Der Traum vom Fliegen

SAARBURG. Der Saarburger Wolfgang Heinzius war begeisterter Sportflieger. Deshalb ist der 17. Dezember für ihn ein markantes Datum: "Vor 100 Jahren begann die moderne Luftfahrt."

Für Heinzius gilt immer noch: "Die fliegerische Fortbewegung ist am ungefährlichsten. Aber: nur die vorgeschriebenen Pflichtstunden zu absolvieren, macht keinen guten Piloten aus."30 Jahre war Heinzius Sportflieger und Mitglied im Trierer Fliegerclub. Aus Altersgründen fliegt der 77-Jährige nicht mehr. Aber die Erinnerung an die Gebrüder Wright steht ihm lebendig vor Augen: "Sie waren die Ersten, die mit einer Maschine geflogen sind, die schwerer als Luft ist. Die anderen, die im Luftmeer fahren, die waren am 19. September 1783 erfolgreich. Damals schlug die Geburtsstunde der Montgolfièren, der Heißluftballons."In den Lebensgeschichten der Flugpioniere kennt sich Heinzius bestens aus: "Orville und Wilbur hatten keinen High-School-Abschluss, geschweige ein Uni-Diplom. Reine Autodidakten waren sie, aber ihre Mutter war ein naturwissenschaftliches Ass - Tochter eines in Deutschland geborenen Wagenbauers. Die beiden Brüder betrieben in Dayton/Ohio ein Fahrradgeschäft, galten als Eigenbrötler, Egozentriker und harte Business-Men. Unzertrennlich, blieben sie ein Leben lang unverheiratet."Bewunderung klingt an, wenn Heinzius fortfährt: "Geniale Techniker sind die Wrights gewesen. Sie konstruierten den Motor für ihren Flyer selbst. Sie berechneten die Steigung der Propeller, das Profil der Tragflächen. Natürlich klappte nicht alles sofort. Aber ihre größte Tugend war ihr Durchstehvermögen. Am Atlantik in einem kleinen Nest mit dem Namen Kitty Kawk beginnt ihr Weg in die Unsterblichkeit. Am 17. Dezember 1903 legt Wilbur Wright eine Strecke von 260 Metern in fast einer Minute Flug zurück."1910: Wett-Fernfliegen Trier-Metz

Der Traum vom Fliegen war in Erfüllung gegangen. Aber für die Wrights stellte sich daraufhin kein geschäftlicher Erfolg ein. Das sollte noch fünf Jahre dauern. Wolfgang Heinzius erklärt: "1908 führten die Wrights ihren Flyer in Europa vor, und da boomte es. Bis 1914 verkaufte der Berliner Lizenzbetrieb (Flugmaschine Wright GmbH) 60 Flugzeuge."Eine Flugbegeisterung setzte ein, die bis ins Trierer Land ausstrahlte.Der Kaiserliche Aeroklub Berlin schrieb 1910 ein Wett-Fernfliegen Trier-Metz aus, um die Flugapparate zu testen. Heinzius hat herausgefunden, dass vier der fünf teilnehmenden Piloten dabei originale oder umgebaute Wright-Maschinen eingesetzt hatten.Um die Aufgaben zu lösen, wurde mehrere Tage geflogen. Und man höre und staune: Preisgeld und die Finanzierung des Unternehmens wurden von den Städten Trier und Metz aufgebracht.Heinzius abschließend: "Es gab mehrere Gewinner - aber auch einen ganz großen Verlierer: Heinrich Haas (25 Jahre alt) stürzte am 1. Oktober 1910 über Wellen ab und fand den Tod. Trotzdem: Der Trierer Wettbewerb war ein Meilenstein auf dem Weg von Kitty Hawk bis zur Luftfahrt von heute."Auch die Werbepostkarte für dieses Wettfernfliegen verdient einige Anmerkungen: Wer im Archiv des Trierischen Volksfreunds vor Jahren nach Bildern gesucht hat, hielt zuweilen solche in der Hand, die mit einem "K.-" gezeichnet waren. Das Kürzel steht für Kintzinger - er war der Vorgänger von Norbert Kohler im Amte des Lokalchefs beim Trierischen Volksfreund , aufgrund seiner Kolumne als "Balduin" landauf landab bekannt.

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