Der lange Flur Richtung Vergangenheit

KONZ-OBERMENNIG. Das mindestens 170 Jahre alte Wohnhaus "Haus Stein" aus Obermennig wird die Gebäudegruppe Mosel-Saar des Freilichtmuseums Roscheider Hof ergänzen. Der Wiederaufbau des abgetragenen Mauerwerks ist für dieses Jahr geplant.

Abgetargene Steine, aufgestapelte Ziegel, morsche Dachbalken. Daneben das Gerippe eines alten Heuwagens. Mehr blieb vom einstigen Wohnhaus aus Konz-Obermennig, das Mitarbeiter des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof in monatelanger Arbeit abtrugen, nicht übrig. "Geschichte wurde hier begraben", geht dem Betrachter am Rand des Haufens durch den Kopf. Doch weit gefehlt: Das 170 Jahre alte und nach einem früheren Besitzer benannte "Haus Stein" soll auf dem Museumsgelände auferstehen - als Zeugnis vergangener Architektur der Region.Wohnstube und Ökonomiegebäude

"Wir werden das Gebäude wieder zusammensetzen. Vielleicht schon in diesem Jahr", sagt Hermann Kramp, Geschäftsführer des Museums-Trägervereins. Der letzte Besitzer des kleinen, zweigeschossigen Hauses hatte es dem Museum überlassen - ein für die Konzer Heimatforscher interessantes Geschenk: Einstmals bot das Haus unbekannten Besitzern ein Dach überm Kopf. Ein Dach, unter dem gearbeitet, gespielt, gekocht und geschlafen wurde, bis das alles aufgegeben wurde und die wenigen Räume des Hauses als Lager dienten - so lange, bis auch das aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes kaum möglich war. Als die Mitarbeiter des Museums das "Geschenk" auspackten, entdeckten sie unter dem maroden Dach alte Eggen und Weinkisten, Hinweise auf Öfen in den Zimmern, einen offenen Kamin und Überreste eines Stalls. Kramp holt eine Skizze hervor. Am mit Bleistift gezeichneten Grundriss erläutert er die Besonderheiten. "Das Gebäude wurde seit 100 Jahren nicht mehr baulich verändert." Eine Einladung für einen Spaziergang in die Vergangenheit. Der beginnt in einem langen Flur - "typisch für die damalige Architektur" -, der vor der Treppe zum Obergeschoss in einer Küche mündet. Zur Straßenseite liegt eine Wohnstube, darüber zwei kleinere Räume. Nach hinten verbirgt sich ein späterer Anbau, benannt als "Ökonomiegebäude". Im Museumsprospekt des Roscheider Hofs ist der künftige Platz markiert: "C 9, Haus aus Obermennig", zwischen "Haus Hufschmitten" aus Oberemmel und dem Brunnenhaus - als künftiger Teil der Gebäudegruppe Mosel-Saar, die zusammen mit den benachbarten Hunsrück-Häusern die historische Architektur der Region präsentieren. Noch ist "Haus Stein" nur ein Schutthaufen. Aber einmal wieder aufgebaut, könnten die Besucher des 21. Jahrhunderts spüren, was vor 170 Jahren die ersten Gäste beim Gang durch den Flur gedacht haben mögen: Hurra, ein neues Haus!

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