alten: "Das mit dem Computer haben Sie richtig erkannt. Ich denke, ein Computer ist in der heutigen Zeit nicht wegzudenken. Mit den Abteilungsleitern habe ich auch schon darüber gesprochen, wie wir gewisse Abläufe hier in der Verwaltung verändern wollen. Das ist aber im Detail noch nicht ausgereift. Es gibt aber noch eine Sache, die sich verändern wird."Und zwar?Alten: "Ich komme hier aus der Gegend und kenne hier im Amt viele Leute seit mehr als 30 Jahren. Mit denen habe ich mich vorher immer geduzt und mit denen werde ich mich auch jetzt noch Duzen. Gegenseitigen Respekt kann man mit einem Du genauso haben wie mit einem Sie."Ihre erste Amtswoche ist vorbei: War das nun eher eine reine Vorstellungstour oder standen schon nennenswerte Entscheidungen an?Alten: "Also eine reine Vorstellungstour war es nicht. Die hatten wir im Amt am vorigen Montag innerhalb von zwei Stunden erledigt. Dann ging es schon mit der Arbeit los. Da gibt es keine Schonfrist. Ich muss mich natürlich an viele neue Gepflogenheiten gewöhnen und habe mit den beiden Beigeordneten über die wichtigsten Themen gesprochen, die in nächster Zeit anstehen - zum Beispiel die Windkraft. Gravierende Entscheidungen hat es aber noch nicht gegeben." In Ihrer Antrittsrede haben Sie an den Mannschaftsgeist im VG-Rat appelliert. Dort hat sich in der konstituierenden Sitzung im Juli aber bei der Beigeordnetenwahl gezeigt, dass SPD und FWG zusammen die CDU überstimmt haben. Sie sind selbst CDU-Mann. Fürchten Sie angesichts dieser Konstellation Probleme, wenn Sie Mehrheiten organisieren müssen?Alten: "Bei der Beigeordnetenwahl war es sicher so, dass SPD und FWG ihre Mehrheit dazu genutzt haben, dass ihre Kandidaten gewählt werden. Wenn ich selbst Stimmrecht habe, verfügen SPD und FWG zwar immer noch über eine Stimme mehr. Gerade bei den wichtigen Themen, die anstehen - ich nenne mal Windkraft oder Kommunalreform - bin ich aber der Meinung, dass wir alle darum bemüht sein müssen, diese Entscheidungen auf breite Füße zu stellen und sich nicht auf hauchdünne Mehrheiten zu verlassen. Wichtig ist doch, dass es im Rat um die gute Sache für die VG Kell und nicht um die Politik von CDU, SPD oder FWG geht. Deshalb sollten auch alle an einem Strang ziehen." Sie sind bis 2022 gewählt und haben mehrfach betont, dass auch Sie sich für den Erhalt der VG Kell einsetzen werden. Wie sicher sind Sie sich denn, dass Sie ihre Amtszeit auch voll ausschöpfen können.Alten: "Also auf eine Prozentzahl werde ich mich da sicher nicht festlegen. Ich habe aber schon mehrfach gesagt, dass ich bei der Kommunalreform keinen roten Faden erkennen kann und nicht verstehe, warum sich das Land nur eine Verwaltungsebene - nämlich die Verbandsgemeinden - herausgepickt hat. Ich rechne aber schon damit, dass sich nach der Landtagswahl 2016 wieder ganz neue Dinge ergeben. Von daher bin ich guten Mutes, dass ich auch meine acht Jahre als Bürgermeister der VG Kell absolvieren kann."Wie wollen Sie denn das Land davon überzeugen, dass auch in der kleinen VG Kell effizient gearbeitet wird und diese auf Dauer erhaltenswert ist?Alten: "Ein wichtiger Punkt ist dabei die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Ich habe ja schon erwähnt, dass wir im Amt gewisse Dinge anders strukturieren und straffen. Dadurch erhoffen wir uns Einsparmöglichkeiten. Und dann gibt es ja auch noch die Sache mit der AöR (Anmerkung der Redaktion: Diese Abkürzung steht für Anstalt des öffentlichen Rechts. Es handelt sich um die kommunale Energiefirma der VG Kell). Dadurch wollen wir ja über die Windkraft neue Einnahmen für die VG und die Ortsgemeinden generieren. Zudem sind wir ein zusammengewachsener Raum, den man nicht einfach zerschlagen kann. Es gibt aber sicher keinen Masterplan, den man Punkt für Punkt abarbeiten kann und am Ende kann man sagen: ,Jetzt muss die Verbandsgemeinde keine Befürchtungen mehr haben.\' Das ist ein Prozess. Aber gerade bei der Kommunalreform haben alle politischen Kräfte betont, dass wir alle in einem Boot sitzen und dafür sorgen wollen, dass es nicht untergeht."Weniger Einigkeit besteht bei der Windkraft. Sie sind gegen Windräder in der Kernzone des Naturparks, wie es auch der VG-Rat im Februar mehrheitlich beschlossen hat. Bleibt es dabei, dann sind aber die Pläne der SPD-geführten Orte Waldweiler oder Zerf gefährdet. Ist da nicht schon der erste große Streit programmiert?Alten: "Gut, bei diesem Thema wird es sicher noch viele Diskussionen geben. Wir müssen aber auf jeden Fall versuchen, einen Flächennutzungsplan hinzubekommen und die Windkraft in geordnete Bahnen zu lenken. Ansonsten gibt es einen Wildwuchs an Rädern. Der VG-Rat muss natürlich auch die Stimmungen in den Ortsgemeinden abwägen. Auch Mandern, Kell und Schillingen wollen die Kernzone freihalten. Dort wohnen mehr als ein Drittel der VG-Bevölkerung, und bei der Änderung des Flächennutzungsplans ist die Zustimmung der Ortsgemeinden nötig. Wenn diese drei Orte bei ihrer Haltung bleiben, wird es mit dem Zustandekommen des Flächennutzungsplans sehr schwierig."Klingt da bei Ihnen eine windkraftkritische Haltung an?Alten: "Nein! Wir sollten bei der Windkraft mitmachen und unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Mir ist es aber wichtig, dass dabei sowohl die Lasten als auch die Erträge untereinander verteilt werden. Deshalb war ich von Anfang an - auch als Manderner Ortsbürgermeister - ein Befürworter der AöR. Deren Grundidee ist doch, mit möglichst wenig Rädern möglichst hohe Erträge zu erzielen. Dieses Ziel sollten wir weiterverfolgen und ich appelliere an die Gemeinden, die der AöR noch nicht angehören, ihr beizutreten."Über die Windkraft wird schon seit Jahren diskutiert. Wann ist denn nun aber endlich mal klar, welche Standorte zum Zug kommen?Alten: "Es stehen noch Gutachten - zum Beispiel zum Artenschutz - aus. Das soll uns im Herbst vorliegen. Dann können wir in die weiteren Beratungen einsteigen. Ziel ist es, dass wir Ende 2014/Anfang 2015 den Flächennutzungsplan voranbringen können." ax

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