Der Paparazzo

AACH. (ka) Er zählt wohl unbestritten zu den für das Dorfleben wichtigen Bewohnern von Aach: Richard Koch, seit 1984 Gemeindearbeiter, ist eine örtliche Institution. Als Mann für alle Fälle und Mädchen für alles ist der gelernte Gärtner nahezu unentbehrlich.

An praktischen Arbeiten gibt es so gut wie nichts, was Koch nicht kann. Wo immer im Ort gebaut wird, ist er dabei. So bei der Umgestaltung der Alten Schule oder beim Bau der Grillhütte. "Wer pflastern kann, kann auch Platten legen", sagt Koch. Dabei habe er sich anfangs mit der Gemeindearbeit etwas schwer getan, gesteht er. Sei er doch bis dato gewohnt gewesen, mit anderen zusammen zu arbeiten. An die neue Situation, überwiegend auf sich allein gestellt zu sein, habe er sich erst gewöhnen müssen. Doch das ist Schnee von gestern. Längst ist Koch ein gefragter Mann im Dorf. Wenn irgendein Problem ansteht oder etwas nicht rund läuft, wird er gerufen. Als die Aacher Sparkassen-Filiale die Ausgabe der Gelben Säcke einstellte und es hieß, die Leute sollten sie sich beim Zweckverband holen, tat Abhilfe Not. Ortsbürgermeister Josef Krein und Koch beschlossen, die Gelben Säcke ins Gemeindelager zu nehmen, um sie dort zu verteilen. "Doch das funktionierte nicht, weil ich zu viel unterwegs bin", sagt Koch. Also weitete er den Service aus und nahm bei seinen Fahrten durch das Dorf immer einige Gelbe Säcke mit. Das sprach sich schnell herum. "Durch ‚Mundpropaganda‘ weiß ich immer, wo Säcke benötigt werden. Das klappt. Etwa fünf bis sechs Kartons, das sind circa 180 Stück, gehen monatlich weg", sagt Koch. Inzwischen würden sich auch viele Leute aus Beßlich, Butzweiler und anderen Dörfern, in denen es keinen Verteiler mehr gibt, ihre Gelben Säcke in Aach besorgen. Einen noch wichtigeren Bürgerservice leistet Koch zur Winterzeit. Bei Eis und Schnee ist er schon nächtens um vier Uhr dabei, im ganzen Ort zu streuen. "Viele müssen um sieben Uhr und früher losfahren", begründet er sein nächtliches Tun. Alten Leuten und anderen, die nicht mehr selbst streuen können, hilft er zuerst. Weil jedoch im voraus nicht abzusehen ist, ob es frieren oder schneien wird, ist Koch in nahezu jeder Winternacht um halb vier "in Schlappen ums Haus unterwegs, um die Lage zu peilen". Ehefrau Heikes Schlummer bleibt dabei ungestört."Wegziehen würde ich nie"

Weil er stets gut über das Dorfgeschehen informiert ist, wird Richard Koch von vielen auch liebevoll "Paparazzo" genannt. Ob die Sirene ertönt, ob die Glocken läuten, wenn jemand gestorben ist, ob der Krankenwagen durchs Dorf fährt oder was immer es sein mag, Koch kann Auskunft geben. Die Zusammenarbeit mit Ortsbürgermeister Josef Krein lobt er in den höchsten Tönen. Auch freut es ihn, dass seine Arbeit von seinen Mitbürgern anerkannt wird. Mit den Neubaugebieten sei das Dorf zwar reichlich groß geworden, aber er habe es bisher immer geschafft, es einigermaßen manierlich aussehen zu lassen. Den Rückgang der dörflichen Infrastruktur - "es gibt nur noch ein Lebensmittellädchen" - findet Koch bedauerlich. Auch werde das Dorfleben immer anonymer. Die Leute in den Neubaugebieten kenne man kaum. Eines aber steht für ihn fest: "Wegziehen von Aach werde ich nie."

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