Der tägliche Kampf an der Zapfsäule

Hermeskeil/Reinsfeld · 2012 war laut ADAC das bislang teuerste Tankjahr seit Beginn der Preiserhebung im Jahr 1950. Mit den hohen Benzin- und Dieselpreisen müssen sich Geschäftsleute, Privatpersonen und Kommunen Tag für Tag auseinandersetzen. Unser Blick zurück zeigt, wie sich Berufspendler aus dem Hochwald, die Stadt Hermeskeil und eine Spedition im Familienbesitz im Kampf mit den steigenden Spritpreisen schlugen.

 Auch für die Stadt Hermeskeil wird es teuer an der Tankstelle: Ralf Theisen betankt den neuen Unimog des Bauhofs. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Auch für die Stadt Hermeskeil wird es teuer an der Tankstelle: Ralf Theisen betankt den neuen Unimog des Bauhofs. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil/Reinsfeld. Wer lange Strecken auf der Autobahn zurücklegt, dem dürften die Lastwagen mit der Aufschrift der Firma Klemens-Transporte bekannt sein. Die Spedition, die im Hermeskeiler Industriegebiet Grafenwald ansässig ist, hat ständig zehn 36-Tonner auf der Straße.
Das mittelständische Unternehmen ist vor allem im Auftrag der Automobil-Industrie unterwegs. "Etwa 330 000 Liter Diesel" sei das durchschnittliche Jahresvolumen an Kraftstoff, das ihre Transportfahrzeuge benötigen, sagen die beiden Gesellschafter, die Brüder Markus und Andreas Klemens.
Der Dieselpreis macht nach ihrer Aussage etwa 28 Prozent der reinen Betriebskosten der Firma aus. Hinzu kommen steigende Mautkosten, mautpflichtige Bundesstraßen, Preissteigerungen bei LKW-Reifen und Umweltschutz-Vorgaben.
"2005 betrug der Dieselpreis für schwere LKW noch 78 Cent. Was die heutigen Preise für Unternehmen unserer Größenordnungen bedeuten, kann man sich ausrechnen", sagen die Gebrüder Klemens. Denn durchschnittlich musste man laut ADAC 2012 in Deutschland für den Liter Diesel knapp 1,48 Euro bezahlen.
Wie also lassen sich die Betriebskosten drücken, wollte der TV von den Unternehmern wissen. Ihre Antwort: "Es ist eine Frage der geschickten Disposition. Leerfahrten müssen vermieden werden, die Auslastung maximiert."
Jeder Kilometer, den ein ungeladener LKW rollt, ist ein Verlust: Die Geschäftspartner der Spedition Klemens wissen zwar um die Problematik steigender Energiekosten. Aber: "Ein Verhandlungsargument ist das für uns nicht. Die müssen ja auch kalkulieren", sagen die Hermeskeiler Geschäftsleute. Die gestiegenen Spritkosten einfach umzulegen, ist für sie deshalb kein Thema. "Dann wären wir ganz schnell etliche Kunden los."
Steigende Spritpreise sind auch ein ständiges Thema beim Fuhrpark der Stadt Hermeskeil, deren Bauhof zum Geschäftsbereich des zweiten Beigeordneten Volker König gehört. "Wir tanken Benzin und Diesel reihum an den Tankstellen in Hermeskeil", sagt König, der 2012 für einen Zeitraum von vier Jahren "einen Anstieg der reinen Treibstoffkosten um etwa 65 Prozent" verzeichnete. Etwa 35 000 Kilometer beträgt die jährliche Leistung der Bauhof-Fahrzeuge.
König zieht Vergleichszahlen heran: Im Jahr 2008 betrug der finanzielle Aufwand für Benzin und Diesel 5950 Euro pro Jahr, was 17 Cent pro Kilometer entsprach. 2011 waren es bereits 9800 Euro. Das sind 28 Cent pro Kilometer - ein Anstieg um mehr als 60 Prozent.
Was man tun kann, um Kosten zu senken - König sagt dazu: "Die Preise können wir nicht beeinflussen, und Arbeiten, die dringend erledigt werden müssen, dürfen auch nicht liegenbleiben. Irgendwie versuchen wir halt, weniger zu fahren, ohne dabei unsere Aufgaben zu vernachlässigen." Ein Teufelskreis also auch für die Kommune und das Stadtsäckel
Doch auch viele Berufstätige, die täglich zwischen Wohnort und Arbeitsplatz pendeln müssen, stöhnten 2012 unter den explodierenden Treibstoffkosten. Der TV hörte sich auf dem Mitfahrerparkplatz an der B 407 bei Reinsfeld um, Doris, Anne, Reiner und Friedbert - ein Quartett aus Hermeskeil, Thiergarten und Reinsfeld - pflegen seit Jahren eine Fahrgemeinschaft nach Trier. Dort arbeiten die vier zum Teil in unterschiedlichen Betrieben und Behörden. Ihr Motto lautet: "Nur gemeinsam sind wir stark."
Viel ändern wird sich auch 2013 für alle Betroffenen kaum etwas am Status quo in Sachen Kraftstoffpreise. Auf der Verbraucherseite www.benzinpreis.de kann man sich zwar im Internet aktuell informieren. Aber auch da ist es wie mit den Lottozahlen: ohne Gewähr.

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