Der Ortsteil im Niemandsland

Gebietsreform im Kleinen: Die zu Pellingen gehörenden neun Bewohner der Pellinger Mühle haben einen Antrag auf Eingemeindung nach Franzenheim gestellt. Nun soll es endlich mit der Postzustellung klappen.

Franzenheim/Pellingen. Auf die große Gebiets- und Verwaltungsreform warten die Bürger von Rheinland-Pfalz noch. Im Kleinen wird sie jedoch schon Realität, zumindest im Raum Pellingen-Franzenheim. Dort könnte es schon bald dazu kommen, dass rund ein Hektar Land und die darauf wohnenden neun Menschen die Fronten wechseln: von der Gemarkung Pellingen zur Gemarkung Franzenheim.

Den schriftlichen Antrag der vier Haushalte auf Eingemeindung, datiert vom 2. Juni 2008, hat der Gemeinderat Franzenheim im Dezember einhellig befürwortet; nächste Woche entscheidet der Hauptausschuss der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land darüber. In Pellingen hat man das Thema noch nicht behandelt, aber für die Beigeordnete Helma Wingerath ist klar: "Das wäre für die Leute das Einfachste."

Für Franzenheims Ortsbürgermeister Johann Jäckels ist der Wechsel des Mühlenviertels längst überfällig: "Gefühlsmäßig gehörten die schon immer zu uns, die Gebäude liegen ja vor unserer Haustür." So sehen das auch die Bewohner der traditionsreichen Mühle, die um 1960 ihren Betrieb einstellte (siehe "Extra"). Hauptproblem der drei Kilometer von Pellingen entfernten und nur durch einen unzugänglichen Wirtschaftsweg mit der Heimatgemeinde verbundenen Exklave sei die Postzustellung gewesen, sagt Ulla Meyer. Oft seien Briefe oder Päckchen als nicht zustellbar nach Trier zurückgeschickt worden. Begründung: Die Adresse "Pellinger Mühle" existiere in Pellingen nicht.

Offenbar ist der entlegene Ortsteil auch in Pellingen wenig präsent. "Amtliche Mitteilungen haben wir kaum bekommen, am ehesten noch im Wahlkampf", sagt Anita Franzen. Mehrere Jahre habe die für Pellingen zuständige VG Konz den Mühlenbewohnern zwar einen Abwasserbescheid zugeschickt, aber den zu zahlenden Betrag auf 0,0 festgesetzt. Die Mühlenfamilien bekommen ihr Wasser von der VG Ruwer geliefert. Bis sich diese Erkenntnis in der Konzer Verwaltung verfestigte, lautete die simple Rechnung: Null Frischwasserbezug aus der VG Konz gleich null Abwasserbeseitigung. Obwohl die Mühlenbewohner auf den Fehler aufmerksam machten, änderte sich lange nichts. Eines Tages schlug dann das Abrechnungssystem um so erbitterter zu: "Wir mussten die Gebühren von mehreren Jahren auf einen Schlag nachzahlen", erinnert sich Ulla Meyer.

EXTRA
Pellinger Mühle: Laut Historiker Rudolf M. Gall sind in einem Geburtsbrief des Jahres 1624 die zwei frühesten Pächterfamilien auf der "Pellinger Bannmühle in Franzenheim" erwähnt. Eine Müller-Dynastie begründete Johann Franzen (1789-1856). Aus der Ehe mit Anna Mertes gingen zwölf Kinder hervor. (alf)

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