Der Tausendsassa

WELSCHBILLIG. (ka) Hans-Günter Hennig aus Welschbillig gebührt ein Platz im Guinnes-Buch der Rekorde. Jäger, Angler, Bootsfahrer, Busfahrer, Schnapsbrenner, Karnevalist, Drehorgelspieler, Hobbylandwirt und Berufsschullehrer – in diesen Professionen ist er bestens bewandert.

 Der Orgelhanni in Aktion. Foto: Elmar Kanz

Der Orgelhanni in Aktion. Foto: Elmar Kanz

Dabei hat Hans-Günter Hennig auch einen Hauptberuf, besser gesagt, eine Berufung. Er ist Ordensbruder der Salesianer Don Boscos. Auf den Helenenberg bei Welschbillig kam er 1966, nachdem er die Profess abgelegt hatte. Zunächst arbeitete er als Erzieher, dann als Ausbilder und Werkstattleiter und ab 1972 als Wirtschaftsleiter. Seit 1995 ist Hans-Günter Hennig Geschäftsführer der Eduardstiftung Helenenberg. Wie schafft es ein Mann, der sich ohnehin schon nicht über Arbeitsmangel beklagen kann, auch noch die Jagd, das Angeln und das Bootfahren unter einen Hut zu bringen und was motiviert ihn dabei? Hennig nennt Don Bosco als sein großes Vorbild. Der sei ein Tausendsassa gewesen und habe alles Mögliche für die Jugendlichen getan, mit viel Enthusiasmus und wenig Geld. "Meine sämtlichen Nebenjobs haben sich mehr oder weniger aus dem heraus ergeben, was täglich auf dem Helenenberg geschieht und erforderlich ist", resümiert Bruder Hennig. Klar, dass da auch die Freude am Hobby hinzu komme. Was er nicht erwähnt, ihm aber anzumerken ist: seine Freude über die Freude der Jugendlichen. Mit rund 170 Hektar Land ums Haus habe der Helenenberg eine eigene Jagd. Die sei bisher verpachtet worden. Das "Herumgeballere" der Jäger aber habe sich negativ auf die Jugendlichen ausgewirkt. "Folglich habe ich den Jagdschein gemacht", sagt Hennig. Interessierte Jugendliche nehme er mit auf die Pirsch und zeige ihnen, worauf es ankommt, "aber dezenter als die Jäger". Den Angelschein habe er gleich mit gemacht, weil es am Helenberg dafür ebenfalls Bedarf gibt. Nicht anders sei es mit dem Busführerschein und dem für Boote gewesen. Die Fahrten mit den Jugendlichen wären sonst zu teuer. Zum Hobby-Landwirt und Schnapsbrenner sei er avanciert, weil am Helenenberg und auf dem dazugehörigen Heintzhof bei Liersberg viel Gemüse und Obst wächst. Lange war Bruder Hennig Mitglied bei "Onner Ons" in Trier. Jetzt reicht die Zeit nicht mehr. Nach wie vor aber machen die Helenenberger unter seiner Regie mit Traktor und selbst gebautem Motivwagen bei den Karnevalsumzügen der benachbarten Gemeinden mit. "Ich tingele dabei als Büttenredner und Drehorgelhanni mit über die Dörfer, spiele auch bei Geburtstagen oder anderen Festivitäten und habe meinen Spaß daran", sagt der Ordensmann. Bekannt als Orgelhanni ist er selbst auf der "Grünen Woche" in Berlin, wo er für Helenenberger Erzeugnisse wirbt. Viel Prominenz - sogar der Bundespräsident - hat schon seinem Spiel gelauscht und ihm applaudiert. In schöner Erinnerung ist ihm ein Auftritt auf dem Potsdamer Platz. Bruder Hennig erzählt: "Dort habe ich, zusammen mit Zauberern, Gauklern und Feuerspuckern - alles Salesianer - für Straßenkinder in der Dritten Welt mehr als 2000 Euro eingeorgelt." Wie und warum wurde Bruder Hennig Salesianer? "Nach meiner Ausbildung zum Maler und Lackierer besuchte ich das Gymnasium der Salesianer in Essen", berichtet er. "Bei den Salesianern bin ich hängengeblieben." Was salopp klingt, erweist sich als eine von großer Ernsthaftigkeit geprägte Suche nach dem richtigen Weg. Demnach wollte Hans-Günter Hennig zunächst Weltpriester werden, hatte sich aber auch einige Orden, die Benediktiner, die Franziskaner, die Oblaten und die Salesianer "angeschaut". Er entschied sich für die Salesianer: "Weil sie auf die Jugend ausgerichtet sind und etwas Besonderes für Jugendliche tun, die kein Zuhause haben."

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