Der lange Weg zur kurzen Einfahrt

Konz · Es war im Grunde eine Kleinigkeit - ein Übergang, der barrierefrei sein sollte, es aber nicht war. Da stand ein hoher Bordstein im Wege, und darum drehte sich eine Hängepartie. Das Ende der Bordstein-Affäre ist allerdings jetzt absehbar.

 Bauarbeiter beseitigen die Barriere am Parkplatz vor dem Supermarkt. TV-Foto: Martin Möller

Bauarbeiter beseitigen die Barriere am Parkplatz vor dem Supermarkt. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Mölelr (mö) ("TV-Upload M?lelr"

Konz. Wolfgang Hertel nahm kein Blatt vor den Mund. "Ich frage mich ernstlich", schrieb der emeritierte Professor der Trierer Fachhochschule an den Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden, "wer für diesen Unfug zuständig ist." Was Hertel so verärgert, ist eine optisch unscheinbare, aber für Rollstuhlfahrer ziemlich gravierende Barriere an der Roscheider Straße vor dem Lidl-Parkplatz.
Dort hatte der Discounter im Sommer 2014 zwar korrekt und behindertengerecht eine rollstuhlbreite Durchfahrt bauen lassen und die noch mit ansehnlichen roten Ziegeln ausgestattet. Die Bauleute hatten allerdings vergessen, den Bordstein zur Straße an der passenden Stelle abzusenken. Wer die bestehende Absenkung mit dem Rollstuhl nimmt, landet nicht in der Einfahrt, sondern auf dem gleichfalls neu angelegten Beet.
Hertel erkannte den Missstand mit dem geschärften Auge des ehemaligen Mitglieds im Verbandsgemeinderat Konz und schritt alsbald zur Tat. Dem Bürgermeister schilderte er im Januar 2015 die Situation, legte Beweisfotos bei, drang auf Beseitigung des Missstands und schaltete Peter Musti ein, den Behindertenbeauftragten der Verbandsgemeinde Konz.
Der antwortete am 3. Februar freundlich, aber eindeutig: "Die Verbandsgemeinde/Stadt kann in dieser Sache selbst nicht tätig werden, weil es sich hier um das Gelände der Firma Lidl handelt", und versprach: "Wir, das heißt die Verwaltung und ich als Behindertenbeauftragter, werden diese Angelegenheit weiter verfolgen."
Nach diesem Briefwechsel senkte sich zunächst einmal Ruhe über das Projekt. Wenn es in der Bordstein-Affäre überhaupt zu Kontakten zwischen der Stadt und dem Supermarkt kam, führten die jedenfalls zu keinem Ergebnis.
Schließlich wurde es Hertel zu bunt. Am 8. Juli informierte er den Trierischen Volksfreund per Brief und holte dabei unter Bezug auf einen Artikel im TV vom 2. Juli zu einem Rundumschlag aus: "Sich großspurig, verbal für Barrierefreiheit einzusetzen, kostet nichts und kommt immer gut an. Hier können Politiker pressewirksam glänzen." Bleibt zu ergänzen, dass seit Hertels erstem Brief mittlerweile ein halbes Jahr vergangen war.
Diesmal indessen kam Bewegung in die Angelegenheit. Während die Verwaltung auf ihrer Unzuständigkeit bestand, reagierte der Discounter prompt. Auf TV-Anfrage teilte die Pressestelle am vergangenen Montag (13. Juli) mit: "Uns ist es wichtig, allen unseren Kunden einen bequemen Einkauf zu garantieren - so auch in Konz, Roscheider Straße 1. Daher sind bereits Maßnahmen eingeleitet worden, um den Bordstein vor der Durchfahrt zur Lidl-Filiale abzusenken. Die Baumaßnahmen werden bis spätestens Ende August 2015 abgeschlossen sein."
Es ging sogar noch schneller: Seit Dienstag arbeitet ein Zwei-Mann-Trupp an einem behindertengerechten Zugang: eine prompte Reaktion.

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